
© Laura Schulz-Gahmen
Arnold Reeker über Bebauung Klöters Feld: „Hoheitsgewalt hat die Kommune“
Podiumsdiskussion
Bei der Diskussionsrunde zum Klöters Feld wurde heftig Pro und Kontra einer Bebauung diskutiert. Dabei wurde auch deutlich, das nur ein kleiner Teil des Biotopes betroffen sein soll.
Das geplante Gewerbebiet „Klöters Feld“ spaltet die Bürger in Lünen. Nachdem sich der Ausschuss für Stadtentwicklung bereits Mitte des Jahres 2021 für die Bebauung vom Klöters Feld im Lüner Süden ausgesprochen hatte, regte sich Widerstand gegen diese Entscheidung. Jetzt gab es extra eine Podiumsdiskussion, die die aufgeheizten Gemüter zwar ruhig und sachlich begonnen haben, doch letztlich kam es zum Show-Down zweier Parteien. Nur einer blieb ruhig wie immer: Der Technische Beigeordnete Arnold Reeker.
Die Lüner Bürgerinitiative (BI) gegen die Müllkippe Dortmund-Nord-Ost, ist gegen ein Gewerbegebiet im Lüner Süden, weil, so ihre Argumentation, dort ein wichtiges Biotop ist, das der Artenvielfalt dient. Sogar ein Bürgerbegehren strebt die BI um Vorstandsmitglied Leo Bögershausen an. Dazu sammelt sie gerade Unterschriften.
Sechs Argumentationen
Aber darum ging es den Veranstaltern bei der Podiumsdiskussion am Mittwochabend (27. April) im Freiherr-vom-Stein Gymnasium nicht. Etwa 70 Lüner und Lünerinnen waren zu der Diskussionsrunde mit sechs Sprechern gekommen. Auf der einen Seite argumentierten Leo Bögershausen von der BI und Thomas Matthée vom Arbeitskreis Umwelt und Heimat gegen eine Bebauung in Form eines Gewerbegebiets.

Um diese Fläche in Lünen-Süd geht es bei den vielen Gesprächen mit Anwohnern, der Bürgerinitiative, der Stadt und dem Eigentümer. © Dennis Görlich
Von Seiten der Stadt waren der Technische Beigeordnete Arnold Reeker und Daniela Fiege, Vorstand Stadtbetrieb Abwasserbeseitigung Lünen (SAL), anwesend. Rüdiger Haag, SPD-Ratsherr und Vorsitzender im Ausschuss für Stadtentwicklung sprach sich zusammen mit dem Eigentümer der Fläche zur Diskussion stehenden Fläche, nämlich die Harpen AG aus Dortmund - anwesend in Form von Geschäftsführer Franz Peveling, für eine solche Bebauung aus.
5-Minuten-Statements
Alle Diskussionsteilnehmer brachten in einem etwa fünfminütigem Statement ihre Sichtweisen zum Thema vor. Die BI brachte im Verlauf des Abends vor allem den Artenschutz ins Gespräch, die Bedeutsamkeit der dort lebenden Tiere, die Zerstörung eines Biotopes und die möglichen Hochwasserrisiken.

Das ist der potenzielle Bebauungsplan, ob aber letztendlich alles auch so passiert wie hier gezeigt, steht noch längst nicht fest. Geplant ist, wie man hier sehen kann, nur einen kleinen Teil des Biotopes "den Sporn" für die Baumasse zu entnehmen. © Harpen AG
Letzteres konnte Daniela Fiege von SAL entkräften, denn es gibt Hochwasserkarten, diese deuten nicht auf ein steigendes Hochwasserrisiko hin, auch nicht durch eine Bebauung. Die Durchflussmenge ändere sich dadurch nicht und der Lippeverband, dem der an das Gelände angrenzende Lüserbach gehört, sehe ebenfalls kein erhöhtes Hochwasserrisiko.
Nur ein teil des Biotopes soll entfallen
Auch Franz Peveling von der Harpen AG beteuerte im Laufe des Abends mehrmals, dass er selbst kein Interesse daran hat, auf dem Klöters Feld ein Gewerbegebiet zu bauen, wenn dort in Zukunft Hochwasserschäden auftauchen könnten. Außerdem zeigte er in einer Präsentation, welcher Teil des Biotopes tatsächlich laut den derzeitigen Planungen entfallen würde. Dabei handelt es sich nur um einen kleinen Teil, „den Sporn“, wie Bögershausen ergänzte. Das ist wohl nicht allen anwesenden Bürgern klar gewesen, denn es machte sich Überraschung im Saal breit. Offenbar wurde angenommen, dass das gesamte Biotop entfallen würde.

Neben dem ein oder anderen Ratsvertreter und Ausschussmitglied sind auch viele Lünerinnen und Bürger, die betroffen von einem solchen Vorhaben wären, zu der Diskussionsrunde erschienen. © Laura Schulz-Gahmen
Rüdiger Haag sprang auf die Bedenken der BI hinsichtlich der Umweltaspekte nicht an, sondern entgegnete ebenfalls mehrmals, dass ein solches Prozedere nach geltendem Gesetz erfolge und es dafür ein geordnetes Verfahren gibt. Heißt, wenn Gründe in einem Gutachten auftauchen, und davon wird es viele geben, die gegen den Bau sprechen, dann werde das berücksichtigt. Man könne nicht einfach bauen, wie es einem beliebt.
„Hoheitsgewalt hat immer die Kommune“
Immer wieder kamen Fragen von Bürgern auf, die dann an Arnold Reeker weitergegeben wurden. Dieser blieb den gesamten Abend über, auch während andere Diskussionsteilnehmer sich zunehmend zu diffamieren versuchten, ruhig und beantwortete mit viel Geduld die Fragen, die er im Stande war zu beantworten. Andere Fragen mussten unbeantwortet bleiben, denn bei den aktuell vorgelegten Plänen handelt es sich um vorbereitende Pläne, so könnte es quasi mal aussehen.
In einem laufenden Entwicklungsprozedere ist die Wahrscheinlichkeit, dass immer wieder nachgebessert werden muss, allerdings so groß, dass die letztendliche Version auch völlig anders aussehen kann. Auch bei der Zahl der entstehenden Arbeitsplätze gab es hitzige Wortgefechte zwischen BI-Vorstand Bögershausen und Peveling von der Harpen AG. Franz Peveling nannte die Zahl 400, legte sich aber nicht darauf fest. Leo Bögershausen unterstellte ihm, unseriös zu sein, wenn er einfach eine solche Zahl nenne. Rüdiger Haag betonte, dass es sich dabei um eine geschätzte Zahl handele, die auf den Erfahrungswerten von Peveling beruhen.
Bei den ganzen Diskussionen blieb einer gelassen - Arnold Reeker. Eine Sache, die er wiederholt betonte: „Harpen hat hier nicht das letzte Wort. Die Hoheitsgewalt hat immer die Kommune.“ Heißt: Letztendlich ist Harpen wie Peveling selbst sagt „nur Dienstleister.“
Trotzdem bleibt abzuwarten, ob die BI mit ihrer Unterschriftensammlung für ein Bürgerbegehren erfolgreich sein wird. Falls dem so ist, kann der Rat der Stadt Lünen dem nachgeben oder es gibt einen Bürgerentscheid. Dann gilt wieder: Es lebe die Demokratie. So oder so, werden sich die Lüner entscheiden, für oder gegen einen Bau des Gewerbegebietes am Klöters Feld.
Laura Schulz-Gahmen, aus Werne, ist Redakteurin bei Lensing Media. Vorher hat sie in Soest Agrarwirtschaft studiert, sich aber aufgrund ihrer Freude am Schreiben für eine Laufbahn im Journalismus entschieden. Ihr Lieblingsthema ist und bleibt natürlich: Landwirtschaft.
