Ausschuss berät über Betreuung schwieriger Kinder
Auslandsmaßnahmen
Dass die Stadt Lünen schwer erziehbare Kinder und Jugendliche im Ausland betreuen lässt, wird Thema im Jugendhilfeausschuss - in seiner nächsten Sitzung Ende April. Solche Projekte sind bei Experten umstritten. Unterdessen will die Organisation, die im Ausland die Betreuung übernimmt, zum Thema nichts sagen.
Die Auslandsaufenthalte waren in den vergangenen Tagen wegen des anhaltenden Krim-Konfliktes in den Fokus der Lüner Öffentlichkeit geraten - denn dort waren 14 schwer erziehbare Jugendliche aus der Lippestadt in Betreuungen untergebracht. Solche Projekte sind in der Wissenschaft umstritten.
Laut Stroscher ist es nicht ausgeschlossen, dass die Jugendlichen, je nach Entwicklung des Krim-Konfliktes, ein Quartier in Moldawien beziehen werden - wie Angehörige gefordert hatten. Darüber fänden Gespräche mit der zuständigen „Jugendhilfe Gegenstrom“ (Münster) statt.
Gegenstrom ist Auftragnehmer der Lüner Jugend-Hilfe. Die münstersche Organisation betreut die Lüner Jugendlichen in der Ukraine. Angaben zu der Betreuung, zur Situation vor Ort und einer möglichen weiteren Evakuierung machte die Gegenstrom-Geschäftsführung nicht. Per E-Mail teilte sie unserer Redaktion mit, dass „es uns auf Grund der uns obliegenden Schweigepflicht nicht möglich (ist), auf Ihre konkreten Fragen zu antworten. Die uns – zum Schutze unserer Jugendlichen und deren Familien – obliegende Schweigepflicht erstreckt sich auf sämtliche Sachverhalte“.
Seit 1989 zählen die sogenannten Auslandsmaßnahmen zum Portfolio der Jugend-Hilfe.
Insgesamt sind derzeit 19 schwer erziehbare Kinder und Jugendliche im Ausland untergebracht - in der Ukraine (14), Rumänien (2), Spanien, Italien und Russland (jeweils 1).
Die Mädchen und Jungen sind bei Betreuern und Familien untergebracht - auf freiwilliger Basis. Bedeutet: die Jugendlichen und die Eltern bzw. Vormünder müssen einverstanden sein.
Die Stadt Lünen zieht die Teilnehmer dann bewusst aus ihrer gewohnten Umgebung, um einen Schnitt zu ihrem bisherigen Leben zu machen.
Laut Studien haben solche Projekte lediglich 80 Prozent Erfolgsquote.
Die Kosten dieser pädagogischen Maßnahme entsprechen nach Angaben der Jugend-Hilfe mit etwa 170 Euro pro Tag denen einer Betreuung in Wohngruppen.