Es ging dann plötzlich doch alles ganz schnell. Im vergangenen Sommer war Joel Grodowski noch der gefeierte Aufstiegsheld beim SC Preußen Münster, im Verlauf der Hinrunde geriet der Borker dann immer mehr aufs Abstellgleis und ab Anfang Januar mehrten sich die Wechselgerüchte. Seit Dienstagnachmittag ist nun klar: Der Angreifer wechselt zu Arminia Bielefeld.
Neustart für Joel Grodowski
Dass Joel Grodowski mit der aktuellen Saison unzufrieden war, daraus machte der Borker überhaupt keinen Hehl, als er bei uns auf ein turbulentes Jahr 2024 zurückschaute. Nur ein Treffer gelang dem Borker in der 2. Liga in 15 Einsätzen, gerade im Herbst und Winter vertraute ihm Coach Sascha Hildmann aber auch fast nur noch in den letzten Spielminuten.
Sein letzter Startelfeinsatz für den SC Preußen Münster war am 30. November gegen Darmstadt, zuletzt stand Grodowski nicht einmal mehr im Kader. Die Zeit für einen Neustart war gekommen.
Der Wechsel aus Münster nach Bielefeld ist aufgrund der großen Rivalität beider Teams kein unbrisanter. In ihrer langen Historie trafen sich beide Traditionsklubs regelmäßig in der 2., 3. Liga oder im Westfalenpokal. Nachdem die Arminia aus der Bundesliga bis in die 3. Liga durchgereicht wurde und der SCP gar den Durchmarsch aus der Regional- in die 2. Liga schaffte, sind die Kräfteverhältnisse nun erstmals seit längerer Zeit wieder umgekehrt.
Dass sich genau das wieder zeitnah ändert, dafür wurde Joel Grodowski nach Ostwestfalen geholt. Das Umfeld auf der „Alm“, wie die Schüco Arena in Bielefeld trotz der Umbenennung im Volksmund immer noch heißt, ist traditionell erwartungsfreudig. Durch Vereinslegende und „Fußballgott“ Fabian Klos gelang 2020 überraschend der Aufstieg in die Bundesliga, doch seitdem ist viel passiert.

Interne Probleme, falsche Ambitionen und uninspirierte Spieler sorgten für den Fall in die Drittklassigkeit, im letzten Moment konnte gerade so der Abstieg in die Regionalliga verhindert werden. Fabian Klos ist zwar immer noch eine Vereinslegende, mittlerweile aber nur noch als Kommentator für Magenta-Sport im Stadion. Die Suche nach einem Nachfolger startete im Sommer.
Mit Jeredy Hilterman wurde ein surinamischer Nationalspieler geholt, mit Julian Kania der beste Torschütze der Regionalliga Bayern und mit André Becker ein erfahrener Drittliga-Stürmer. Niemand konnte so richtig Fuß fassen, Becker und Hiltermann wurden im Winter direkt wieder verliehen. Dafür kam in Roberts Uldrikis ein lettischer Nationalstürmer aus Griechenland, doch auch er feierte in den ersten beiden Partien keinen Torerfolg und braucht sichtlich noch Eingewöhnungszeit auf der Alm.
Abschied vom SC Preußen Münster
Nun ist sicher auch Joel Grodowski kein neuer Fabian Klos. Schließlich müsste man sonst den schnellsten Spieler der Zweitliga-Saison (Grodowski) mit einem kopfballstarken Strafraumstürmer (Klos) vergleichen. Doch trotzdem könnte der Borker Profi endlich die große Lücke im Arminia-Angriff stopfen.
„Mit Joel haben wir einen Spieler verpflichtet, der in der Offensive vielseitig einsetzbar ist und enorme Qualitäten einbringen kann. Seine Schnelligkeit und seine Abschlussstärke können unserer Mannschaft sofort weiterhelfen. Diese Fähigkeiten entsprechen genau unseren Vorstellungen und der Art, wie wir im letzten Drittel Räume bespielen wollen“, sagte Sport-Geschäftsführer Michael Mutzel auf der Vereinshomepage zum Transfer. Worte, die Joel Grodowski sicher gerne hört.

In Münster wurde der mittlerweile 27-Jährige zum absoluten Fanliebling, weil er hinter jedem Ball her sprintete, immer alles für das Team gab und sich dazu in der Außendarstellung überaus fannah und sympathisch präsentierte. Genau das sind die Attribute, die die Bielefelder Zuschauer aktuell an den vorhandenen Stürmern vermissen. Die Attribute, die ein Fabian Klos über Jahre auf den Fußballplatz brachte.
Dazu schoss Joel Grodowski in der Aufstiegssaison für Preußen Münster überragende 17 Tore, war an mehr als 20 Treffern beteiligt – die meisten davon in der Rückrunde. Wenn der Borker, der in Herbern mit seiner Frau Laura wohnt, bei seinem neuen Klub ähnliche Werte auflegt, werden die Sympathien sowieso ganz schnell auf seiner Seite liegen.
3. Liga: Arminia Bielefeld gegen RW Essen
Arminia Bielefeld möchte unbedingt zeitnah, am besten noch in dieser Saison, zurück in die 2. Fußball-Bundesliga. Auch Joel Grodowski will unbedingt wieder dort spielen, bezeichnete den Aufstieg im Sommer als erfüllten Kindheitstraum. Die Ziele passen also schon einmal perfekt zueinander, jetzt muss es nur noch auf dem Platz stimmen.
Das erste Mal schwarz-weiß-blau könnte der gebürtige Borker bereits am kommenden Wochenende tragen. Am Sonntag, 2. Februar, empfängt die Arminia RW Essen zum Traditionsduell (13.30 Uhr) in der Schüco Arena. Angesichts von vier Zählern Rückstand auf den Relegationsplatz ist ein Sieg für die Bielefelder fast schon Pflicht.