
© Bernd Paulitschke
In einem Punkt herrscht Einigkeit: Saisonverlängerung ist keine Option
Amateurfußball
Dass sich der Verband mit einer Umfrage ein Stimmungsbild der Vereine machen will, wie mit der ausgesetzten Saison verfahren werden soll, stößt nicht überall auf Zustimmung.
Ein Stimmungsbild der Vereine wollte der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) erhalten, um dies in die knifflige Entscheidung mit einfließen zu lassen, wie mit der ausgesetzten Amateufußballsaison 2019/20 zu verfahren ist.
Vier Optionen stehen zur Auswahl
Dazu ist am Wochenende eine E-Mail des Verbandes an alle FLVW-zugehörigen Vereine gegangen, in der die Klubvertreter aufgefordert werden, sich bis morgen (21. April) für eine von vier Optionen zu entscheiden:
Erste Option: Abbruch und Saison annullieren. Bei diesem Szenario gäbe es keine Auf- und Absteiger.
Zweite Option: Abbruch und die Hinrunde werten: Bei diesem Szenario würde der Tabellenstand der Hinrunde gewertet werden, um die jeweiligen Aufsteiger zu bestimmen. Absteiger gäbe es keine.
Dritte Option: Abbruch und den aktuellen Tabellenstand werten: Bei diesem Szenario würde der Tabellenstand zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs gewertet werden, um die jeweiligen Aufsteiger zu bestimmen. Absteiger gäbe es keine.
Vierte Option: Saisonfortsetzung (falls möglich) ab September.
Nachgefragt bei den heimischen Vereinsvertretern
Wir haben bei den heimischen Vereinsvertretern nachgefragt, ob und wie sie abgestimmt haben und was sie generell von der FLVW-Maßnahme halten, die Vereine zu befragen.
Bei Holzpfosten Schwerte 05 und dem TuS Wandhofen war am Sonntag noch keine Entscheidung gefallen.
Die Statements der übrigen Vereinsvertreter:
André Haberschuss (Trainer des ETuS/DJK Schwerte): „Unser Standpunkt ist: Man sollte den aktuellen Tabellenstand nehmen, also nach 20 Spieltagen – mit den entsprechenden Auf- und Absteigern.
Durch die Umfrage hört der Verband zumindest mal in die Vereine rein, was die dazu sagen. Natürlich wird der eine oder andere Verein sagen, man solle die Hinrundentabelle nehmen – wie zum Beispiel Berchum/Garenfeld, weil sie da Erster waren. Aber gerechter ist es, die aktuelle Tabelle zu nehmen. Ich finde, wenn man 20 Spieltagen oben steht, hat man den Aufstieg auch verdient. Und wer nach 20 Spieltagen unten steht, hat es genauso verdient abzusteigen.“
Thomas Redel (Sportlicher Leiter des Geisecker SV): „Die Aktion des Verbandes ist okay, wird aber in der Entscheidungsfindung nicht helfen. Weiterspielen ist nicht möglich. Alle anderen Entscheidungen sind sowieso ungerecht. Irgendjemand fühlt sich benachteiligt, außer die Mannschaften, die unten stehen.
Wir sind für den Abbruch ohne Auf- und Absteiger. Das scheint am gerechtesten – wenn man nicht Tabellenführer ist.“
Kamal Hafhaf (Sportlicher Leiter des VfL Schwerte): „Ich plädiere auf jeden Fall für Abbruch – egal, welche Variante die nehmen. Ich finde es langsam auch mühselig, darüber zu diskutieren. Es ist ja in Ordnung, mal die Stimmung der Vereine zu erfragen. Aber jetzt sollen sie doch so schnell wie möglich entscheiden, damit die Vereine auch klare Gewissheit haben.
Ich kann wirklich nicht verstehen, dass es Vereine gibt, die weiterspielen oder die Saison verlängert wollen. Die sollen nicht vergessen, dass es nur um Amateurfußball geht. Es gibt andere Probleme als Fußball.“
Marvin Horn (Sportlicher Leiter des SC Hennen): „Wir sind uns einig, dass wir die Option 4 mit der Spielfortsetzung im Herbst nicht wirklich interessant finden – abgesehen davon, dass wir aktuell überhaupt nicht wissen, ob das dann auch möglich ist.
Die Lösung ist vermutlich die Option 2. Dass die Vereine befragt werden, finde ich gut. Aber am Ende wird man aber nicht alle glücklich machen können.“
Thomas Wegener (Sportlicher Leiter des SC Berchum/Garenfeld): „Wir haben noch nicht abgestimmt, haben aber noch vor, dies zu tun. Das ist Sache des Vorstands.
Ich halte nicht viel von dieser Umfrage. Der Verband sollte entscheiden. Alle wissen, dass es keine umfassende Gerechtigkeit geben kann. Wenn es nachher Kritik gibt, können sie sagen: ,Ihr wolltet es so.‘ Das finde ich nicht gut.
Außerdem stimmen viele mit Sicherheit nach eigenen Interessen ab und nicht nach den Kriterien Gerechtigkeit oder Sinnhaftigkeit. Das kann man auch keinem verdenken. Daher hätte der Verband die Abfrage bleiben lassen sollen.“
Jürgen Rump (Präsident des VfB Westhofen): „Meiner Meinung nach ist die Umfrage ein absoluter Hilferuf des FLVW, weil sie selbst nicht wissen, was sie machen sollen. Jeder Vereine wird für die Variante stimmen, die für ihn am besten ist.
Für uns ist es ziemlich egal, weil wir mit Auf- und Abstieg nichts zu tun haben. Ich denke, am Ende ist es die gerechteste Lösung, die Saison auf Null zu stellen und zu annullieren. Aber ich muss dazu sagen, dass wir selbst bei uns im Vorstand nicht alle einer Meinung sind.“
Uli Schulte (Fußball-Vorsitzender der SG Eintracht Ergste): „Wir haben bisher noch nicht abgestimmt. Ich bin aber der Meinung, dass die Abstimmung nicht unbedingt zur Zufriedenheit der Vereine beiträgt.
Wir wissen alle nicht, was in den nächsten Wochen noch auf uns zukommt und welche Konsequenzen sich aus solch einer Abstimmung ergeben.
Arne Werner (Trainer des TuS Holzen-Sommerberg): „Wir haben uns vereinsintern für die Variante der Wertung nach der Hinrunde entschieden. Uns selbst betrifft ja keine der Möglichkeiten. Wir denken, dass diese Variante in Ordnung wäre. Vereine, die nach der Hinrunde oben stehen, können auch gerne aufsteigen. Bei der Wertung der aktuellen Tabelle halten wir es für kritisch, dass in manchen Ligen Vereine ein oder zwei Spiele mehr haben.
Die Variante der Saisonfortsetzung haben wir ausgeschlossen, da dies viel zu wenig Planungssicherheit mit sich bringt.
Der FLVW wird meiner Ansicht nach die Meinung der Vereine berücksichtigen und eine Entscheidung treffen. In jedem Szenario werden sich Mannschaften und Vereine ungerechnet behandelt fühlen, das wird man einfach nicht verhindern können.
Als Schwerter Sportredakteur seit 2000 auf den Sportplätzen und in den Hallen unterwegs – nach dem Motto: Immer sportlich bleiben!
