Hockeyabteilung des TV Werne rehabilitiert sich

Hockey

Vor wenigen Jahren war die Hockeyabteilung des TV Werne so dünn besetzt, dass es keine Nachwuchsteams mehr gab und die Herren in einer eigens gegründeten Liga spielten, um überhaupt spielen zu können. Mittlerweile kann die Abteilung ihren Sport wieder ambitioniert ausüben. Warum das so ist und wie sich die erste Herrenmannschaft in ihrer ersten Saison angestellt hat, hat Bernd Heimann, Jugendwart der TVW-Hockeyabeilung, im Interview erzählt.

WERNE

, 25.03.2017, 12:39 Uhr / Lesedauer: 3 min
Fabian Lang (r.) versucht seinem Gegner den Ball abzunehmen. Dass sich Spieler mit den Schlägern verletzen, ist laut Bernd Heimann sehr selten. Das würde das Regelwerk unterbinden.

Fabian Lang (r.) versucht seinem Gegner den Ball abzunehmen. Dass sich Spieler mit den Schlägern verletzen, ist laut Bernd Heimann sehr selten. Das würde das Regelwerk unterbinden.

Herr Heinemann, die Hockey-Herrenmannschaft hat die 3. Verbandsliga vergangenes Wochenende auf dem dritten Rang abgeschlossen. Relegationsplatz zwei knapp verpasst – trotzdem zufrieden? Ob Platz zwei für die Relegation gereicht hätte, ist noch nicht ganz klar. Es gibt eine Neuordnung der Ligen, die die Teams von acht auf sechs pro Liga reduziert.

Das klingt aber nicht nach vielen Spielen... Sie müssen bedenken, dass wir bei acht Mannschaften 14 Spiele in einem halben Jahr in der Halle machen. Den Rest des Jahres spielen wir auf dem Feld. Wie die Neuordnung aussieht, weiß ich noch nicht, aber wir spielen sicher Verbandsliga.

Welche Ambitionen hat denn die Hockeyabteilung des TV Werne? Derzeit bekommen wir aus dem Nachwuchs neue Leute. Eine Liga sollten wir mindestens noch aufsteigen, wenn nicht zwei. Vielleicht haben die Jungs dieses Jahr schon vom Aufstieg geträumt, aber es ist die erste Saison im Ligabetrieb seit vier Jahren gewesen. Da muss man sich auch erst mal dran gewöhnen.

Nachschub aus der Jugend – das war nicht immer so. Wie haben sich die Mitgliederzahlen in den vergangenen Jahren entwickelt? 2006, am Tiefpunkt, waren wir noch 19 Mitglieder. Seitdem sind wir kontinuierlich gewachsen und stehen momentan bei 143 Mitgliedern.

Was haben Sie unternommen, um die Abteilung auf Vordermann zu bringen? Wir haben zwei Vorstände um je vier Personen – einen für die Abteilung und einen für den Förderverein. Das ist das Kernteam. Wenn wir Sitzungen haben, sind die für alle Mitglieder offen. Jeder kann sich einbringen. Das wird gut angenommen. Außerdem ist es bei uns sehr familiär – wenn einer spielt, dann folgen meist schnell die Geschwister und dann sind auch die Eltern dabei.

Das allein kann aber nicht der Grund sein. Wie gesagt: Hockey ist ein familiärer Sport. Als wir vor zwei Jahren einen Ausflug zur WM nach Den Haag gemacht haben, war es kein Problem, die Nationalspieler persönlich zu treffen und ins Gespräch zu kommen. Auch wenn wir Ende August zum Ende der Ferien wieder ein Hockeycamp anbieten, ist es nicht unwahrscheinlich, dass da Bundesliga- oder Nationalspieler zu uns kommen.

Sie wollen das ambitioniert betreiben und so den Nachwuchs locken. Das soll schon was bringen. Wir haben Anfang März einen Lehrgang für Trainer mit zehn Nachwuchsspielern von uns gemacht. Da kam mit Oliver Sobotta ein Jugendtrainer vom Mannheimer HC. Das ist der Vorzeigeklub für Hockey in Deutschland. Da ging es um Grundlagen des Trainerdaseins. Wie man sich verhält, auf was man achtet. Da war viel dabei, worüber wir uns nie Gedanken gemacht haben. Wir müssen uns die Trainer auch selbst heranziehen, weil es kaum Hockeytrainer gibt.

Und das funktioniert alles auf ehrenamtlicher Basis? Die älteren wie ich machen das ehrenamtlich. Den Jugendlichen zahlen wir den Trainerkurs und sie werden für ihre Trainertätigkeit auf Honorarbasis bezahlt. Das schütten wir dann ein Mal im Jahr aus. Da haben die Jugendlichen mehr von, als wenn wir monatlich kleine Summen auszahlen würden.

In der Herrenmannschaft haben Sie mit Hubertus Rosendahl einen richtigen, ehrenamtlichen Trainer. Wie wichtig ist er für das Team? Er fungiert als Vater des Ganzen. Seine Söhne spielen auch bei uns. Ich bin dankbar, dass wir keinen Spielertrainer haben, sondern einen, der von außen drauf schaut und reagieren kann. Vor den Spielen organisieren sich die Jungs aber größtenteils selbst. Das geht ja heutzutage über Whatsapp problemlos.

Beim letzten Spiel der Saison saßen hauptsächlich Freunde und Familie der Spieler auf der Tribüne. Eigentlich ist Hockey ein ziemlich dynamischer Sport, warum ist es so schwer, mehr Zuschauer in die Halle zu bekommen? Das Problem sind die vielen Regeln, die nicht jeder versteht. Das hat den Nachteil, dass nicht jeder folgen kann. Der Vorteil ist, dass niemand Zeit hat, zu diskutieren. Unter Einhaltung gewisser Regeln kann der gefoulte Spieler sofort weiterspielen, muss nicht passen. Taktische Fouls machen beim Hockey also keinen Sinn und diskutiert wird auch kaum, weil ich mich sofort wieder aufs Spiel konzentrieren muss.

Welche Fortschritte hat das Herrenteam über die Saison gemacht, wie trainieren Sie? Trainiert wird meist mit der männlichen B-Jugend. Dann gibt es Trainingsspiele und die verschiedenen Spielsysteme werden geübt. Zwischendurch kommt die Taktiktafel raus und man macht auf Defizite aufmerksam.

Wie viele Teams kann die Abteilung neben den Herren derzeit stellen? Wir haben Mannschaften in den Bereichen Knaben A, B, C und D. Die Spieler der männlichen Jugend A rutschen in den Herrenbereich hoch. Dazu kommen weibliche Teams in der Jugend A sowie eine Mannschaft bei den Mädchen A und B. Wir haben auch ein Frauenteam, das aber noch nicht für den Spielbetrieb gemeldet ist.

Werben Sie auch in den Schulen für den Hockeysport? Ich gehe derzeit einen Tag in der Woche in die Grundschulen und spiele mit den Kindern Hockey im Sportunterricht. Ich werbe aber nicht die Besten ab. Die Kinder sollen Spaß haben und zu Hause freiwillig sagen: Mama, Papa, das war toll. Da ich will ich mal hin – zum Beispiel zum Schnuppertag am Samstag.

Was würden Sie sich von städtischer Seite für den Hockeysport in Werne wünschen? Wenn die neue Halle an der Berufsschule fertig ist, wäre es schön, wenn sich die Stadt zusammen mit den Vereinen Gedanken über die Hallenbelegung macht. Jeder kämpft um seine Zeiten, das verstehe ich. Aber Mitgliederzahlen ändern sich und das muss berücksichtigt werden.

Was würden Sie vorschlagen? Dass einzelne Sportarten eine feste Halle zugewiesen bekommen, in denen dann auch ihr Material lagert.

Was erwarten Sie persönlich noch vom Hockeysport? Wenn meine kaputten Füße es erlauben, dann würde ich gerne kommende Saison noch mal mit den Jungs, die ich in den Verein gebracht habe, auf dem Feld stehen.

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