
© Timo Janisch
Rassismus-Eklat um „Affenlaute“ – Spieler vom Sportgericht verurteilt
Fußball
Die SG Selm kommt nicht zur Ruhe: Einer ihrer Kicker soll einen Gegenspieler mit Affenlauten rassistisch beleidigt haben – stellt das Sportgericht fest. Die Selmer Seite sieht das allerdings anders.
Gerade erst wurde ein Amateurfußballer der SG Selm für unglaubliche 5 Jahre nach einer Schiedsrichter-Attacke gesperrt, da rückt erneut ein Reserve-Kicker der Spielgemeinschaft in den Fokus der Sportgerichtsbarkeit: Der Fußballer soll einen Gegenspieler rassistisch beleidigt haben. Das Sportgericht verurteilte ihn nun zu einer hohen Geldstrafe. Das will die SG allerdings nicht akzeptieren.
Das Sportgericht in Münster verurteilte den Selmer Kicker jetzt zu einer Geldstrafe von 500 Euro. Aus Sicht der SG vollkommen zu unrecht.
„Es gibt keinen einzigen Spieler von Selmer Seite, der diese diskriminierenden Affenlaute gehört hat“, sagt der SG-Vorsitzende Georg Hillmeister. Nach dem Kreisliga-C-Spiel am 5. September zwischen den zweiten Mannschaften der SG Selm und GW Albersloh kam es zum Eklat.
Doch was war überhaupt passiert? In seinem Spielbericht hatte der Schiedsrichter notiert: „Albersloh hat das Spielfeld vor dem Abpfiff in der 90. Minute verlassen. Ich habe das Spiel dann in der 94. Minute abgepfiffen, ohne das Albersloh auf dem Platz stand. Die Nummer 8 von Albersloh ist angeblich mit Affengeräuschen von einem Gegenspieler beleidigt worden. Ich als Schiedsrichter habe davon nichts gehört.“
SG Selm legt Einspruch ein
Es ist der letzte Satz aus dem Spielbericht – den der SG-Vorsitzende unserer Redaktion vorlegte – an dem er den Hauptgrund für den Selmer-Einspruch festmacht. Denn der Schiedsrichter reagierte anscheinend nur auf Hinweise.
„Ich traue das dem Jungen nicht zu und lediglich die Albersloher Spieler wollen das gehört haben. Wir haben dagegen Einspruch eingelegt“, sagt Georg Hillmeister.
Auch wenn es also am Ende Aussage gegen Aussage stand, entschied sich das Sportgericht gegen den Selmer Spieler. Für Hillmeister aus einem weiteren Grund nicht verständlich. So wären die Selmer Verantwortlichen nach dem Spiel gefragt worden, welcher ihrer Spieler überhaupt in der Nähe des Geschehens gestanden hatte.
Der Verein sei daraufhin auf Ursachen-Forschung gegangen – und hätte den Namen des Spielers (Name der Redaktion bekannt) preisgegeben. „Da wussten wir aber noch gar nichts von den unglaublichen Anschuldigungen gegen ihn“, sagt Hillmeister.
Für das Sportgericht sprachen allerdings doch einige Indizien gegen die Selmer, weswegen am Ende das harte Urteil gesprochen wurde.
Zeugen haben den Täter laut Sportgericht identifiziert
Zuständig für die Verhandlung mit seinen zwei Beisitzern war Sportrichter Reiner Hartdorf. Auch er bestätigte unserer Redaktion, dass lediglich vonseiten GW Alberslohs die rassistischen Beleidigungen gehört wurden. „Der Trainer und mindestens zwei Spieler haben die Laute vernommen“, sagt Hartdorf.
Am Ende stand es also tatsächlich Aussage gegen Aussage. Das Sportgericht hielt die Zeugenaussagen allerdings für glaubhafter als die Ausführungen des Beschuldigten. „Die Aussage der Zeugen, die den Spieler auch klar identifiziert haben, war stimmig“, sagt der Sportrichter.
Außerdem hätte der Schiedsrichter zwar nichts von den Äußerungen gehört. Die entscheidende Szene für das Gericht aber interpretiert. „Er hat gesehen, wie der beleidigte Spieler völlig aufgebracht dem Selmer hinterhergelaufen ist, und dann festgestellt, dass etwas vorgefallen sein muss“, erklärt Reiner Hartdorf.
Trainer der SG Selm: „Werden zur Aufklärung beitragen“
Nun bleibt also abzuwarten, was der Einspruch der SG bezwecken wird. Der Trainer der Reserve, Marcel Seidel, hat dazu eine klare Meinung. „Wer rassistische Äußerungen von sich gibt, muss um jeden Preis dafür bestraft werden. Wenn so etwas vorgefallen ist, werden wir das als Verein auch nicht vertuschen, sondern zur Aufklärung beitragen. Wenn allerdings nichts Handfestes vorliegt, ist es die Aufgabe des Vereins, den Spieler zu schützen“, so Seidel deutlich.

Marcel Seidel (r.) deutlich: „Wer rassistische Äußerungen von sich gibt, muss um jeden Preis dafür bestraft werden.“ © Rik Amann
Der Trainer selbst habe laut eigener Aussage in der Nähe gestanden und von den angeblichen Äußerungen „nichts mitbekommen“. Nun will er abwarten. „Rassistische Äußerungen sind nicht irgendein Vorwurf – da hängt ein ganzer Rattenschwanz dran. Wir warten jetzt erst mal ab, was der Einspruch ergibt“, so Marcel Seidel.
Ist passionierter und aktiver Sportler aus dem schönen Bergischen Land und seit 2011, ursprünglich wegen des Studiums, im Ruhrgebiet unterwegs. Liebt die Kommunikation mit Menschen im Allgemeinen und das Aufschreiben ihrer Geschichten im Speziellen.
