Coronavirus: Empörung nach Abbruch-Empfehlung ist verständlich

Kommentar

Die Empfehlung des FLVW zum Saisonabbruch zog sich hin. Als sie da war, gab es Enttäuschung bei einigen Vereinen – mit Recht, findet unser Autor.

Selm, Werne, Lünen

, 03.05.2020, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min
SV SüdkirchenLuftbildDrohne

SV Südkirchen Luftbild Drohne © Patrick Fleckmann

Der Westfälische Fußballverband veröffentlichte am Donnerstag eine Mitteilung, die aufhorchen lässt: „Die zuständigen Rechts-Experten haben ganz klar formuliert, dass ein Saisonabbruch – auch bei höherer Gewalt wie der Corona-Pandemie – nicht zum Nachteil der Vereine gewertet werden soll“, heißt es da.

Nicht zum Nachteil der Vereine? Die schwammige Formulierung könnte ja bedeuten, dass der Verband doch eine großzügige Aufstiegsregelung in Betracht zieht. Denn man könnte sehr wohl interpretieren, dass Mannschaften Nachteile bei einem Saisonabbruch haben: Tabellenzweite, weitere Aufstiegsaspiranten sowie Teams, die bei einer Abbruchform (zum Beispiel der Hinrundenwertung) profitiert hätten, bei einer anderen Regelung aber nicht mehr. Da ist weiter vieles unklar.

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Nein, nein, wiegelt der Verband ab. Gemeint sei damit nur der Abstiegskampf. Da lässt der oben zitierte Satz aber einen anderen Schluss zu. Ein Satz wie „Die Rechts-Experten haben formuliert, dass nur Abstiegskandidaten keinen Nachteil haben sollten“ fehlt in der FLVW-Mitteilung. Und es ist auch davon auszugehen, dass er so niemals von Rechts-Experten empfohlen worden wäre. Und wenn doch? Warum fehlt der entscheidende Satz „Ein Saisonabbruch ist rechtens“ dann?

Widerstand angekündigt

Erste Vereine haben spontanen Widerstand geprobt und notfalls mit Klagen gedroht – das wollte der Verband eigentlich unbedingt vermeiden. Die Lage scheint festgefahren.

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Doch ganz unverständlich ist die Empörung nicht. Warum Geschenke unten verteilen und oben nicht? Schließlich gibt es Extrembeispiele, von Mannschaften, die unterirdische Saisons gespielt haben. Die Hammer SpVg II zum Beispiel, die in der Bezirksliga 7 mit drei Punkten Schlusslicht ist. Diesen Teams, die aussichtslos am Liganiveau vorbeigekickt haben, bietet man die Rettung an?

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Den Ausweg bietet womöglich doch eine Wildcard-Regelung, bei der auch die Vereine ihren Teil dazu beitragen müssen, dass sie gelingt, indem sie realistisch einschätzen müssen, ob ihre Mannschaften einen Aufstieg wirklich sportlich verdient haben oder sich wie die Geier über die restlichen Plätze hermachen. Nochmal zur Erinnerung: In den meisten Ligen ist die Zahl der theoretischen Meister zweistellig. Aber dass ein Tabellensechster noch 15 Punkte Rückstand aufgeholt hätte, ist unwahrscheinlich. Dieser sollte von sich aus einen Aufstieg ablehnen.