Trotz des guten Saisonstarts: Das Sportlerherz des Kapitäns der Iserlohn Roosters blutet

© Jonas Brockmann/Iserlohn

Trotz des guten Saisonstarts: Das Sportlerherz des Kapitäns der Iserlohn Roosters blutet

rnInterview

17 Punkte aus neun Spielen - den Start der Iserlohn Roosters in die Saison der Deutschen Eishockey-Liga (Penny-DEL) darf man als gelungen bezeichnen. Doch ein Umstand trifft den Klub hart.

von Linus Jäger

Iserlohn

, 21.01.2021, 13:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Vor dem Heimspiel gegen die punktlosen Krefeld Pinguine (Freitag ab 19.30 Uhr, live bei Magenta TV) äußert sich Kapitän Torsten Ankert (32) zum Stand der Dinge rund um den Seilersee. Ankert ist vor der Saison aus Krefeld ins Sauerland gewechselt.

Herr Ankert, was sind die Erfolgsfaktoren für den guten Start der Roosters?

Wir haben eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen, treffsicheren und hart arbeitenden Spielern. Es ist frischer Wind ins Team gekommen, in dem die Charaktere passen – wir haben keine Diven. Jeder Spieler hat vom Trainerteam eine Rolle bekommen, die er akzeptiert und mit Stolz ausfüllt. Wir präsentieren ein neues Roosters-Gesicht, und diese Marschroute müssen wir mit harter Arbeit weitergehen.

Was hat für Sie den Ausschlag für einen Wechsel von Krefeld nach Iserlohn gegeben?

In Krefeld war mir das Chaos zu groß, da habe ich mich kaum noch mit Eishockey beschäftigt. Das wurde mir irgendwann zu bunt, ich musste mich kurzfristig nach Lösungen umschauen. Als sich Christian Hommel (Sportlicher Leiter der Iserlohn Roosters, Anm. d. Red.) gemeldet hat, ging alles ganz schnell.

Die Iserlohner Zuschauer konnten Sie bisher nur als Gästeakteur erleben. Wie sehr fehlen die Fans in der momentanen Situation?

Uns in Iserlohn trifft es mit am stärksten, dass die Fans fehlen, denn hier brennt immer die Halle. Es ist einfach traurig und mir blutet das Sportlerherz. Aber besser ohne Zuschauer spielen als gar kein Eishockey.

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Wie motiviert man sich aktuell als Spieler, wenn von außen keine Impulse kommen können?

Wir mussten uns erstmal mit der Situation vertraut machen. Zuerst muss man sich selbst motivieren und dann innerhalb des Teams. Zudem machen die Spieler auf der Bank Stimmung, denn es geht nur über das Teamgefüge.

Zum Sportlichen: Die Anzahl der gegnerischen Schüsse sowie die Gegentore sind relativ hoch. Was muss in der Defensive noch verbessert werden?

Wir können nicht erwarten, dass wir vorne immer vier oder mehr Tore schießen, deswegen müssen wir uns hinten verbessern. Aber ich mache mir nicht so große Sorgen. Denn der Trend geht bei allen Teams zu mehr Toren. Wenn du am Ende gewinnst, fragt keiner mehr nach den Gegentoren.

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Sie sind als Neuzugang direkt von ihren Mitspielern zum Kapitän ernannt worden. Welches Gefühl hat das bei Ihnen ausgelöst?

Es ist eine große Ehre für mich und macht mich sehr stolz. Sicherlich hatte ich auch etwas Glück, dass ich pünktlich zum Trainingsstart in Iserlohn war und alle Mitspieler schnell kennenlernen konnte.

Wie beschreiben Sie Ihre Rolle im Kader der Roosters?

Ich übernehme den defensiven Part der Verteidigung, sichere die Offensivverteidiger ab und spiele viel in eigener Unterzahl. Als Kapitän bin ich das Sprachrohr zwischen Team und den Trainer, aber da werde ich auch von meinen Assistenten gut unterstützt. Ich behalte die Kabine im Blick, um meinen Mitspielern bei Problemen zu helfen.

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Wie entwickelt man in Corona-Zeiten ein Gemeinschaftsgefühl?

Wir hatten natürlich keine Möglichkeit für Teambuilding-Maßnahmen, sodass wir uns in der Halle oder im Bus kennenlernen mussten.

Zuletzt gab es Spiele im Zwei-Tages-Rhythmus. Sie sind mit 32 Jahren nicht mehr der Jüngste, wie wichtig ist die Regeneration speziell in dieser kurzen Spielzeit?

Ich muss sagen, dass mich die langen Busfahrten mehr anstrengen als die eigentlichen Spiele. Deswegen fehlen mir die Fahrten nach Straubing oder Schwenningen nicht wirklich, wenn man im Bus kaum schlafen kann und spät nachts zurückkommt. Als erfahrener Spieler habe ich Erfahrung mit dieser Belastung und weiß mit meinen Problemen, dank des guten Staff-Teams, umzugehen.

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Aktuell ist die Liga in Gruppe Nord und Süd eingeteilt, anschließend folgen die Spiele gegen Gegner der anderen Gruppe, ehe die Playoffs anstehen. Ist das ein Zukunftsmodell?

Ich finde das neue System super, denn die Buszeiten sind kürzer und angenehmer und die Vereine sparen Geld bei den Reisekosten. Zudem sind die NRW-Duelle immer die spannendsten Spiele.

Was sind Ihre persönlichen Ziele und was können die Roosters diese Saison erreichen?

Wir sollten auf jeden Fall das Ziel Playoff-Platz haben. Persönliche Ziele in Richtung Tore oder Scorerpunkte habe ich mir nicht gesetzt. Das Team steht immer an erster Stelle, und ich kann meine eigene Leistung auch ohne diese Statistiken gut beurteilen.

Das Heimspiel der Iserlohn Roosters gegen Krefeld steht unter dem Motto „Roosters für Paulina“. Die Aktion in Zusammenarbeit mit der Spedition Winner ist eine Kooperation mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) und soll dabei helfen, einen Stammzellenspender für ein an Blutkrebs erkranktes Mädchen zu finden.
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