DFB-Präsident Fritz Keller sieht sich massiver Kritik ausgesetzt.

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Nazi-Vergleich von DFB-Chef Keller: „Was da abläuft, ist beschämend“

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Nach seinem Nazi-Vergleich haben die Landes- und Regionalverbände DFB-Chef Fritz Keller das Vertrauen entzogen. Wir haben bei den heimischen Klubs nachgehört – und eindeutige Meinungen erhalten.

Selm, Olfen, Nordkirchen

, 03.05.2021, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Seit seinem Nazi-Vergleich ist der Druck auf DFB-Präsident Fritz Keller immer größer geworden. In einer Präsidiumssitzung hat Keller seinen Vizepräsidenten Rainer Koch mit dem Nazi-Richter Roland Freisler verglichen. Keller entschuldigte sich daraufhin bei Koch, der die Entschuldigung allerdings nicht annahm.

Die Landes- und Regionalverbände haben Keller sowie Generalsekretär Friedrich Curtius jüngst in einer geheimen Abstimmung das Vertrauen entzogen. Wir haben nachgehört, wie die heimischen Vereine über die Debatte um den DFB-Präsidenten denken.

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Jupp Ovelhey, Noch-Trainer vom SuS Olfen: „Ich bin ja selbst Geschichtslehrer und so ein Vergleich geht gar nicht. Ich hatte Herrn Keller eigentlich immer als sehr seriös und sachlich eingeschätzt. Zu solchen Äußerungen gehören immer zwei Parteien, da ist ja auch im Vorfeld viel passiert, aber so eine Aussage ist dennoch nicht zu tolerieren. Ich möchte mir aber nicht anmaßen zu sagen: ‚Der gehört weg‘. Das ist ja schon ein viel größerer und lange dauernder Konflikt. Ich bin der Meinung, dass man da einen generellen Schlussstrich ziehen sollte bei all den Machtkämpfen – vielleicht sollten alle weg.“

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Pascal Harder, Trainer von GS Cappenberg: „Das geht gar nicht. Vielleicht sollte man seinen Kopf einschalten, bevor man so etwas sagt. Das sind sehr gefährliche Vergleiche, die gar nicht gehen. Es gibt Kavaliersdelikte, wo man sagt ‚da habe ich mich im Ton vergriffen, vielleicht nicht kurz nachgedacht‘ – dieser Vergleich zählt aber nicht dazu. Eine Entschuldigung reicht da nicht aus.“

Mario Plechaty, Trainer des FC Nordkirchen: „Ich finde, dass solche, sehr geschulten Leute, sich schon genau überlegen, was sie sagen. Vielleicht vergessen sie manchmal, was für einen tollen Job sie haben und dass sie eine Vorbildfunktion haben. Über so einen Nazi-Vergleich brauchen wir aber gar nicht reden, das ist nicht zu tolerieren und deshalb muss Keller ganz klar gehen.“

Mario Plechaty fordert den Rücktritt von Fritz Keller.

Mario Plechaty fordert den Rücktritt von Fritz Keller. © Sebastian Reith

Sanmi Ojo, Trainer des PSV Bork: „Ich finde es hart, wenn man jemanden, egal wen, ob man im Clinch liegt oder nicht, mit einem Nazi vergleicht. Da gibt es nichts zu entschuldigen, wenn so eine schwerwiegende Beleidigung öffentlich wird. Wenn man sich so einen Fehltritt leistet, ist man gut beraten, wenn man seinen Hut nimmt. In der Politik wäre es bei so einem groben Schnitzer auch nicht anders. Dann ist man für das Amt nicht geeignet. Das ist eine ganz schön hohe Hausnummer.“

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Patrick Roser, Sportlicher Leiter von Westfalia Vinnum: „Mit solchen Aussagen werden rote Linien überschritten – und zwar nicht nur einen Schritt weit, sondern hier ist die Grenze komplett überschritten. Man stelle sich nur mal vor, ich würde so eine Aussage tätigen. Ich müsste meinen Hut nehmen, da führt kein Weg dran vorbei.“

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Franz-Josef Dornhege, Vorsitzender Fußball beim SV Südkirchen: „Was da abläuft, ist beschämend, das kann man nicht anders sagen. Da sollte man sich an der DFB-Spitze besser aufstellen, auch in Hinblick auf die Heim-EM in drei Jahren. Wenn die Landesverbände Keller das Vertrauen entziehen, dann sollte das auch ein Zeichen sein, dafür stimmt man ja schließlich ab. Dann sollte man aufhören, nicht nur Keller. Dieser Nazi-Vergleich war das i-Tüpfelchen, spätestens da war er gar nicht mehr zu halten. Ich kann es deshalb auch nachvollziehen, dass Rainer Koch die Entschuldigung nicht annimmt, sondern nur akzeptiert.“