Die Schaffung neuen Wohnraums beschäftigt auch die Stadt und die Politik in Lünen. In den vergangenen Sitzungen des Ausschusses für Stadtentwicklung war der „Masterplan Wohnen“ immer wieder Streitpunkt. Am 20. März hatte es deswegen sogar eine Sondersitzung gegeben. Insbesondere das Neubaugebiet „In den Hummelknäppen“ hatte im Vorfeld für deutliche Kritik seitens der GFL gesorgt. Auch die Grünen sprachen sich dagegen aus.
Dass dringend neuer Wohnraum benötigt wird, darüber besteht auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene in den meisten Fällen Konsens. Wie viel sich potentielle Häuslebauer künftig tatsächlich leisten können, lässt sich aber nur schwer abschätzen. Die jüngsten Entwicklungen waren jedenfalls alarmierend. Denn tatsächlich ist die Baubranche nach langen Jahren der Hochkonjunktur zuletzt in die Krise gerutscht. Das belegt unter anderem die Zahl der Baugenehmigungen.
Laut Angaben des Landesinstituts IT.NRW sind diese im Bereich des Wohnungsbaus 2023 deutlich eingebrochen. 9955 Genehmigungen waren es in diesem Jahr. Zum Vergleich: 2022 lag die Zahl noch bei über 16.000 und 2021 bei über 18.000. Aber zeigt sich dieser Trend auch in Lünen? Wie bauwillig sind die Bürger - und wie schnell arbeiten die Genehmigungsbehörden? Um das einschätzen zu können, haben wir der Stadt einen Fragenkatalog geschickt. Nach mehr als einer Woche Bearbeitungszeit haben wir Antworten bekommen - und die fallen ziemlich dürftig aus.
Zahl der Neubauwohnungen in Lünen gestiegen
„Im Jahr 2022 sind 134 Wohnungen genehmigt worden, 2023 belief sich die Zahl auf 179 Wohnungen“, teilt die Stadt mit. Wie viele davon in Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäusern geschaffen wurden, bleibt unbeantwortet. Das gilt auch für die Fragen, wie viele Baugenehmigungsanträge für Wohnungen in den vergangenen beiden Jahren bei der Stadt überhaupt eingegangen sind, wie viele davon genehmigt beziehungsweise abgelehnt wurden und was die Hauptgründe für eine Ablehnung waren.
Hierzu schreibt die Stadt lediglich: „Eine Baugenehmigung wird erteilt, wenn dem Vorhaben keine öffentlich-rechtlichen Vorschriften entgegenstehen (vgl. § 74 Abs. 1 BauO NRW 2018).“ Zahlen nennt sie nicht.

Darüber hinaus wollten wir Folgendes wissen: Was war die schnellste Genehmigung, welche nahm die längste Bearbeitungszeit in Anspruch? Was waren die Hauptgründe für eine lange Bearbeitungszeit? Wie lange dauerte eine solche Genehmigung im Durchschnitt?
Auch auf diese Fragen antwortet die Stadt lediglich mit einem allgemeinen Passus: „Die Behandlung des Bauantrages richtet sich nach § 71 BauO NRW 2018. Zum Thema Fristen ist Absatz 6 beachtlich. Die Bauvorlagen müssen prüffähig und vollständig sein. Im Genehmigungsverfahren werden interne und/oder externe Fachstellen beteiligt. Erst wenn alle Stellungnahmen vorliegen, kann über das Vorhaben abschließend durch die untere Bauaufsichtsbehörde entschieden werden.“
Deutliche Unterschiede zur Nachbarstadt
Zum Vergleich: In Lünens Nachbarkommune Werne lässt sich die Bautätigkeit durchaus fundierter bewerten. Hier wurden im vergangenen Jahr nur 34 Neubauwohnungen geschaffen - so wenig, wie seit 2015 nicht mehr. 14 davon in Einfamilienhäusern und 5 in Zweifamilienhäusern. Im Jahr 2022 waren es noch insgesamt 87 Wohnungen. Ein Großteil davon - nämlich 46 - entstand in Einfamilienhäusern. Den Rückgang erklärte die Werner Stadtverwaltung auf Anfrage unserer Redaktion unter anderem damit, dass es 2023 kaum noch freie Bauplätze in Neubaugebieten gab.
Dass vor allem angesichts der gestiegenen Zinsen auch finanzielle Gründe eine Rolle gespielt haben dürften, darauf deutet der Umstand hin, dass es in Werne 2023 nicht nur weniger Wohnungsbauanträge, sondern auch weniger Anträge für kleinere Bauvorhaben wie etwa Wintergärten und Dachgauben als in den Vorjahren gab. Im vergangenen Jahr lehnte das Bauamt in Werne lediglich einen einzigen Wohnungsbauantrag ab. Dieser sei unvollständig und daher nicht prüffähig gewesen, hieß es.
Die Bearbeitungszeit für einen Antrag liege in Werne im Mittel bei 30 Tagen. Dabei gebe es Fälle, die innerhalb weniger Tage abgeschlossen sind - und solche, die kompliziert sind und sich über Monate ziehen. Ein Grund für lange Bearbeitungszeiten seien Personalengpässe - allerdings nicht in den eigenen Reihen, sondern bei externen Behörden wie dem Kreis Unna.
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