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Westfalia Vinnum äußert sich zum drohenden Aus des SV Herta Recklinghausen
Fußball
Im Februar waren Vertreter des SV Herta und von Westfalia Vinnum zur Aussprache zusammengekommen. Andeutungen über finanzielle Probleme des Klubs habe man in Vinnum damals nicht wahrgenommen.
Kunibert Gerij war ruhig und zurückhaltend. Der Vorsitzende von Westfalia Vinnum, dem Klub, der nach der durch Spieler und Anhänger des SV Herta Recklinghausen verursachten Massenschlägerei im September 2019 viele Hebel in Bewegung gesetzt hatte und harte Konsequenzen bis hin zum Vereinsausschluss gefordert hatte, war vor allem eines nicht: schadenfroh.
Er habe aus der Presse durch die akuten Probleme beim SV Herta Recklinghausen erfahren. Der Verein hatte für die kommende Saison keine Mannschaft mehr für den Spielbetrieb gemeldet. Nach der vollständigen Auflösung der ersten Mannschaft waren noch zwei Teams in den unteren Kreisligen übrig geblieben. Der SV Herta Recklinghausen ist wegen Zahlungsschwierigkeiten aber wohl nur einem Ausschluss durch den Fußballverband zuvorgekommen.
Dazu habe es beim Versöhnungstreffen im Februar mit Vertretern beider Vereine keine Andeutungen gegeben. Der SV Herta war nach Vinnum gereist, um unter anderem eine Bewährungsauflage zu erfüllen: eine 500-Euro-Zahlung an eine gemeinnützige Vereinigung - oder Westfalia Vinnum.
Geldzahlung an die Jugendabteilung der Vinnumer
Die Vertreter des SV Herta entschieden noch am selben Dezemberabend der Sportgerichtsverhandlung, dass das Geld an die Jugend der Westfalia gehen sollte. „Wir hatten gute Gespräche gehabt“, sagte Gerij über den Austausch knapp zweieinhalb Monate später in Vinnum. Es war eine Annäherung der beiden Vereine.
Gerij sagte aber auch, dass die Zukunft des SV Herta bei dem Treffen im Februar nicht geklärt schien. „Sie wussten damals noch nicht, wie es weitergeht. Es gab die Hoffnung, dass der Verein es jetzt anpackt“, so Gerij. Das alles sagt er mit viel Distanz in der Stimme. „Man muss differenzieren“, findet der Vinnum-Boss, „die, die damit nichts zu tun hatten und die Folgen tragen, und die, die sie verursacht haben.“

Vereinschef Ahmad Omeirat © Pascal Albert
Rückkehr in die Sportgemeinschaft bei korrektem Verhalten
Es war Gerijs ausdrücklicher Wunsch - das betonte er in der Vergangenheit mehrfach - dass sich der SV Herta künftig so verhält wie jeder andere Verein auch und so in der Gemeinschaft der Sportvereine unter dem Verbandsdach bleiben kann.
Die 4000 Euro Strafe, wovon die Hälfte zur Bewährung ausgesetzt war, empfand Gerij damals als gerecht und sagt auch heute, dass sie angemessen war. „Das Ereignis hat uns damals schon sehr getroffen. Wir sind immer noch dabei, das alles aufzuarbeiten. Noch immer sind zivilrechtliche Auseinandersetzungen im Gange“, sagte der Vorsitzende.
Ältester Fußballverein steht vor dem Aus
Ob der SV Herta Recklinghausen die schwere Zeit übersteht, ist nicht sicher. Es dürfte schwierig erscheinen, einen Verein ohne Mannschaft nach einiger Zeit neu zu beleben. Der älteste noch eigenständige Verein der Stadt Recklinghausen, gegründet 1923, steht damit vor dem Aus.
Michael Gassner, früher selbst Geschäftsführer und dann Berater des Vorstandes, hatte bei der Verhandlung noch um eine Geldstrafe gebeten, die den Verein nicht in seiner Existenz gefährdet. Genau das ist jetzt passiert. Beim Urteilsspruch pustete Gassner tief durch, als würde er wissen, was da auf den SV Herta zukommt. Retten kann den Verein jetzt aber wohl nur noch das Tilgen der Verbandsschulden durch eine Spendenaktion unter den wenigen verliebenden Mitgliedern - oder ein Gönner, der einspringt.
Sportler durch und durch, der auch für alle Sportarten außerhalb des Fußballs viel übrig hat. Von Hause aus Leichtathlet, mit einer Faszination für Extremsportarten, die er nie ausprobieren würde. Gebürtig aus Schwerte, hat volontiert in Werne, Selm, Münster und Dortmund.
