„Fairer Wettbewerb ist das für uns nicht“: Landesligist ist der Corona-Verlierer Westfalens

© Timo Janisch

„Fairer Wettbewerb ist das für uns nicht“: Landesligist ist der Corona-Verlierer Westfalens

rnFußball: Landesliga

Viele Mannschaften leiden aktuell unter den Einschränkungen durch die Coronakrise. Einen Landesligisten hat es aber ganz besonders erwischt. Spielen muss die Mannschaft aber trotzdem - noch.

Drensteinfurt

, 20.10.2020, 06:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

So ganz übersichtlich ist die Lage aktuell nicht. Drei Spiele sind am Wochenende beispielsweise in der Landesliga 4 ausgefallen, die Kreisligen Unna/Hamm haben gar nicht gespielt. Auch einige Teams in der Westfalenliga mussten aufgrund der aktuellen Corona-Regeln passen.

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Bei vielen Mannschaften sorgten die unfreiwilligen Pausen für Unzufriedenheit. Aber ein Team aus der Landesliga 4 ist wohl noch mehr von den Folgen rund um die Corona-Pandemie gebeutelt als viele andere: der SV Drensteinfurt.

Ziemlich oft hat Oliver Logermann, Trainer des Landesligisten, aktuell den vereinsinternen Coronabeauftragten am Telefon. „Wir sind vorsichtig geworden und sprechen mittlerweile viel ab“, sagt der gebeutelte Trainer.

Der große Schreck kam nach dem Spiel gegen IG Bönen

Denn die Misere des SV Drensteinfurt startete bereits kurz nach dem dritten Spieltag. Mit 2:6 hatte die Mannschaft gegen die IG Bönen verloren - kein gutes Ergebnis, aber gegen den Top-Favoriten der Liga sicherlich keine Schmach. Der große Schreck kam auch erst nach dem Spiel.

Denn wenige Tage später klingelte in Drensteinfurt das Telefon. Bei der IG Bönen gab es einen Coronafall. Der SV informierte sofort das Gesundheitsamt - und dann wurde es kompliziert. „Wir haben einige Spieler, die im Kreis Warendorf wohnen, andere aus dem Kreis Münster“, erklärt Logermann.

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Die Spieler aus dem Kreis Warendorf wurden vom dortigen Gesundheitsamt in Risikogruppe 1 eingestuft. Das bedeutet erhöhtes Risiko, ein verpflichtender Coronatest und Quarantäne. Das Gesundheitsamt Münster stufte allerdings in Risikogruppe 2 ein - damit kein verpflichtender Test und keine Quarantäne.

Dieser Zustand änderte sich auch nicht, als ein Drensteinfurter aus dem Kreis Warendorf positiv getestet wurde. „Wir aus dem Kreis Münster haben uns dann freiwillig testen lassen und waren alle negativ“, berichtet Logermann. Aber dennoch: Zwei Wochen Quarantäne waren für einen Großteil der Mannschaft verpflichtend.

„Das war für mich als Trainer keine angenehme Zeit“

„Das war für mich als Trainer natürlich auch keine angenehme Zeit. Ich habe wahnsinnig viele Gespräche geführt - und das fast nie über Fußball“, erklärt Logermann. „Das wirft dich natürlich total aus der Bahn und du wirst noch vorsichtiger.“

Das erste Spiel nach der Quarantäne absolvierte die Mannschaft dann ausgerechnet gegen den SV Herbern. „Wir wussten schon, dass Herbern eine gute Mannschaft ist. Aber wenn man frisch aus der Quarantäne kommt, wird das natürlich nicht einfacher“, so der SVD-Trainer.

Natürlich folgte auch vor dem Spiel gegen Herbern ein langes Telefonat mit dem Coronabeauftragten. „Wir haben da sicher eine Stunde telefoniert“, sagt Logermann. „Da habe ich dann zum Beispiel auch erfahren, dass ich eine Besprechung nur mit zehn Spielern in der Kabine abhalten darf.“ Eine unglückliche Situation - Logermann hatte ohnehin nur 13 Mann im Kader.

Um den Kopf frei zu kriegen, von der so schwierigen Situation, wollte Logermann vor dem Duell mit Herbern noch eine Runde laufen gehen - eigentlich. „Da hat mich dann - noch ganz kurz vor dem Spiel - ein Spieler angerufen und gesagt, er hatte Kontakt zu einer Person, die jetzt getestet wird. Also musste ich wieder alles umschmeißen“, berichtet der Coach.

Kein Wunder also, dass die Mannschaft des SVD aktuell absolut verunsichert ist. Schließlich kommt noch dazu: Nahezu an jedem Spieltag hat die Mannschaft aktuell nur 12 oder 13 Spieler im Kader. „Das hat ganz verschiedene Gründe. Natürlich haben wir auch einige Verletzte. Aber es gibt auch Spieler, die aufgrund der aktuelle Situation mit Corona einfach nicht spielen möchten“, schildert Logermann die Lage. So kommt es auch dazu, dass er teilweise sogar selbst auf dem Platz aushelfen muss - obwohl er genau das eigentlich als Trainer nicht mehr wollte.

In den kommenden Wochen wird die Belastung aber auch nicht weniger. Denn nun wird Spiel um Spiel nachgeholt, dass Drensteinfurt zuletzt verpasst hat. „Wir spielen fast immer auch unter der Woche jetzt und haben ja auch noch den Westfalenpokal“, sagt der Coach. „Da bleibt wenig Zeit, hauptsächlich für die Regeneration.“

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Aktuell muss Drensteinfurt aber trotzdem spielen - zumindest noch. Die Mannschaft zählt zum Kreis Warendorf, der seit Montag den Inzidenzwert von 50 überschritten hat und damit als Risikogebiet gezählt wird. „Da muss man jetzt mal abwarten“, sagt der Trainer. „Vielleicht dürfen wir ja bald dann eh nicht mehr spielen.“

Als Aufsteiger habe man sich so auf die Landesliga gefreut, berichtet Oliver Logermann. „Und ich bin auch immer noch der Meinung, dass wir von der Qualität absolut in diese Liga gehören“, sagt er. „Ein richtig fairer Wettbewerb ist das für uns aktuell natürlich nicht. Aber jammern will ich auch nicht. Es ist alles erklärbar - deswegen kann ich da deutlich besser mit leben, als wenn die Jungs einfach nur schlecht spielen würden.“

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