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Verletzung zum „besten“ Zeitpunkt – Schwerter (22) wechselt Sportart und Stadt
Triathlon
Richtig verletzt war er noch nie in seiner Laufbahn – bis im Februar plötzlich das Schienbein schmerzte. Nun wechselt ein Schwerter die Sportart und wohnt in Prenzlauer Berg statt in Ergste.
Im Februar war die Welt noch eine andere. Ein Virus namens Corona schien noch weit entfernt zu sein. Und auch für einen Ergster Leichtathleten lief eigentlich alles so wie gewohnt. Doch als er sich auf die Westfälischen Meisterschaften vorbereite, bemerkte er plötzlich ein starkes Stechen im linken Schienbein. Zunächst machte der 22-Jährige störrisch weiter, doch irgendwann ging es nicht mehr. Die Schmerzen waren zu groß.

Als Triathlet hat Laurids Koster es nicht so schwer wie manch anderer Sportler, sich fitzuhalten: In Berlin Parks ist genügend Platz für Freiluftsport. © Privat
An welcher Verletzung Laurids Koster wirklich laborierte, konnten in der Folge weder Ärzte noch Physiotherapeuten exakt diagnostizieren. Die naheliegendste Vermutung: eine Knochenhautentzündung als Folge von Überbelastung. „Am Anfang dachte ich mir: So schlimm wird es schon nicht sein. Aber dann ging der Schmerz gar nicht mehr weg“, berichtet Koster.
Also probierte er es mit Yoga, Dehnübungen und Physiotherapie. Zunächst verbesserte sich recht wenig. Doch dann verschwand der Schmerz eines Tages im Österreich-Urlaub genauso plötzlich, wie er seinerzeit auftauchte. Kosters Erklärung: weniger Belastung und weniger Druck.
Verletzung kam zur Corona-Zeit
Und so bitter und schmerzhaft die erste große Verletzung waren. So ungelegen kam sie eben nicht. Durch die Corona-Pandemie waren die meisten Wettkämpfe ohnehin gecancelt. Und so konnte sich Koster auf seine Rekonvaleszenz konzentrieren – und auch auf einen neuen Karriereabschnitt.
Schon vor zwei Jahren schnupperte Koster, der Leichtathletik für die SG Eintracht Ergste seit dem sechsten Lebensjahr betreibt, in seinen ersten Triathlon hinein. Das machte ihm so viel Spaß, dass er seitdem drangeblieben ist und jetzt gewissermaßen umschult.
Zum Laufen kommen nun also auch noch Radfahren und Schwimmen – was im Sommer vor allem auch dem geschundenen Schienbein zugutekam. „Beim Radfahren bin ich schon auf einem sehr guten Niveau, beim Schwimmen habe ich auf jeden Fall noch Nachholbedarf“, gesteht Koster.
Derzeit trainiert der Schwerter knapp 14 Stunden in der Woche, also zwei Stunden täglich, was für den ambitionierten Sportler eher noch wenig ist. Doch Laurids Koster auch neben dem Sport gut zu tun. Und hier kommt eine zweite Wendung in diesem vor allem für ihn besonderen 2020 ins Spiel. Seit Anfang November wohnt er nämlich in Berlin, mittendrin sogar in Prenzlauer Berg. Erst am vergangenen Wochenende zog er hier in eine WG.
Ausbildung zum Physiotherapeuten
Schon seit einem Jahr macht Koster eine Ausbildung zum Physiotherapeuten – zunächst in Dortmund, wo er zuletzt aber nicht mehr ganz zufrieden war. Eher beiläufig bewarb er sich deshalb bei einer Ausbildungsschule in Berlin. Denn hier lebt seine Tante, die selbst Physiotherapeutin ist und bei der Koster im Sommer hospitierte. Seine Bewerbung war erfolgreich. Er wechselte nach Berlin und wird hier sogar entlohnt.

Weil die Schwimmbäder derzeit geschlossen haben, überlegt Koster sogar, in den Seen der Hauptstadt zu trainieren. © Privat
„Ich habe großes Interesse an Sportphysiotherapie oder an der Arbeit mit Kindern, was ich als Übungsleiter auch schon in Ergste gemacht habe“, sagt Koster. Bis zu seiner Examensprüfung hat er aber noch Zeit, sich zu überlegen, worauf er sich spezialisieren möchte. Langfristig wolle er sich auf jeden Fall selbstständig machen.
Als Triathlet und Einzelkämpfer ist er von den Lockdown-Beschränkungen nicht allzu sehr betroffen. Laufen kann er im angrenzenden Stadion, Fahrradfahren auf der Rolle im eigenen Zimmer. Nur die geschlossenen Schwimmbäder führen dazu, dass Koster tatsächlich darüber nachdenkt, sich einen winterfesten Neoprenanzug zuzulegen und in Berlins Seen zu schwimmen.
Weiter Starts für die SGE
Weiterhin ist er Mitglied bei der SGE. Wenn er mal bei einem Lauf startet, tut er dies auch für die Ergster. Als Triathlet möchte sich Laurids Koster aber einen Berliner Verein suchen. Ohnehin genießt er sein neues Leben in der Hauptstadt sehr.
Da gibt es nur eine Sache, die ihn Berlin nicht bieten kann und die er sehr vermisst. „Das Elsebad direkt vor der Haustür“, sagt Koster und lacht – doch damit hat der wiedergenesene Neu-Triathlet wenigstens einen Grund mehr, sich auf die Heimatbesuche in Schwerte zu freuen.