Die Diskussion um Sportförderung ist entbrannt – und dürfte sogar noch an Fahrt aufnehmen: Welche Sportart bekommt wie viel aus den Fördertöpfen des Bundes? Zumindest die deutschen Kanuten und damit auch die Olfenerin Jule Hake, die für den KSC Lünen startet, müssen mit weniger Geld rechnen.
Der Bund wird den Spitzensport mit fast 30 Millionen Euro weniger fördern, was auf Unverständnis beim Deutschen Kanu-Verband (DKV) stößt, der selbst damit rechnet, mit weniger finanziellen Zuwendungen bedacht zu werden. „Der olympische Kanusport, der (...) seit 1992 zu den erfolgreichsten deutschen Sommersportarten zählt (...), muss um seine Bundesfinanzierung zittern“, heißt es in einer Pressemitteilung des DKV.
Jule Hake gewinnt Medaillen
Der DKV werde wohl auch von Kürzungen betroffen sein. „Alle drei Sportarten (Kanu-Rennsport, Kanu-Slalom, Kanu-Polo, Anm. d. Red.) müssen mit Einschränkungen rechnen.“ In der Mitteilung wird auch Verbandspräsident Jens Perlwitz zitiert, der deutliche Worte findet: „Ein absolutes Desaster“, so Perlwitz, der sich in diesem Zusammenhang vor allem auf die Mittelkürzung bei Wissenschaftsinstituten bezog. „Um im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig zu bleiben darf es keine Mittelkürzungen geben!“, so Perlwitz‘ Forderung.

Dies leitet der Verbandschef aus den Erfolgen der Kanuten ab: „Bei der (...) in Duisburg durchgeführten WM im Kanu- und Parakanu-Rennsport belegte der Deutsche Kanu-Verband (DKV) mit 14 Medaillen (Dreimal Gold, Fünfmal Silber, Sechsmal Bronze) Platz eins im Gesamtmedaillenspiegel und erreichte mit Blick auf die Olympischen Spiele 17 von möglichen 18 Quotenplätzen für Paris. Im olympischen Bereich konnten in 50 Prozent der Wettbewerbe mit zwei Gold- und drei Bronzemedaillen fünf Medaillen erzielt werden. Eine Erfolgskonstanz, die der DKV seit der Wiedervereinigung mit 67 Olympiamedaillen (davon 32 Goldmedaillen) in 52 Prozent der möglichen Medaillenwettbewerbe immer wieder unter Beweis stellt“, hieß es in der Mitteilung.
Daran beteiligt war auch Jule Hake, die in Duisburg mit dem Gewinn von je einmal Silber und Bronze zweimal auf dem Treppchen stand. Vergangenes Jahr holte die für den KSC Lünen startende Athletin bei der WM sogar noch eine Medaille mehr und verpasste den Titel mit ihrer Bootspartnerin Paulina Paszek nur knapp.
DKV fordert mehr Geld
Der Ärger auch bei den Athleten ist groß: „Kürzungen ausgerechnet dort, wo noch für Medaillen-Garanten gesorgt wird, das macht mich wütend. Ich habe schon wieder das Gefühl, dass das, was ich mache, keinen Wert hat“, zitiert die Pressemitteilung den Doppel-Olympiasieger und 16-fachen Weltmeister Ronald Rauhe.
„Die Forderung der Verbands- und der Sportführung des DKV ist, von der Kürzung jeglicher Sportfördergelder nicht nur im eigenen Interesse von Seiten der Politik abzusehen. Will die deutsche Politik auch in Zukunft auf internationale Sportereignisse zurückblicken, bei denen deutsche Sportlerinnen und Sportler zu den Medaillentragenden zählen, benötigt der Sport auch weiterhin nicht nur die bisherige, sondern im Grund eine deutlich verbesserte finanzielle Unterstützung“, schließt die DKV-Mitteilung.
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