Kommentar

Corona-Krise: FLVW ist nicht dafür da, die Vereine zu refinanzieren

Warum sollen Fußballklubs mit fragwürdigen Strukturen aufgefangen werden? Die Meinung des Autors: Wer solide plant, muss auch eine Krise nicht fürchten.

Selm

, 31.03.2020 / Lesedauer: 3 min

Das Sportcentrum Kaiserau - der Sitz des FLVW. © Stefan Milk

Vier Seiten lang war das „Gemeinsame Begehren Westdeutscher Fußballvereine“, das der FLVW erhalten hat. 25 Klubs hatten die Petition unterschrieben, darunter auch RW Oberhausen, der Lüner SV, aber auch Kreisliga-Teams aus Recklinghausen. Und der Forderungskatalog auf finanzieller Seite war lang: keine Verbandsabgaben mehr, der Verband sollte bei Berufsgenossenschaften Stundungen erwirken, sich für Kurzarbeit und Ausfallzahlungen einsetzen und mit der Politik Hilfspakete erwirken - eine ganz schön lange Liste, die man auch kritisch sehen kann. Zum Teil widert sie sogar an.

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Denn zunächst sei gesagt: Der westfälische Verband hat auch Kosten, ist - so wie die Vereine auf Mitgliederbeiträge angewiesen sind - von den Abgaben der Mitgliedsvereine abhängig und hatte den Spielbetrieb für die Rückrunden ja schon größtenteils organisiert. Man stelle sich mal die Petition von 25 Mitgliedern eines Sportvereins vor, die Beiträge zurückzuzahlen - das ginge ja mal gar nicht. Viele der Argumente für ausfallende Einnahmen, die die Vereine selbst vorbringen, treffen auch den Verband. Nun hat sich der Verband trotzdem dazu bereiterklärt. Okay. Gut für die Vereine, vor allem die vielen kleinen.

Viele Sportvereine sind dauerklamm, haben aber hohe Ansprüche

Der Bevölkerung nicht vermittelbar ist aber, dass viele der fordernden Unterzeichner-Vereine in Liga-Sphären spielen, in denen schon richtig Geld fließt. Dass viele der Klubs mittelmäßig gut mit Geld umgehen können und sich mit undurchsichtigen Etats gerne mal verheben, hat die Geschichte bewiesen. In verlässlicher Regelmäßigkeit gehen Oberligisten pleite. Auch die Spvgg Erkenschwick, die die Petition ins Feld führt, ist kein Verein, der mit Bescheidenheit aufwarten kann. 2008 meldete der Verein Insolvenz an.

Warum jemand fürs Fußballspielen vor 300 Zuschauern durchaus vierstellige Summen im Monat verdienen kann, habe ich noch nie verstanden. Nicht, weil ich den Sportlern in Liga vier bis sieben das nicht gönne, sondern weil ich mich gefragt habe, ob es richtig ist. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass ich auch nicht verstehe, warum jemand in der Kreisliga Prämien erhält. In Liga neun von elf. Und warum es Sponsoren mitmachen.

Auch vor dem Hintergrund, dass die wirtschaftlichen Bedingungen der Unternehmen nicht unbedingt zulassen, nach der Krise das Sponsorenbudget wieder prompt hochzufahren, ist die Krise auch eine Chance für den Fußball, sich von Geld loszusagen und wieder den Spaß am Spiel in den Vordergrund zu rücken.

Wer nachhaltig plant, hat keine Finanzprobleme

Dass diese Vereine Hilfspakete für „notleidende“ Klubs fordern, ist völlig unverständlich. Wer nachhaltig plant, hat keine Finanzprobleme. Daher kann man sich FLVW-Präsident Walaschewski nur anschließen, wenn er Direkthilfen durch den Verband ablehnt. Es ist nicht Aufgabe des Verbandes. Sich als Repräsentant der Vereine für Hilfen beim Staat einzusetzen, dagegen schon.

Befürworten kann man unter moralischen Aspekten die Subventionen von solchen Klubs mit Steuergeld aber nur eingeschränkt, etwa, wenn es um Infrastrukturprojekte und Jugendarbeit geht. Bei Spielergehältern für Hobbykicker fällt das einfach schwer. Hier gilt es zu differenzieren.