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„Total übertrieben“: Mario Plechaty hält Berater im Amateurfußball für überflüssig
Fußball
Wenn im Amateurfußball über Verträge oder Spielerwechsel verhandelt werden, ist immer häufiger ein Berater dabei. Damit schaden sich die Spieler aber eher, finden Mario Plechaty und Norbert Hanning.
Er ist einer, der es wissen muss: Mario Plechaty, früher selbst Fußballprofi, anschließend lange Trainer in der Westfalenliga und nun Coach des FC Nordkirchen in der Bezirksliga. Mit Spielerberatern hat er entsprechend viele Erfahrungen gemacht und findet, dass diese im Amateurfußball nur in einem Fall etwas zu suchen haben. Auch Norbert Hanning, der Sportliche Leiter der SG Selm, hat eine klare Meinung zu diesem Thema.
„Ich bin ehrlich: Einen Spielerberater brauchst du erst ab der Regionalliga aufwärts. Ansonsten sehe ich da keinen Sinn und finde es auch total übertrieben“, spricht Mario Plechaty Klartext. Dass dennoch mehr und mehr Spieler im Amateurfußball entsprechenden Beistand haben, ist auch am Ex-Profi nicht vorbeigegangen: „Gerade ab der Westfalenliga hat man das vermehrt.“
In dieser Spielklasse coachte er selbst jahrelang und hatte regelmäßigen Kontakt zu Spielerberatern: „Wenn da jemand aus der Bezirks- oder Landesliga mit Berater ankommt, dann muss ich schon schmunzeln.“

Norbert Hanning wäre skeptisch, wenn ein Spieler mit Berater bei ihm aufkreuzt. © Timo Janisch
Eine ähnliche Meinung vertritt Norbert Hanning. Der leitet die sportlichen Geschicke der SG Selm und hatte in der Kreisliga A noch keinen Kontakt mit Beratern, wünscht diesen aber auch nicht unbedingt: „Wenn ein Spieler mit einem Berater ankommt, wäre ich schon skeptisch. Wenn der Junge so eine Bombe ist, dann würde er ja nicht zu mir kommen.“
Auch das Thema Aufwandsentschädigung, das schnell mit dem Berater in Verbindung gebracht wird, sollten Spieler und Verein unter sich ausmachen können, findet Hanning: „Wir reden hier ja über ein Zubrot. Die Jungs aus der Landes- oder Westfalenliga verdienen damit ja nicht ihren Lebensunterhalt.“
Eine Ausnahme gibt es laut Plechaty aber doch
Eine Ausnahme nennt Plechaty derweil: „Wenn es nun um ein echtes Supertalent geht, das mit 18 Jahren die gesamte Landesliga kaputt schießt – dann ist es vielleicht sinnvoll, sich mal mit einem Berater zusammenzusetzen, weil dann viele Angebote reinkommen.“
Ansonsten überwiegen beim Nordkirchen-Trainer klar die Zweifel an der Notwendigkeit im Amateurfußball. „Ich hatte schon häufiger den Fall, dass ich einen Anruf von einer Agentur bekommen habe, die mir einen Spieler vorschlagen. Den habe ich dann zum Training eingeladen und nach wenigen Minuten gedacht, dass der sich lieber eine andere Sportart suchen sollte“, erzählt Plechaty.
Gerade junge Spieler seien häufiger ein wenig naiv, wenn sie angesprochen würden. „Das sind oftmals unseriöse Agenturen oder Berater. Da sollte man in den unteren Ligen einfach die Finger von lassen, es schadet nur“, so der Rat des ehemaligen Profis.
Plechaty selbst hatte in seiner aktiven Zeit ebenfalls keinen Berater – diesen Umstand allerdings bereut er: „Bei mir fing das damals gerade so an, dass die Spieler einen Berater hatten. Ich hätte auch einen sehr guten haben können, habe die Chance aber nicht genutzt. Da war ich leider sehr dumm.“
Plechaty hätte von Thomas Kroth vertreten werden können
Der angesprochene Berater war Thomas Kroth, der sich in den Jahren danach zur absoluten Größe in der Branche entwickelt hat und mit seiner Agentur heute Profis wie Manuel Neuer oder Kevin Volland betreut.
Plechatys Sohn Sandro, Spieler bei Regionalligist Rot-Weiss Essen, wird anders als sein Vater hingegen professionell vertreten. Im Profi-Bereich ist das alternativlos, so der Nordkirchener: „Heute geht es ohne Berater gar nicht. Die kennen die ganzen Leute, haben die nötigen Kontakte und wissen, wie man verhandelt. Sie können auch mal den Kontakt ins Ausland knüpfen, wenn ein junger Spieler in Deutschland nicht Fuß fasst und vielleicht den Umweg über Österreich oder die Niederlande geht.“
Im Amateurfußball hätten die Berater allerdings keine Notwendigkeit: „Das schadet den Spielern mehr, als dass es ihnen nutzt.“
Seit 2019 als freier Mitarbeiter für Lensing Media im Einsatz. Hat ein Faible für sämtliche Ballsportarten und interessiert sich für die Menschen, die den Sport betreiben - von der Champions League bis zur Kreisliga.
