Neue Spielzeit, neue Liga: Der Werner SC und der SV Herbern treten nach ihren Abstiegen in der Fußball-Bezirksliga 7 an. Auch TuRa Bergkamen ist neu nach den Aufstieg, der VfL Kamen kennt die Liga schon. Wir stellen die Liga vor im großen Bezirksliga-7-Check:
SV Herbern (Absteiger)
Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren kam es nach dem Abstieg in der vergangenen Spielzeit zu einem personellen Umbruch sowohl im Kader als auch auf der Trainerbank beim SVH. Oliver Glöden avancierte vom Co unter Ex-Coach Julian Wiedenhöft noch in der Rückrunde zum Cheftrainer mit Marcus Fischer an seiner Seite. Glöden ist damit der vierte Coach innerhalb von drei Jahren (Möllers, Siegert, Wiedenhöft, Glöden). Mit dem Ex-Bundesligaprofi hofft der SVH nun, wieder längerfristig einen Trainer binden zu können. Die unruhigen Zeiten der vergangenen zwei Spielzeiten will der Bezirksligist hinter sich lassen, mehr Ruhe soll wieder einkehren. Der SVH hat dafür auch wenige externe Neuzugänge geholt wie Marcel Niewalda, Kevin Kauschalek oder Lorenz Jücker und mehr auf die eigene Jugend gesetzt mit Talenten wie Jonas Pettendrup oder Jaime Borm.
In der Vorbereitung lief dies mit drei Siegen, zwei Unentschieden und einer Niederlage schon ganz gut. Im Pokal am Sonntag zeigte der SVH hingegen eine schwache Leistung und schied verdientermaßen aus. Damit wartet Herbern weiter auf einen Pflichtspielsieg in 2023. Vielleicht klappt es ja am Sonntag, da geht es auswärts gegen die SpVg Beckum II um 13.15 Uhr.
Werner SC (Absteiger)
Mit Zielen hält man sich beim Werner SC nach dem Debakel der letzten Saison zurück. Man wolle lieber auf sich schauen. Auch beim WSC gab es in der vergangenen Rückrunde einen Wechsel auf der Trainerbank: Kurtulus Öztürk hat das Team von Lars Müller und Joel Simon im Februar übernommen. Neu ist sein Co: Axel Scheunemann ist zurück ins zweite Glied gerückt, Marc Schwerbrock ist nun spielender Co-Trainer. Kadertechnisch gab es einige schwerwiegende Abgänge nach dem Abstieg mit Spielern wie Luis Krampe, Tim Neugebauer oder Jussef Saado. Dafür hat der WSC sich aber auch vielversprechend verstärkt: Jason Jäger erzielte letzte Saison 16 Tore in der Bezirksliga für Westfalia Wethmar, Maurice Modrzik hat Oberliga-, Efe Bozaci Jugend-Landesliga-Erfahrung. Was man in Werne aber nicht müde wird zu betonen: Sie alle sind „Werner Jungs“ oder kommen zumindest aus der näheren Umgebung von Werne. Zurück zu den Wurzeln quasi.
Die Vorbereitung lief dabei ähnlich der des SVH: Fünf Siege stehen einem Unentschieden und einer Niederlage entgegen. Aber auch für den WSC war im Pokal in der ersten Runde Schluss: Gegen den SC Münster 08 gab es eine unglückliche 0:2-Niederlage. Sonntag geht es gegen Saados neuen Klub ASK Ahlen. Anpfiff ist auswärts um 15.15 Uhr.
ASK Ahlen
Wer nun direkt am ersten Spieltag auf das Aufeinandertreffen von Jussef Saado und dem Werner SC hofft, wird enttäuscht: Der Ex-WSCler ist im Urlaub. Dafür ist ein anderer Ex-Werner dabei mit Erkan Baslarli, diesmal aber an der Seitenlinie. Ahlen gilt als Geheimfavorit auf den Aufstieg, hat sich wieder hochklassig verstärkt mit Spielern wie Adem Çabuk und Yasin Acar von Oberliga-Aufsteiger Türkspor Dortmund oder Haytam Boussalham vom Landesligisten SV Hohenlimburg. In der letzten Saison kamen die Ahlener in der Bezirksliga auf Platz drei hinter dem VfL Kamen und SF Oestinghausen. Dafür holte Ahlen den Kreispokal und geht deswegen im Westfalenpokal an den Start. Ein erstes Ausrufezeichen gab es da schon: Gegen Landesligisten Ibbenbürener Spvg gab es einen 2:0-Sieg. Ende der vergangenen Spielzeit sagte Trainer Bülent Kara zu den Westfälischen Nachrichten, dass man „oben mitspielen“ wolle und ambitionierter sei als in der vergangenen Saison. Zwischen den Zeilen heißt dies wohl: Aufstieg.
FC TuRa Bergkamen (Aufsteiger)
Vom Aufstieg will man beim FC TuRa Bergkamen erstmal nichts hören. Der Klassenerhalt ist das Ziel. Schließlich gibt es durch den Aufstieg der Bergkamener erstmals seit Jahren wieder überkreislichen Fußball in der Stadt. Mit 71 Punkten ging es für Bergkamen in die A-Relegation, wo der Aufstieg gegen den VfL Mark festgemacht werden konnte. Um das Ziel Klassenerhalt zu schaffen, hat sich der Verein verstärkt. Unter anderem die Bozkurt-Brüder Can und Cem sind neu am Nordbergstadion, Letzterer spielte auch schon für den Werner SC. Am zweiten Spieltag kommt die TuRa dann direkt in den Lindert – ein neues Derby steht also an. Zum Auftakt kommt aber erstmal der TuS Freckenhorst ins Nordbergstadion (Anstoß 15.15 Uhr).
RW Westönnen
Eine Woche vor Saisonstart herrschte beim Vorjahres-Vierten etwas miese Stimmung: Der letzte Test ging mit 0:4 verloren, eine derbe Schlappe gegen den ebenfalls Bezirksligisten SV Hüsten. „Wir jetzt wissen, dass wir viele Dinge ganz anders machen müssen und anders auftreten müssen“, sagte Christoph Linstaedt im Soester Anzeiger. Eine ärgerliche Pleite, denn sonst hat der Verein aus der Nähe von Werl eine blütenweiße Testspiel-Weste. Westönnen hat aber auch einen Umbruch hinter sich: Neun Abgänge stehen acht Neuzugängen gegenüber. Dabei setz RWW vor allem auf junge Spieler aus der U19.
SG Telgte
Die SG Telgte reiht sich ein in eine ganze Reihe von Vereinen ein, die einen neuen Trainer haben: Seit dieser Saison sitzt dort André Kuhlmann auf der Bank. Der Trainer war zuvor lange bei BW Aasee, davor trainierte er unter anderem die Frauen der Warendorfer SU in der Regionalliga West mehrere Jahre lang. Die Telgter landeten letzte Saison im Mittelfeld und spielten dieses Jahr eher eine durchwachsene Vorbereitung mit vielen Gegentoren.
SV Hilbeck
Es war ein knapper Klassenerhalt, den der SV Hilbeck in der letzten Saison hingelegt hat. Nur sechs Punkte retteten die Werler vor dem Gang in die Kreisliga A. Auch Hilbeck hatte im Nachgang einen Umbruch hinter sich: Auf sieben Abgänge folgten sieben Neuzugänge, unter anderem Fabian Hellmich vom SV Herbern. Generell ist Hilbeck für die Herberner kein unbekannter Verein: Christian Bentrup, Vorgänger von Holger Möllers, ging nach seiner Zeit als Trainer nach Werl, auch Dennis Idczak spielte zwischenzeitlich für den Verein. Der SVH startet übrigens erst am 20. August in die Saison: Die Werler haben am ersten Spieltag direkt spielfrei.
SV Drensteinfurt
Für den SV Herbern ist das Spiel gegen Drensteinfurt ein kleines Derby. Zudem ist der SVD kein unbekannter Klub: In der Saison 2020/21 spielte Drensteinfurt auch in der Landesliga 4, stieg aber nur aufgrund der damals abgebrochenen Corona-Spielzeit auf und ging dann freiwillig den Schritt zurück in die Bezirksliga. Dass man dort auch in dieser Saison spielt, hat mit Glück zu tun: Erst am letzten Spieltag schaffte der SVD den Klassenerhalt und auch nur aufgrund eines Punktes. Die Vorbereitung verlief ähnlich durchwachsen: lediglich zwei Siege aus sechs Spielen, dazu noch ein Unentschieden. Gegenüber dem Westfälischen Anzeiger backt man daher kleine Brötchen: Der Klassenerhalt ist das Ziel.
SVE Heessen
Den Aufstieg in die Bezirksliga hat er nicht geschafft, trotzdem trainiert Kevin Schulzki seit dieser Spielzeit in dieser Klasse. Letzte Saison stand er noch beim VfL Mark an der Seitenlinie und machte Eintracht Werne am letzten Spieltag die Meisterschaft madig. Die Relegation verbaselte Mark dann aber gegen den FC TuRa Bergkamen. Nun also ist er bei SVE Heessen und trainiert dort den Ex-Herberner Marcel Scholtysik und die beiden Ex-WSCler Jawad Foroghi und Dominik Giffey. In der vergangenen Spielzeit wurde Heessen Zehnter, hatte am Ende neun Punkte Abstand zum Abstieg. In dieser Saison will man unter die ersten Fünf kommen.
SpVg Beckum II (Aufsteiger)
Ob die Zweitvertretung der SpVg Beckum die fast makellose Bilanz aus der vergangenen Aufstiegssaison in der Kreisliga A fortsetzen kann? Das sollte schwierig werden. Denn in 28 Spielen holten die Beckumer 26 (!) Siege und zwei Unentschieden. Dazu kommt ein Torverhältnis von 130:26. Unbekannt ist die Römerkampfbahn in Beckum dem Werner SC und SV Herbern nicht. Die erste Mannschaft der Beckumer spielt in der Landesliga 4. Gute Erinnerungen daran haben aber wohl beide eher weniger: Der WSC verlor dort mit 2:5 (am 5. Februar) und hinterher schmiss Lars Müller als Trainer hin. Beim SVH schmiss vor dem Spiel bereits Julian Wiedenhöft hin, man erkämpfte sich zumindest ein 3:3 (am 26. März). Am Sonntag dürfen die Herberner wieder die Fahrt antreten: Anstoß ist um 13.15 Uhr.
TuS Freckenhorst
Für Oliver Glöden sind die Freckenhorster eine der stärksten Mannschaften in der Bezirksliga 7. Und ganz falsch liegt der SV-Herbern-Trainer wohl nicht. Mit RW Westönnen teilte sich der TuS in der Vorsaison den vierten Platz, in der Vorbereitung verlor man nur ein Testspiel gegen den SV Bösensell, der auch den SV Herbern aus dem Kreispokal gekickt hat. Dennoch kann man gespannt sein, wie sich die Freckenhorster präsentieren. Gleich elf Neuzugänge hat der Verein geholt, der Interims-Coach Daniel Tünte zum Chefcoach gemacht hat.
TuS Germania Lohauserholz-Daberg
Und auch die Germania hat ein neues Gesicht an der Seitenlinie: Semir Burnic. Das sorgt dafür, dass Adem Burnic nun von seinem eigenen Bruder trainiert wird. Adem kam 2021 von der SG Bockum-Hövel, Semir in dieser Saison von ASK Ahlen. Und beide haben Ambitionen: Unter die ersten Fünf soll der TuS kommen. Dabei soll ein recht schlanker Kader helfen: Lediglich 21 Spieler stehen den Germanen zur Verfügung. Bislang lief das gut: Jedes Testspiel konnte der TuS gewinnen, dazu gab es ein 7:1-Erfolg im Kreispokal gegen den VfK Weddinghofen.
VfL Kamen
Trainer-technisch hält es der VfL Kamen wie der Werner SC: Ein Ex-Profi aus Werne gibt den Ton an. Und sowohl VfL-Coach Mehmet Kara als auch Kurtulus Öztürk wechselten 2007 zu Preußen Münster. Im Unterschied zum drei Jahre älteren Öztürk stand Kara bis zur vergangenen Spielzeit noch als Spieler auf dem Platz. Zu dieser Saison hat er den ambitionierten Vize-Meister als Chefcoach vom Trainerduo Emre Aktas/Sebastian Laub übernommen, die den VfL aus der Kreisliga A fast im Durchmarsch noch in die Landesliga gebracht hätten. In der Aufstiegsrelegation war dann aber gegen SG FA Herringhs./Eickum mit einer 1:4-Niederlage Schluss. Der finanzstarke Klub wird es dieses Jahr bestimmt nochmal versuchen. Mit Ramazan Korkut steht ein Ex-WSCler im Kader, mit Alper Lafci der zweitbeste Torschütze von Eintracht Werne.
VfL Wolbeck
So ganz glücklich war man in Wolbeck nicht, als die Staffeleinteilung rauskam: Der Verein aus dem Münsteraner Osten wäre gerne auch in die Münsteraner Staffel 12 gekommen. Doch der FLVW kam dem Wunsch nicht nach, weswegen Wolbeck nun als einziger Verein der Stadt in der Sieben spielt. „Ein Wechsel wäre schon schön gewesen, vor allem für die Spieler. Die meisten wohnen in Münster und wären gerne mal mit dem Rad zum Auswärtsspiel gefahren“, sagte Jörg Pöppelbaum, Abteilungsleiter Fußball in Wolbeck, damals gegenüber den Westfälischen Nachrichten. Inzwischen hat sich der VfL mit der Einteilung abgefunden.
Warendorfer SU (Aufsteiger)
Die Warendorfer SU hat im zweiten Anlauf den Aufstieg geschafft. Nachdem WSU in der Vorsaison in der Relegation gescheitert war, gab es diesmal den direkten Weg in die Bezirksliga. Und das Ziel ist auch erstmal, in der Bezirksliga zu bleiben. Die WSU ist ein familiärer Verein, große Namen als Neuzugänge sucht man hier vergeblich. Stattdessen setzt man auf heimische Spieler, die schon seit Jahren zusammen spielen. An Spieltag drei kommt der WSC – und der kann sich zumindest auf eine tolle Platzanlage freuen.
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