Die Corona-Pandemie bedeutet für Arztpraxen eine zusätzliche Belastung. Wollen für neue Wege der Kommunikation werben: die Alstedder Ärztinnen Katrin Reckers und Sandra Norkowski.

© Reckers/Norkowski

Bei Corona-Telefonstress in Praxen rät Ärztin: Schonen Sie ihre Nerven!

rnHausarztpraxis

Telefonisch kommen Patienten in Hausarztpraxen kaum durch. Die Praxen sind durch Corona im Dauerstress. Auf ungewöhnliche Weise bittet eine Ärztin um Verständnis für die andere Seite.

Alstedde

, 12.02.2022, 17:40 Uhr / Lesedauer: 2 min

Fünf Telefonleitungen haben die Alstedder Ärztinnen Katrin Reckers und Sandra Norkowski geschaltet. Zwei Mitarbeiterinnen sind zu Stoßzeiten nur für die Telefone da. Und trotzdem merken Patientinnen und Patienten, dass sie nicht durchkommen. Manche fühlen sich am Telefon einfach „weggedrückt“. Das sorgt für Unmut.

Katrin Reckers möchte um Verständnis für die andere Seite werben. Sie hat auf Facebook ihrem Herzen Luft gemacht mit einem wohlmeinenden Tipp: „Wenn Sie zu besonders hochfrequentierten Zeiten, zum Beispiel Montagmorgen, merken, dass Sie nicht durchkommen und es nichts Dringendes ist und es ergo auch etwas warten kann, schonen Sie Ihre Nerven und schreiben einfach eine E-Mail, statt es hundertmal zu versuchen und sich dann zu ärgern - oder versuchen Sie es mittags oder nachmittags.“

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Die Praxis hat ein E-Mail-Postfach (info@praxisluenen.de), aber auch ein Rezepttelefon und die App zum Doc, mit der Patientinnen und Patienten Rezepte und Überweisungen bestellen können. Katrin Reckers versteht nicht, warum diese Möglichkeiten nicht mehr genutzt werden. Ausnehmen will sie davon ausdrücklich ihre betagten Patientinnen und Patienten.

Mehrarbeit, weil Gesundheitsamt überlastet ist

Seit der Corona-Pandemie stehen die Arztpraxen vor sehr viel Mehrarbeit. „Wir müssen plötzlich Dinge abfangen, die gar nichts mit unserer ärztlichen Tätigkeit zu tun haben“, sagt Katrin Reckers. Gemeint sind Fragen zur Quarantäne, weil das Gesundheitsamt überlastet ist, zu Covid-Tests und zu Reisen in Pandemiezeiten. „Viele Menschen sind ratlos und überfordert“, erlebt Katrin Reckers. Es gebe so viel Beratungsbedarf, dass ein Telefongespräch mitunter auch nicht in fünf Minuten erledigt sei.

Die Praxis sei schon kurz davor gewesen, wegen der Fülle an Anrufen ein Call-Center zu beauftragen. Doch eigentlich wolle man so etwas Unpersönliches gar nicht, vor allem nicht für die Älteren.

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Medizinische Fachangestellte nicht im Blick

Der Druck ist hoch. Die Ärztinnen impfen und haben sich in ihrer Freizeit an dezentralen Imfpaktionen beteiligt. Es gibt eine eigene Infektionssprechstunde. Auf dem Parkplatz der Praxis an der Alstedder Straße 116 nehmen die Medizinischen Fachangestellten (MFA) in Schutzanzügen PCR-Abstriche. Sie liefen den ganzen Tag hin und her, doch manche Patienten würden meinen, sie säßen nur herum. Reckers will eine Lanze für ihre sechs MFA und die beiden Mitarbeiterinnen im Backoffice brechen. Es werde sehr viel über die Pflege gesprochen, aber wenig über die MFA. Vielfach würden die Fachkräfte in den Praxen belächelt und nicht ernst genommen. Doch sie ist sicher: „Ohne sie würde der Laden nicht laufen.“

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