
© Privat/Sebastian Voigt
Vom Basketballer zum Bodybuilder: Sebastian Voigt nahm 34 Kilo für sein Hobby ab
Bodybuilding
Für die einen sind sie grotesk. Doch für Sportler wie Sebastian Voigt sind sie faszinierend: Bodybuilder. Der ehemalige Basketballer hat deshalb selber mit dem Dauersport angefangen.
Sie sehen aus wie aus Stein gemeißelt. Jeder Muskel ist definiert, die Adern treten hervor, kein bisschen Fett scheint an ihren Körpern hervor. Kaum ein Sport sorgt für so viel Aufsehen wie Bodybuilding. Doch dahinter steckt mehr als nur ein Hobby. Für Sebastian Voigt ist es eine Lebenseinstellung.
Denn Bodybuilding ist nicht nur gesunde Ernährung und ab und zu ins Fitnessstudio. Voigt hat sein ganzes Leben umgekrempelt. Früher stand er für die LippeBaskets auf den Court, bis ihn eine schwere Hüftverletzung mit gerade mal 25 Jahren zum Aufhören zwang. Den Ausgleich fand er dann in der Extremsportart Bodybuilding.
„Ich fand das schon immer sehr begeisternd“, sagt Voigt: „Mich fasziniert es, was man mit dem menschlichen Körper so machen kann.“ Schon neben seiner Zeit als Basketballer habe er sich für Bodybuilding interessiert und in die Richtung trainiert. „Aber ich hab das immer auf Sparflamme laufen lassen, weil es schon ein Dauersport ist.“
Ein Dauersport, der inzwischen starken Einfluss auf sein Leben genommen hat. Seit Dezember habe er 34 Kilogramm an Gewicht verloren. Keine einfach Aufgabe. „Das Schwierige daran ist, dass man fast auf all das verzichten muss, auf was man Lust hat: Süßigkeiten, Alkohol, Nascherein“, erklärt er. Der innere Schweinehund musste dafür mehr als einmal bekämpft werden.
Bloß nicht ansprechen!
Um die Kilos erstmal zu verlieren, ging er neben dem Fitnessstudio alle zwei Tage joggen. Ein Freund motivierte ihn dazu. Inzwischen hat er die Laufeinheiten getauscht mit einem Besuch im Fitnessstudio. Die Extramotivation von seinem Freund braucht er nicht mehr: „Das ist alles genauso eine Gewohnheit geworden wie das Leben früher.“
Der Zeitaufwand ist dazu groß. Sechs Mal geht Voigt ins Fitnessstudio in Werne. Knapp 90 Minuten verbringt er dabei alleine mit Training. Dazu dehnt er sich 30 Minuten lang nach jeder Einheit, um die Muskeln zu schonen. Gar nicht so einfach in einer Stadt wie Werne, wo viele ihn kennen und er viele kennt. „Ich versuche, mich auf das wesentliche zu konzentrieren und nicht zu viel zu Quatschen. Meisten setze ich dann Kopfhörer und Kapuze auf, damit mich keiner anspricht“, sagt er mit einem Lachen.
Beintraining wichtig für den Oberkörper
Seinen Trainingsplan hat er dabei selbst zusammengestellt. Jedes Training fokussiert dann ein anderes Körperteil oder eine andere Muskelgruppe. Momentan macht er im Wechsel Übungen für Brust, Trizeps und Schultern sowie Rücken, Bizeps und Bauch. Dazwischen trainiert er seine Beine mit Cardio-Training. Kniebeugen oder Beinpressen darf Voigt momentan nicht machen. Die Hüfte würde darunter zu sehr leiden.
Mit 25 wurde bei ihm ein irreparabler Hüftschaden festgestellt. Das bedeutete das Ende seiner Basketball-Karriere bei den LippeBaskets. „Ich darf dadurch keine Übungen machen, die schwer aufs Gelenk schlagen“, erklärt er. Doch durch die Verletzung habe er seinen Körper besser kennengelernt. Ganz aufs Beintraining könne man beim Bodybuilding nämlich nicht verzichten: „Beim Beintraining wird am meisten Testosteron ausgeschüttet, das hilft dann dem Oberkörper auch.“
Um möglichst Hüft-schonend zu trainieren, stehe Voigt im ständigen Austausch mit seinen Ärzten. Dass die besagte linke Hüfte irgendwann wieder besser wird, ist auch das Hauptziel des 25-Jährigen. Dass diese wieder gesund wird, ist ihm auch bislang wichtiger, als das Aussehen beim Bodybuilding. „Der Hauptgrund war und ist die Gesundheit. Ich mache es auch weiter erstmal für mich und nicht für andere“, erklärt er.
Denn Bodybuilding ist auch oft eine Frage der Ästhetik. Gerade, wenn es um Wettkämpfe geht. Die Bodybuilder präsentieren sich dann oft braun gebrannt - oder eher mit Selbstbräuner eingerieben - und in einer winzigen Unterhose vor einer Jury. Also ein ganz anderer Dress als die weiten Trikots und Hosen beim Basketball.
Auch Sebastian Voigt spielt schon mit dem Gedanken, mal an einem Wettkampf teilzunehmen. „Ich habe gesehen, was ich in einem halben Jahr alles geschafft habe. Auch wenn ein Wettkampf in diesem Jahr nicht mehr möglich ist“, sagt der gelernte Krankenpfleger.
Dünne Haut gleich mehr Definition
Zumal so ein Wettkampf auch mit einer extremen Vorbereitung verbunden ist. In den Wochen vorher werden laut Voigt Kohlenhydrate runtergeschraubt. In den Tagen vor dem Wettkampf wird dann erst sehr viel getrunken, dann am Wettkampftag kaum noch etwas: „In den Tagen davor trinkt man zu erst drei, dann fünf, dann sieben Liter. Am letzten Tag dann nur 250 Milliliter.“
Eine Entwässerungskur nenne man das. Gesund ist das nicht, sorgt aber für nötige Wettkampfästhetik: „Wasser ist hauptsächlich das, was dem Körper Definition nimmt.“ Durch die Entwässerung wird die Haut dünner, sitzt damit enger auf den Muskeln. Übrigens eine Methode, die zum Beispiel auch Hollywood-Schauspieler wie der Superman-Darsteller Henry Cavill benutzen, um oberkörperfrei vor der Kamera besser auszusehen.
Alles Dinge, die Voigt neben der Arbeit sich angelesen hat. „Das ist alles eine Wissenschaft für sich. Weil ich auch im Krankenhaus arbeite, versuche ich, Stoffwechselprozesse zu verstehen“, erklärt er. Durch Corona habe er sich eben in das Thema reingearbeitet. „Dadurch ist das wie so ein 24/7-Hobby geworden“, sagt Voigt. Und ein Ende ist da nicht in Sicht.