Werner SC prüft Vereinsausschlussverfahren Das ist unwürdig - von beiden Seiten

Werner SC prüft Vereinsausschlussverfahren: Das ist unwürdig - von beiden Seiten
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Werner SC prüft Vereinsausschlussverfahren: Das ist unwürdig - von beiden Seiten

Ende April war ich zwar mit ein paar Bedenken, aber eigentlich positiv aus der Jahreshauptversammlung des Werner SC gegangen. Klar war mir bewusst, dass dort noch viel geredet und gestritten werden muss. Das Verhältnis war nach der Aktion der Fußball-Abteilung im Vorjahr extrem zerrüttet. Bei der JHV 2023 hatte die Fußball-Abteilung ohne Vorankündigung einen Gegenkandidaten zur Wahl des Gesamtvereinsvorsitzenden aufgestellt und war mit allen Fußballmannschaften erschienen. Michael Laschitza wurde gewählt, geriet immer wieder in die Kritik und trat ein Jahr später gescholten wieder zurück und aus dem Verein aus. Oliver Grewe übernahm dann wieder. Aber beide Seiten wirkten an dem Abend bei Havers so, als wolle man Frieden schließen, wieder zusammenhalten. Unter den aktuellen Vorzeichen bin ich mir nicht mehr sicher, ob das noch möglich ist.

Werner SC liegt im Clinch miteinander

Einen Brandbrief der Fußball-Abteilung mit Ankündigung der Abspaltung vom Gesamtverein und im Gegenzug ein Antrag auf Vereinsausschlussverfahren gegen die drei Unterzeichner des Briefes – Thomas Overmann, Michael Preik und Dirk Abdinghoff – später, glaube ich, dass eine Schlichtung so ausgeschlossen ist. Obwohl es vernünftig wäre, an gemeinsamen Lösungen zu arbeiten. Denn dass sich der Stadtsportverband inzwischen sogar eingeschaltet hat, um die Parteien an einen Tisch zu bitten, kommt nicht von ungefähr. Was aktuell passiert, ist unwürdig für einen Verein wie den Werner SC. Und zwar von beiden Seiten.

„Wir haben keine Gespräche zur Abspaltung geführt und werden auch keine führen“, sagte Fußball-Vorstand Abdinghoff in der vergangenen Woche zu mir. Das ist schon ein Offenbarungseid. Der Brandbrief war also eher eine Platzpatrone. Mit so einer Aussage scheint es, als wollte man mit der Androhung auf Abspaltung erwirken, dass der Hauptvorstand zugunsten der Fußball-Abteilung handelt. Man habe sich hilflos gefühlt, so Abdinghoff. Doch da ist der Vorstand völlig über das Ziel hinausgeschossen. Die Konsequenz spüren jetzt die drei Unterzeichner. Menschen unter Druck zu setzen, mit denen man sowieso schon im Clinch liegt und die gewissermaßen am längeren Hebel sitzen – einfach unklug.

Legt eure Egos doch mal beiseite!

Die Retourkutsche dafür ist jetzt nun das Vereinsausschlussverfahren. Einen Tag nach dem Schlichtungsgespräch mit dem SSV entschied man sich dazu – obwohl alle Parteien mit einem guten Gefühl aus dem Gespräch gegangen seien. Dass eine Schlichtung in so einer verfahrenen Angelegenheit nicht mit einem Gespräch gemacht ist, sollte allen Beteiligten eigentlich klar sein. Dass man quasi nun sämtliche Möglichkeiten auf eine Schlichtung damit in den Wind schießt ebenfalls. So übereifrig der Brandbrief war, so übereifrig wirkt nun der Gegenschlag des Hauptvorstandes. Und das größte Problem: Beide Parteien sehen sich im Recht, keiner will klein beigeben. Vor allem Letzteres würde bei einzelnen Personen von wahrer Größe zeugen und zeigen, dass man das Wohlergehen des Vereins an erste Stelle stellt – und nicht der eigene Stolz einzelner Personen.

Immer wieder kommt die Beschwerde, dass so viel Unruhe im Verein herrsche, so viel Unruhe in den Mannschaften dadurch. Doch mit solchen Aktionen von beiden Seiten sorgt man weder für Ruhe noch für Sicherheit. Es wäre vernünftiger, weitere Gespräche zu suchen, in denen wirklich Klartext gesprochen wird und dann nach ein paar Gesprächsterminen zu schauen, ob man einen gemeinsamen Konsens noch finden kann. Und dann vielleicht auch mal persönliche Schlüsse aus den Vorgängen der vergangenen Wochen und Monate ziehen. Das Angebot des SSV steht noch, so Markus Schnatmann. Es wäre wünschenswert, wenn beide Parteien es auch in Betracht zögen. Denn bei einem eventuellen Vereinsausschluss würden beide Parteien großen Schaden davon tragen – sowohl personell, finanziell als auch ruftechnisch. Und das wäre für einen Verein mit Strahlkraft in die Umgebung wie dem Werner SC folgenschwer.