Schauspielerin Senta Berger bekommt Preis beim Kinofest Lünen „Kino ist unverzichtbar“

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Senta Berger gehört seit Jahrzehnten zu den beliebtesten und erfolgreichsten deutschsprachigen Schauspielerinnen. Nun bekommt sie bei der Abschluss-Gala des 33. Lüner Kinofests am 3. Dezember in der Cineworld den Preis für ihr Lebenswerk. „Senta Berger war eine absolute Wunschkandidatin für uns. Sie hat eine unvergleichlich reichhaltige deutschsprachige wie auch internationale Karriere als Schauspielerin zu verzeichnen,“ so Sonja Hofmann, künstlerische Leiterin des Kinofests. Eine Karriere, die die heute 82-jährige Senta Berger schon früh nach Hollywood und dort, wie auch anschließend in Europa, zu sehr erfolgreichen Produktionen sowohl im Kinobereich wie auch im Fernsehen und Theater führte. Auch als Produzentin feierte sie Erfolge. Sonja Hofmann: „Sie ist zudem auch eine sehr sozialpolitisch engagierte Persönlichkeit.“

Im Anschluss an die Preisverleihung zeigt das Kinofest den aktuellen Kinofilm von Senta Berger. Für „Weißt du noch“ stand sie mit Günther Maria Halmer vor der Kamera. „Ich habe den Film bei der Premiere auf dem Filmfest München gesehen und mich sehr gefreut, dass wir zur Verleihung des Ehrenpreises an Senta Berger ihre aktuelle Kinoarbeit präsentieren können. Das ist ein Geschenk“, so Sonja Hofmann. In der Tragikomödie von Regisseur Rainer Kaufmann stellen Berger und Halmer ein Ehepaar dar, das mehr als 50 Jahre verheiratet ist. Das zumindest kennt Senta Berger aus dem eigenen Leben, sie ist mit Regisseur Michael Verhoeven mehr als 57 Jahre glücklich. In der Film-Ehe mit Halmer jedoch treten ausgerechnet am Hochzeitstag Risse auf. Und dann merken beide auch noch, dass sie ihr Gedächtnis im Stich lässt. Immer mehr Erinnerungen scheinen verloren zu gehen. Doch der Ehemann hat da eine Lösung parat.

Im Vorfeld des Kinofests nahm sich Senta Berger Zeit, Fragen zum Kino und zu ihrem neuen Film zu beantworten.

Schauspielerin Senta Berger und ihr Ehemann, Regisseur Michael Verhoeven, beim Deutschen Filmpreis. Sie sind seit 1966 verheiratet.
Schauspielerin Senta Berger und ihr Ehemann, Regisseur Michael Verhoeven, beim Deutschen Filmpreis. Sie sind seit 1966 verheiratet. © picture alliance/dpa

Was bedeutet Ihnen der Preis für Ihr Lebenswerk, verliehen von einem Kinofestival?

Ich verbinde mit Kino mein ganzes Leben. Die große Leinwand hat mich schon als Kind magisch angezogen. Meine Karriere habe ich mit Kinofilmen gemacht. Erst in Deutschland, später in Amerika, um dann über italienische und französische Filme wieder nach Deutschland zurückzukehren. Gerade zu einem Zeitpunkt, wo das Fernsehen begann, populär zu werden und viele Kinos schließen mussten, haben mein Mann und ich Ende der 60erJahre eine eigene Filmproduktion gegründet, die Sentana Filmproduktion und haben begonnen Kinofilme zu produzieren. Ich darf Ihnen einige nennen: „Der Graben“, „Die Weiße Rose“ „ Das Schreckliche Mädchen“, „Mutters Courage“. Nach der Wende haben wir in Berlin das Kino „Toni“ gekauft in Weißensee. Wir haben das Kino vor fünf Jahren verkauft. Aber die 25 Jahre in denen wir das Kino „Toni“ hatten, waren ganz wunderbar. Wir spielten nur europäische Filme und hatten ein völlig gemischtes Stammpublikum, das ich zum Teil mit Namen kannte. Ich empfinde die Auszeichnung für mein Lebenswerk als eine große Anerkennung meiner Arbeit im Kino und für das Kino.

Was hat Sie an der Rolle in „Weißt du noch“ gereizt?

Es ist gar nicht die Rolle, die ich unbedingt spielen wollte, - ich wollte die Geschichte miterzählen. Wie geht man als alter Mensch mit dem Rest Lebens um?

Wie gestaltet man die überschaubaren Jahre, die noch bleiben? Wie erinnert man sich an die Anfänge einer großen Liebe und schöpft aus den Erinnerungen so viel Kraft und Zuneigung, dass man liebevoll und respektvoll miteinander umgehen kann? Diese Themen sind interessant und nicht nur für alte Menschen. Das Drehbuch war wie eine Partitur, die man spielen kann, ohne eine Note, ein Wort verändern zu müssen. Das ist leider sehr selten. Günther Maria Halmer und ich haben am Theater angefangen und wir haben die Zeit besonders genossen, - weil sie uns an diese verrückte Anfängerzeit erinnert hat. Wir haben manche Szenen bis zu zehn Minuten durchgespielt. Vormittags haben wir probiert und nachmittags gedreht. Herrlich!

Senta Berger glaubt an eine Zukunft des Kinos, auch wenn es schwieriger geworden ist, das Publikum ins Kino zu bringen.
Senta Berger glaubt an eine Zukunft des Kinos, auch wenn es schwieriger geworden ist, das Publikum ins Kino zu bringen. © Jürgen Olczyk

Glauben Sie an die Zukunft des Kinos trotz der Erfolge der Streaming Dienste?

Es ist deutlich schwieriger geworden. Das ist klar. Wir haben mit verschiedenen Veranstaltungen im Kino „Toni“ versucht, das Kino in dem Bewusstsein der Leute zu verankern. Also an den kinofreien Tagen, gab es Diskussionen jeder Art, politisch, künstlerisch, wir haben Kabarettkünstler eingeladen - und für die Bewirtung im Foyer auch mal einen Koch. Wie in meiner Jugend wird es nicht wieder sein. Als Ort des gemeinsamen Erlebens ist das Kino unverzichtbar. Man sollte über Förderungen nachdenken, ähnlich wie Theater und Opernhäuser sie bekommen - wenn die Gesellschaft die Kinos halten will. Es hat wenig Sinn, Filme zu fördern, die dann kein Kino finden, in denen sie gespielt werden können.

Karten für Galas erhältlich

Karten für die Eröffnungs-Gala des 33. Kinofests am 29.11. und die Abschluss-Gala am 3.12. gibt es bereits jetzt in der Cineworld, Im Hagen 3, oder online zu kaufen. Das gesamte Programm wird am 10. November präsentiert, der Vorverkauf fürs Kinofest startet dann am 11. November. Derzeit werden unter anderem die Filmkopien für das Festival besorgt: „Wir koordinieren alle Veranstaltungen und laden natürlich auch viele tolle Gäste zu den Filmen ein,“ so Sonja Hofmann, die zum dritten Mal für das Programm des Festivals zuständig ist, das sich seit 1990 dem aktuellen deutschsprachigen Film widmet.

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