
© Jura Weitzel
Sie wachen über die Regeln auf dem Sportplatz: Drei Coronabeauftragte im Gespräch
Vereine
Unzählige Regeln gibt es in der aktuellen Lage für Sportvereine zu beachten. Damit alles nach Plan läuft, haben die heimischen Klubs Coronabeauftragte bestimmt. Eine Funktion mit vielen Aufgaben hinter den Kulissen.
Hygienekonzepte, Lockerungen, sportartbezogenen Regelungen und wieder neue Richtlinien. Die Liste von Dingen, um die sich die Sportvereine in den vergangenen Wochen kümmern mussten, ist lang. Deswegen hat auch in Selm, Olfen und Nordkirchen kaum ein Klub darauf verzichtet, eine ganz neue Stelle zu besetzen: die des Corona- oder Hygienebeauftragten. Oft übernehmen Mitglieder aus dem Vorstand diese Funktion. Wir haben mit Ludger Surholt (Schatzmeister TG Selm), Dietmar De Sacco (Geschäftsführer PSV Bork) und Stefanie Benting (Vorsitzende des FC Nordkirchen) gesprochen und einen Einblick in ihre Arbeit bekommen. Drei Gespräche über Verantwortung, Rechtslagen und Desinfektionsmittel.
Wofür sind Sie als Corona- oder Hygienebeauftragter aktuell und in den vergangenen Wochen zuständig?
De Sacco: Zunächst einmal wurde mit der Coronaverordnung als Basis ein Konzept erstellt. Dabei haben wir uns auch an den Empfehlungen des Landessportbundes, dem FLVW und anderen Vereinen orientiert. Mit jedem Fußballtrainer habe ich dann im Seniorenbereich ein persönliches Gespräch geführt. Gleichzeitig wollten wir auch die Umsetzung ein wenig kontrollieren. Dort fallen uns dann auch Dinge auf, die wir noch anpassen müssen. Als Verein wurde natürlich auch investiert in Desinfektionsmittel und Spender, die jeden Morgen kontrolliert werden.
Benting: Wir haben zwei Beauftragte, neben mir noch David Handrup, der für die Fußballabteilung zuständig ist. In vielen Gesprächen, auch mit der Jugendspielgemeinschaft haben wir ein Konzept ausgearbeitet. Mit der Rücksicht auf die Fachverbände musste man sich natürlich immer wieder abstimmen, sodass es Stunden und Tage gedauert hat bis zu Endfassung. Im Basketball waren wir durch die geschlossenen Räume natürlich auch noch eingeschränkter. Aber im Team konnten wir das gemeinsam gut schultern. Außerdem haben wir alles mit Desinfektionsspendern und Papiertüchern ausgestattet.
Surholt: Nach den Vorgaben des Westfälischen Tennisverbandes (WTV) wurde ein Konzept entwickelt, dass alle 14 Tage aufgeweicht und dann aktualisiert wurde. Ich habe zusätzlich Ausdrucke für unsere Anlage gemacht und große Schilder geschrieben, beispielsweise für die Räumlichkeiten. Die Zeit dafür habe ich aktuell, da ich nicht mehr berufstätig bin. Auch für die Desinfektionsmittel bin ich zuständig. Und natürlich auch für die Kommunikation mit den Trainern bei Lockerungen. Die meisten wussten aber oft schon Bescheid, da sie dem WTV sehr nah stehen.

Ludger Surholt musste die Anlage „coronafest“ machen, bevor der Tennisbetrieb Anfang Mai wieder starten durfte. © Sebastian Reith
Tennis darf als eine der wenigen Sportarten wieder Wettkämpfe ausüben. Wie liefen die ersten Matches mit den neuen Regeln ab?
Surholt: Beim ersten Wettkampf haben sich alle an das Konzept gehalten. Jeder weiß mittlerweile auch, was wichtig ist. Ich habe unseren Plan an den Mannschaftsführer weitergegeben, der dann auch Namen aufgenommen hat von allen Spielern und Zuschauern. Auch der Abstand war kein Problem. In den Duschen und Umkleiden durften immer nur zwei Personen sein, wenn es im Eingang mehr wurde, mussten Masken getragen werden. Bewirtung gab es noch nicht, aber das ist durch die neuen Lockerungen nun ja wieder erlaubt.
Welche Hürden gab es in den vergangenen Wochen zu überwinden?
De Sacco: Unser erstes Konzept war noch auf den kontaktfreien Sport ausgerichtet, sodass wir mit den Lockerungen die Regeln ergänzen mussten. Gleiches gilt für die Umstellung von 10 auf 30 Mann. Dann stand natürlich auch der Trainingsplan an, in dem wir 15 bis 16 Mannschaften unterkriegen mussten. Denn auf einen Platz darf auch nur ein Team. Die meisten Mannschaften waren vor Ort aber so gut vorbereitet, dass wir keine großen Schwierigkeiten hatten und niemanden aus dem Spielbetrieb rausnehmen mussten.
Benting: Die Rechtslage war wohl oft das größte Problem. Vor allem als die ersten Lockerungen beschlossen wurden, kamen die Trainer mit vielen Fragen auf uns zu.
Phasenweise war das dann für den gesamten Vorstand eine Herausforderung, weil gefühlt jeden Tag Dinge sich geändert haben. Hinzu kommt natürlich, dass die meisten das ehrenamtlich neben dem Job machen.

Stefanie Benting (2.v.l.) trainiert die Basketballerinnen. Die Hallensportart musste noch länger auf eine Rückkehr zur Normalität warten. © Jura Weitzel
Surholt: Durch die Informationen des WTV habe ich mich eigentlich gut aufgehoben gefühlt. Auch Rückfragen seitens der Trainer und Mitglieder gab es kaum. Die Durchführung der Regeln ist beim Tennis im Vergleich zum Fußball wahrscheinlich auch relativ einfach, da beispielsweise der Kontakt von Grund auf schon kaum gegeben ist.
Wie gehen Sie mit der Verantwortung um, die mit Ihrer Rolle einher geht?
De Sacco: Die Sorge, dass auch mit einem guten Konzept und Kontrollen etwas passiert, ist natürlich da. Man kann sich aktuell nie zu 100 Prozent sicher sein. Es muss sich einfach jeder an die Spielregeln halten, sonst wird es schwierig. Den Trainern haben wir offen gelassen, ob sie wieder starten und die damit verbundene Zusatzverantwortung ihrem Team gegenüber tragen wollen.
Benting: Man übernimmt natürlich eine große Verantwortung, da wir nicht wollen, dass jemand krank wird. Aber auch die Trainer selbst müssen ihre Mannschaften kontrollieren, da wir das nicht alles übernehmen können. Und auch die Spieler haben eine Verantwortung und bestimmen durch eine Selbsteinschätzung, ob sie zum Training kommen oder nicht.
Surholt: Eigentlich hat man in jeder Rolle eine gewisse Verantwortung. Nun hängt aber das Leben daran. Im Grunde genommen muss auch jeder aktuell ein Stück weit für sich selbst verantwortlich sein. Deswegen hoffen wir auch immer auf die Mithilfe unserer Mitglieder. Denn auch ich kann nicht 24 Stunden auf der Tennisanlage alles überprüfen, sondern gebe nur Richtlinien.
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Seit 2016 hat mich der Lokaljournalismus gepackt. Erst bei der NRZ und WAZ gearbeitet, dann in Hessen bei der HNA volontiert. Nun bei den Ruhr Nachrichten als Redakteurin zu Hause. Wenn ich nicht schreibe und recherchiere, bin ich in den Bergen beim Wandern und Klettern unterwegs.
