Bei Olympia 2021 verpasste Jule Hake noch das Finale, ein Jahr später holt sie drei Medaillen bei der Kanu-Weltmeisterschaft.

Bei Olympia 2021 verpasste Jule Hake noch das Finale, ein Jahr später holt sie drei Medaillen bei der Kanu-Weltmeisterschaft. © Ute Freise

Vize-Weltmeisterin Jule Hake im großen Interview: „Noch erkennen mich die Leute nicht“

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Vor wenigen Tagen gewann die Olfenerin Jule Hake, die für den KSC Lünen startet, bei den Kanu-Weltmeisterschaften in Kanada zweimal Silber und einmal Bronze. In Zukunft dürfte sogar noch mehr kommen.

Olfen, Lünen

, 13.08.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Was war das für ein unglaubliches Jahr von der Olfener Kanutin Jule Hake? Nachdem es bei den Olympischen Spielen in Tokio nicht ganz für die erhoffte Medaille reichte, wurde die 22-Jährige erst zweimal Deutsche Meisterin in Berlin und holte am vergangenen Wochenende Doppel-Silber sowie einmal Bronze bei den Weltmeisterschaften in Kanada. Mit Mitarbeiter Nico Ebmeier schaut die Kanutin auf diese erfolgreiche Zeit zurück und erklärt, welche Ziele nun noch offen sind.

Jule Hake, Sie sind dreifache WM-Medaillen-Gewinnerin. Wie hört sich das an?

Verrückt, ehrlich. Das ist einfach verrückt. Natürlich hatte ich mir das in manchen Booten schon erwartet und auch ein wenig erhofft, aber dann wurde ich kurz vorher noch krank und habe nicht mehr so richtig daran geglaubt, dass es so gut wird.

Blicken Sie mit uns zurück auf das vergangene Wochenende. Was war da in Kanada los?

Ich wusste gerade im Zweier (500 Meter, Anm. d. Red.), dass wir das schaffen können, weil es auch zuletzt im Weltcup so gut lief. Und auch im Einer (500 Meter) war ich mir sicher, dass ich um die Medaillen mitfahren kann. Aber wie ich es dann über 5000 Meter geschafft habe, keine Ahnung. Das ist so schwer, eine komplett andere Disziplin als über die 500. Es geht nur um Ausdauer, wir müssen sogar an den Portagen aussteigen, das Boot 100 Meter tragen und dann wieder zurückfahren. Da schießt einem das ganze Blut in die Beine, aber es hat sich ja gelohnt. (lacht)

Bei den Finals 2022 in Berlin wurde Jule Hake zweimal Deutsche Meisterin.

Bei den Finals 2022 in Berlin wurde Jule Hake zweimal Deutsche Meisterin. © KSC

Das stimmt. Vor einem Jahr schieden Sie allerdings noch relativ deutlich im Olympischen Halbfinale aus und jetzt gehören Sie zur absoluten Weltspitze. Wie kam es dazu?

Es gibt ein paar interne Gründe, aber auch von mir aus hat sich einiges verändert. Ich bin jetzt mental einfach viel, viel besser eingestellt. Ich weiß nun, wie gut ich bin und traue mich, mit großen Zielen in einen Wettkampf zu starten. Man muss immer an sich glauben und dann kann man alles erreichen. Außerdem wurde ich in Tokio ein bisschen ins kalte Wasser geschmissen. Ich hatte vorher noch einen U23-Wettkampf und dann war es mein erstes richtiges Senioren-Rennen. Da war Olympia einfach ein zu großer Schritt.
Heißt das, dass wir jetzt gerade die bestmögliche Jule Hake erleben oder geht da sogar noch etwas mehr?

Naja, man sagt, dass man sein Hoch im Kanusport immer so mit 28 Jahren erlebt und bis dahin ist es ja noch ein wenig. Ich kann auf jeden Fall noch besser werden und werde ganz bestimmt immer weiter an mir arbeiten. Es klingt zwar nicht viel, dass ich im Einer nur anderthalb Sekunden hinter Lisa Carrington ins Ziel komme, aber am Ende ist das auch immer noch eine halbe Bootslänge Abstand. Aktuell bin ich einfach super froh, dass ich diesen Abstand immer weiter verringern konnte und dann schauen wir mal, wie es in den nächsten Jahren aussieht.

Lassen Sie uns gerne in die Zukunft schauen: In der kommenden Woche stehen erstmal die European Championships an, eine Veranstaltung bei der die Kanuten und acht weitere Sportarten ihre Europameisterschaften zeit- und ortsgleich austragen. Was nehmen Sie sich da vor, schließlich ist Lisa Carrington als Neuseeländerin da ja nicht dabei?

Das stimmt. (lacht) Natürlich ist es mein Ziel, in München Europameisterin zu werden, aber da hängt viel dran. Es ist alles auf einer Höhe und deswegen entscheidet vor allem die Tagesform. Aber klar, ich möchte gerne herausstechen und so weit es geht nach vorne paddeln.

Nach ihrem Olympia-Abenteuer wurde Jule Hake feierlich vom KSC Lünen empfangen.

Nach ihrem Olympia-Abenteuer wurde Jule Hake feierlich vom KSC Lünen empfangen. © Günther Goldstein

Generell werden solche Veranstaltung immer mehr, ich denke dabei auch an die Finals 2022 in Berlin, als 14 Sportarten zusammen ihre Deutschen Meister gefunden haben. Wie wichtig sind solche Events für den Sport?

Die sind richtig, richtig wichtig. Eine bessere Veranstaltung als die Finals habe ich noch nicht erlebt. Mit Ausnahme der Olympischen Spiele vielleicht. Das war so toll, direkt an der East Side Gallery Deutsche Meisterin zu werden. Da waren so viele Fans am Streckenrand, auch viele, die mit dem Sport eigentlich gar nichts am Hut haben. Das waren viele Menschen, die einfach shoppen waren und dann durch Zufall stehen geblieben sind und uns angefeuert haben. Das ist so wichtig, um auf den Sport aufmerksam zu machen.

Dann haben Sie dort ja schonmal bleibenden Eindruck hinterlassen. Wie ist das denn in Lünen und Olfen? Gibt es mittlerweile hier auch Situation, wo Menschen rufen: „Guck Mal, da ist Jule Hake“?

Nein, das ist noch nicht so. (lacht) Noch erkennen mich hier nicht so viele Leute und das ist auch gut so. Ich genieße die Ruhe zwischen den Wettkämpfen und wenn es dann in zwei, drei Jahren doch soweit ist, wäre das auch gut so. Es gibt aber auch jetzt schon ein paar Autogrammjäger, die mich sehen wollen. Das ist ja eigentlich auch ganz cool.

In zwei Jahren ist dann Olympia 2024 in Paris. Ist die Goldmedaille dort Ihr großes nächstes Ziel?

Die Olympischen Spiele sind auf jeden Fall mein großes Ziel und es wäre optimal, in Paris Olympiasiegerin zu werden. Aber ich möchte in allen Wettkämpfen meine besten Leistungen zeigen, nicht nur bei Olympia. Das gilt genauso für den Weltcup und auch für andere Meisterschaften. Ich möchte nicht mehr nur daran teilnehmen, um dabei zu sein. Am liebsten möchte ich gewinnen.