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Fußballtraining unter Corona-Bedingungen? Es scheiden sich die Geister
Fußball
Die eine Hälfte der heimischen Klubs legt wieder los, die andere Hälfte sieht sich nicht in der Lage die Anforderungen der Schutzverordnung zu erfüllen und lässt den Ball noch ruhen.
Kontaktfreien Sport unter freiem Himmel erlaubt die Corona-Schutzverordnung des Landes NRW seit dieser Woche. Damit dürfen auch die Fußballvereine ihren Trainingsbetrieb wieder aufnehmen – unter Einhaltung strikter Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen.
Die Auffassungen gehen weit auseinander
Aber macht das Training in dieser eingeschränkten Form unter Einhaltung des Mindestabstands von anderthalb Metern überhaupt Sinn?
Die Auffassungen gehen bei diesem Thema weit auseinander. Manche Klubs haben schon mit dem Trainingsbetrieb begonnen, für andere ist es dagegen noch kein Thema, den Ball wieder rollen zu lassen.
Frank Samson: „Wir haben alles vorbereitet“
Den Verantwortlichen des VfL Schwerte konnte es gar nicht schnell genug gehen. Seit Montag trainieren die VfL-Teams auf dem Schützenhof – ab den D-Jugendmannschaften aufwärts. „Wir haben alles vorbereitet, um die Maßnahmen einzuhalten“, sagt Geschäftsführer Frank Samson, der allen Beteiligten des Vereins über die Corona-„Spielregeln“ informiert hat:
- Vor und nach dem Training ist Mund-/Naseschutz zu tragen.
- Zuschauer/Eltern sind während des Trainings nicht erlaubt.
- Jeder Trainer führt eine lückenlose Anwesenheitsliste.
- Duschen/Kabinen bleiben geschlossen.
- Die Spieler kommen in Trainingskluft und gehen ungeduscht.
- Keine Bewirtschaftung.
- Maximal eine Mannschaft pro Platzhälfte.
- Die Herrentoilette ist geöffnet, Eintritt nur einzeln.
- Auf der Toilette und am Kabineneingang hängen Spender zur Handdesinfektion.
Spielformen und Torschusstraining
Ein paar hundert Meter vom Schützenhof entfernt wird ab Donnerstag der Ball wieder rollen. „Ich habe den Jungs angeboten, auf freiwilliger Basis zu trainieren – sie wollten alle“, berichtet André Haberschuss, Trainer des Bezirksliga-Teams des ETuS/DJK Schwerte. Vollwertiges Training könne dies natürlich noch nicht sein, „aber es ist besser als nichts. Und ein paar Spielformen oder Torschusstraining kann man ja machen“, sagt Haberschuss.
Ab kommender Woche nehmen die Teams des SC Hennen den Übungsbetrieb wieder auf. Auch im Naturstadion seien die Corona-bedingten Vorkehrungen getroffen worden, sagt der Sportliche Leiter, Marvin Horn. Im Nachwuchsbereich sind die A- bis C-Junioren am Ball. „Bei den Jüngeren können wir nicht gewährleisten, dass kein Kontakt zustande kommt“, meint Horn.
Umfangreicher Hygieneplan auch in Holzen
Beim TuS Holzen-Sommerberg werden die beiden Seniorenmannschaften sowie die A-Junioren mit dem kontaktfreien Training im Eintrachtstadion beginnen, sobald die Stadt Dortmund grünes Licht gibt. Auch den Holzener Trainern hat der Abteilungsvorstand einen umfangreichen Hygieneplan an die Hand gegeben.
Organisatorisch müsse dabei zum Beispiel darauf geachtet werden, dass eine Trainingsgruppe maximal acht Spieler und zwei Trainer umfasst und dass diese Gruppe bis auf Weiteres in gleichbleibender Besetzung trainieren muss, erklärt A-Juniorentrainer Phillip Stricker.
Ergster Maskottchen erklärt per Video
Bei der SG Eintracht Ergste sind es dagegen schwerpunktmäßig die Jugendmannschaften, die ab dieser Woche wieder trainieren. Die Jugendleitung der Eintracht hat sich viel Mühe gegeben, die „Ergster Wölfe“ mit den erforderlichen Maßnahmen vertraut zu machen. In einem Video hat Maskottchen „Hannes Wolf“ in kindgerechter Form erklärt, auf was zu achten ist.
Es gibt aber auch Vereine, die ihre Anlagen vorerst noch nicht wieder freigeben. So hat die Führungsriege des Geisecker SV am Montag seine Mitglieder darüber informiert, dass die KS-Logistic-Sportanlage am Buschkampweg noch nicht wieder geöffnet wird.
Geisecker SV: „Halten es für unverantwortlich“
„Die sehr umfangreichen Vorgaben der Landesregierung und der verschiedenen Verbände sind unserer Ansicht nach praxisfern und nur in bestimmten Bereichen umsetzbar. Die Verantwortung für die Einhaltung dieser Vorgaben liegt schlussendlich beim Trainer und beim Vorstand. In einer Zeit, in der die Kinder und Jugendlichen noch nicht bzw. nur stark eingeschränkt in die Kitas und Schulen dürfen, halten wir es für unverantwortlich, den Trainingsbetrieb wieder aufzunehmen“, schreiben die Geisecker.

Beim Geisecker SV ruht der Ball noch, die KS-Logistic-Sportanlage am Buschkampweg ist noch gesperrt. © Michael Dötsch
Als nächstes Zieldatum nennen sie den 30. Mai. Für diesen Tag hat die Landesregierung in der vergangenen Woche – etwas überraschend – in Aussicht gestellt, auch wieder mit Körperkontakt trainieren zu lassen und sportliche Wettbewerbe zu erlauben. „Wir haben jetzt acht Wochen durchgehalten, da werden wir es bis Ende Mai ja wohl auch noch schaffen“, sagt Thomas Redel, Sportlicher Leiter der „Kleeblätter“.
„Verantwortungsbewusstsein lässt keine Wahl“
Beim SC Berchum/Garenfeld teilt man die Geisecker Auffassung. „Insbesondere im Kinder- und Jugendbereich ist ein Training ohne jegliche Wettkampfsituationen und ein permanenter Abstand von mindestens 1,50 Meter während der gesamten Trainingseinheit durch keinen Trainer zu garantieren.
Neben detaillierten Anwesenheitslisten, einem geschlossenen Vereinsheim, Verbot des Betretens der Anlage für nicht am Training beteiligte Personen und umfangreichste Hygieneanforderungen ist es vor allen Dingen unser Verantwortungsbewusstsein, dass uns zu diesem Zeitpunkt keine andere Wahl lässt, als den Trainingsbetrieb weiter auszusetzen“, hat die Berchum/Garenfelder Vereinsführung mitgeteilt.
„Wir werden bis zum 30. Mai die Füße still halten“, ergänzt der Sportliche Leiter des SC, Thomas Wegener.
Jürgen Rumps Hinweis: Fußball ist Kontaktsport
Auch beim VfB Westhofen ruht der Ball weiter. VfB-Präsident Jürgen Rump weist darauf hin, dass Fußball ein Kontaktsport ist. Als Vereinsführung wolle und könne man nicht die Verantwortung übernehmen, sagt Rump, „so bitter das ist, weil ich natürlich weiß, dass alle wieder auf den Platz wollen.“
Auch bei Holzpfosten Schwerte 05 gibt es nach aussage von Aufstiegstrainer Benjamin Gottstein aktuell noch keine Pläne, den Trainingsbetrieb wieder aufzunehmen. Gleiches gilt für den TuS Wandhofen, wie Präsident Heinz-Friedrich Bodenstein bestätigt.
Als Schwerter Sportredakteur seit 2000 auf den Sportplätzen und in den Hallen unterwegs – nach dem Motto: Immer sportlich bleiben!
