
© Matthias Henkel
Kein Fußball, keinen Job: Spieler der SG Selm wird durch die Pandemie doppelt bestraft
Fußball
Dass in den vergangenen 13 Monaten kaum Fußball gespielt wurde, betrifft alle Akteure gleichermaßen. Einen Spieler der SG Selm hat die Pandemie obendrein den Job gekostet – er sattelt beruflich um.
Der Fußball ruht seit Monaten – schon wieder. Das ist schon lange keine Neuigkeit mehr, einen Spieler von A-Ligist SG Selm bestraft die Pandemie allerdings gleich doppelt. Sein liebstes Hobby kann der 20-Jährige nicht mehr verfolgen und auch seinem Job steht Corona im Weg: Der Sport- und Fitnesskaufmann hat deshalb vor, beruflich eine andere Richtung einzuschlagen.
Im Grunde habe er gar keine Chance auf einen Job, berichtet Marius Schade. Der 20-Jährige ist Spieler der SG Selm und hat seine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann mitten in der Corona-Pandemie erfolgreich abgeschlossen.
„Die Fitnessstudios haben zu, Rehasport ist zu und die Physios dürfen nur auf Rezept arbeiten – das darf ich mit meiner Ausbildung aber nicht“, hadert Schade. Sein Plan gehe deshalb erstmal in eine andere Richtung, derzeit bewerbe er sich für eine Ausbildung zum Lagerist.

Marius Schade (r.) kann seinem angestammten Beruf derzeit nicht nachgehen. © Nico Ebmeier
Auch auf dem Fußballplatz geht derzeit nichts für Schade. Auf die annullierte Saison kann der 20-Jährige, der im Sommer zur SG kam, dennoch positiv zurückblicken: „Die ersten zwei Spiele liefen zwar nicht gut. Danach aber waren wir sehr viel besser drauf.“ Einen Grund dafür sieht Schade im Trainerwechsel: „Als Mario Rast übernommen hat, haben wir viel Ausdauer trainiert. Das fehlte uns in den ersten beiden Spielen.“
Um konditionell weiterhin fit zu bleiben, geht Schade aktuell mindestens zwei Mal die Woche laufen, streut zudem ab und an ein Intervalltraining ein. Denn an die gute Tendenz der letzten Saison – unter Rast gewann Selm die restlichen drei Spiele – will er anknüpfen: „Ich hoffe, dass wir aufsteigen. Das ist mein persönliches Ziel.“
Damit das gelingt, muss Schade weiter Leistung bringen. Sein Trainer ist mit dem Neuzugang bislang jedenfalls zufrieden: „Ich kenne ihn noch aus der Jugend und wollte ihn damals schon zu Olfen holen. Marius war aber ambitioniert und wollte höher spielen – davon profitieren wir nun, er ist ein sehr gut ausgebildeter Spieler.“
Denn statt zur Jugend des SuS Olfen zu wechseln, hat Schade stattdessen bei RW Ahlen gespielt und in der U19 des 1. FC Gievenbeck Westfalenliga-Erfahrung gesammelt. Im Anschluss ging es zum FC Nordkirchen, für die Senioren bestritt er allerdings keine Spielminute und war schnell wieder weg: „Da habe ich mich einfach nicht wohlgefühlt, die Mannschaft hat mich nicht gut aufgenommen. Das war in Selm anders und das ist mir sehr wichtig.“
Nun also läuft Schade für die SG auf und bekleidet zumeist die Position des linken Außenverteidigers – mit reichlich Offensivdrang, wie Mario Rast erklärt: „Da muss man ihn manchmal schon bremsen, so oft sehe ich ihn an der Grundlinie des Gegners.“
Ausgebremst in Hobby und Beruf
Ausgebremst wird Schade momentan ohnehin – auf dem Fußballplatz und dem Arbeitsmarkt. Während er die Jobsuche aktiv beeinflussen kann, liegt die Rückkehr zum Trainings- und Spielbetrieb aber außerhalb seiner Macht.
„Das nervt schon sehr. Wenn ich Bundesliga oder Champions League gucke, kriege ich extrem Lust, auch wieder zu spielen“, berichtet Schade. Für den 20-Jährigen kann die Rückkehr auf den Platz und in den angestammten Beruf gar nicht früh genug kommen.
Seit 2019 als freier Mitarbeiter für Lensing Media im Einsatz. Hat ein Faible für sämtliche Ballsportarten und interessiert sich für die Menschen, die den Sport betreiben - von der Champions League bis zur Kreisliga.
