Erline Nolte fokussiert den nächsten Winter
Bobsport
Am Königssee war Schluss. Es ging nicht mehr. Das musste selbst Erline Nolte, die ihre Schmerzen bis dato weitgehend verdrängt hatte, einsehen. Der Bandscheibenvorfall zu Beginn der Saison wirft die Bobanschieberin erst einmal zurück, an ein Comeback in dieser Saison denkt sie nicht mehr. Vielmehr fokussiert sie den nächsten Winter – und ihr großes Ziel 2018.

Während die Teamkollegen am Weltcup in Whistler teilnahmen, drückte Erline Nolte von der Couch aus die Daumen – immerhin mit kanadischem Tassenmotiv.
Schon im Sommer während der harten Vorbereitung auf die Bobsaison kämpfte Erline Nolte mit großen Schmerzen, musste immer wieder Trainingseinheiten absagen. „Wir haben schon länger vermutet, dass da was ist, dachten an eine Nervenentzündung“, erzählt sie. Auch nachdem ihr Bandscheibenvorfall – von dem sie bis dahin nichts wusste – bei einer Testfahrt in Winterberg ein taubes Bein verursachte, quälte sie sich noch zwei Wochen weiter.
Doch beim Europacup am Königssee, den die Weltcup-Teilnehmer fuhren, stoppte dann Bundestrainer René Spies seine Anschieberin. Die MRT beim Verbandsarzt brachte die schmerzhafte Diagnose: Bandscheibenvorfall am fünften Lendenwirbel, außerdem hat sich ein Kochenödem gebildet.
„Ich wollte das am Anfang nicht wahrhaben. Das war sehr, sehr schwierig für mich“, erinnert sich Erline Nolte zurück. Zwei Wochen war sie auch mental erst einmal komplett niedergeschlagen. Ausgerechnet vor dem Weltcup im kanadischen Whistler wurde die Leistungssportlerin zum wochenlangen Nichtstun gezwungen. Während ihr Team um Pilotin Mariama Jamanka in Kanada um Weltcup-Punkte fuhr, lag Erline Nolte zu Hause auf dem Sofa.
Nolte hat genetisch bedingt schon länger Probleme mit dem Rücken. Bereits als 14-Jährige laborierte sie – damals noch als Leichtathletin – an einer Bandscheibenvorwölbung. Mit der immensen Belastungserhöhung beim Bob entwickelte sich ein schleichender Prozess. Bald versucht sie, die Muskulatur derart zu stärken, dass sie die die betroffene Stelle an der Lendenwirbelsäule kompensieren kann.
Bald. Zunächst hatte Erline Nolte noch die Hoffnung auf eine Rückkehr in dieser Saison. Doch die Reha verzögert sich, als Sportsoldatin wartet sie noch auf die Bestätigung der Bundeswehr. Vorher muss sie ohnehin noch zu einer reinen „Spritzentherapie“ eine Woche lang stationär in eine Spezialklinik in Hellersen. Sie hofft auf den Januar.
Mittlerweile hat sich Erline Nolte mit ihrer Verletzung arrangiert. „Es ist besser, dass es in diesem Jahr passiert ist. Im nächsten wäre für mich eine Welt zusammen gebrochen.“ Denn der nächste Winter ist der entscheidende für die Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang (Südkorea). Deshalb peilt Nolte nun eher ein Comeback zur Vorbereitung auf die neue Saison an. Es könnte ihre letzte sein. Denn mit ihren 27 Jahren zählt Nolte bei den Anschiebern dieses Landes schon zu den älteren.
Momentan stören die Schmerzen im Alltag immer noch stark. Lange stehen oder sitzen? Geht nicht. Nolte kann lediglich aquajoggen, aber auch nur im Zeitlupentempo. Fünf Kilo Muskelmasse hat sie bereits abgenommen. Nolte stellt sich auf einen harten Weg ein, um das Niveau vor der Verletzung wieder zu erreichen.
Doch sie filtert auch Positives aus ihrer Wartezeit. „Zum ersten Mal hatte ich alle Weihnachtsgeschenke eine Woche vor Heiligabend zusammen“, erzählt sie und lacht. Die Weihnachtszeit konnte sie – sofern es der Rücken zuließ – erstmals seit langem zu Hause genießen. Das soll sich im nächsten Jahr aber auf gar keinen Fall wiederholen. Dann will sie mitten in der Vorbereitung auf Olympia stecken – topfit im Eiskanal und nicht mit Decke auf der Couch.
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