Drei heimische Kreisliga-Trainer haben nicht so richtig Bock auf die EURO.

© Nico Ebmeier

Die EM-Vorfreude bei den heimischen Trainern hält sich in Grenzen: „Aktuell scheiß egal“

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In wenigen Tagen beginnt die Fußball-Europameisterschaft und normalerweise sind gerade die Sportler schon Wochen zuvor Feuer und Flamme. Wir haben die Trainer der Region gefragt.

Selm, Nordkirchen

, 09.06.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Deutschland spielt. 80 Millionen Menschen bangen vor den Fernsehgeräten. Am Ende entscheiden Millimeter über Triumph oder Enttäuschung. Genau so sollten große Turniere in Fußball-Deutschland eigentlich ablaufen. Doch seit einiger Zeit ist dieser Zauber etwas verflogen und dabei wirft die EM schon große Schatten voraus. Wie sieht es bei den Trainern der heimischen Kreisligisten aus?

Fußball-Romantiker und SC Capelle-Trainer Reinhard Behlert ist von der Nationalmannschaft enttäuscht.

Fußball-Romantiker und SC Capelle-Trainer Reinhard Behlert ist von der Nationalmannschaft enttäuscht. © Jura Weitzel

Am Freitagabend beginnt das paneuropäische Spektakel mit dem EM-Auftakt zwischen Italien und der Türkei – die DFB-Elf startet dann erst am Dienstagabend mit dem Kracher gegen den Weltmeister aus Frankreich. In der Vergangenheit wäre dies oft eine Partie gewesen, in der sich die Deutschen auf großen Fanmeilen sammeln oder zumindest lautstark vor den heimischen Fernsehern das Team unterstützen. „Eigentlich wäre eine Welt- oder Europameisterschaft für mich ein absolutes Highlight. Ich habe mir dann eigentlich fast jedes Spiel angeschaut, aber in diesem Jahr ist das anders“, sagt Reinhard Behlert, Trainer des SC Capelle.

„In den letzten zwei, drei Jahren hat mein Interesse doch schon deutlich abgenommen. Ich bin noch ein echter Fußballromantiker und mir nimmt dieses ganze Moderne mehr und mehr den Spaß am Fußball.“ Der leidenschaftliche Schalke-Fan macht dafür auch durchaus die DFB-Elf verantwortlich.

„Wenn ich sehe, wie ein Ex-Schalker wie Leroy Sané gegen Lettland ein Tor schießt und man ihm das nicht mal ansatzweise ansieht, macht mich das schon total traurig. Wenn ich mir da einen Erling Haaland anschaue, der in jeder Sekunde froh ist, dass er auf dem Platz steht, ist das fast eine andere Welt“, muss Behlert sogar einen Dortmunder loben. Der Capeller hätte sogar ursprünglich Karten für das Deutschland-Gruppenspiel gegen Ungarn gehabt, ist aber jetzt auch ganz froh, dass er diese wegen der kleineren Zuschaueranzahl in München nun nicht mehr braucht.

Mario Rast von der SG Selm ist „Nationalmannschafts-Fan“

Mario Rast von der SG Selm ist „Nationalmannschafts-Fan“ © Matthias Henkel

Etwas mehr Vorfreude auf die Europameisterschaft herrscht da schon in Selm beziehungsweise bei SG-Coach Mario Rast: „Also ich werde mir auf jeden Fall alle Spiele anschauen. Ich bin schließlich Fan der Nationalmannschaft. Wir haben zusammen mit vier Freunden auch eigentlich immer ein Spiel live auswärts gesehen, nun treffen wir uns eben Zuhause.“ Doch auch der wohnhafte Olfener fühlt, dass es nicht so ganz so ist, wie noch bei vergangenen Meisterschaften. „Im Moment ist da schon etwas weniger Euphorie. Das liegt auch daran, weil es früher dann oft in Olfen die großen Public Viewings gab und nun ist kaum etwas geplant. Früher waren die Getränkeregale schon Tage früher leer und jetzt ist noch alles voll.“

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Mit fast noch mehr Spannung hat Mario Rast dafür in den vergangenen Tage Fußball geschaut. „Die U21-EM war richtig interessant. Das hat extrem Spaß gemacht. Gerade wenn ich sehe, wie viel Bock diese Jungs haben, Fußball zu spielen und sich dann auch noch den Titel geholt haben. Das würde ich jetzt echt von der A-Truppe auch erwarten.“

PSV Borks Trainer Sanmi Ojo interessiert sich wenig für die EM.

PSV Borks Trainer Sanmi Ojo interessiert sich wenig für die EM. © Sebastian Reith

Das fast schon extreme Gegenstück zum Selmer A-Liga-Trainer ist ein Ortsteil weiter Sanmi Ojo, Trainer des PSV Bork. „Wenn ich ehrlich bin, ist mir das aktuell scheiß egal“, sagt er im Hinblick auf die kommende EURO. „Sonst war ich immer Feuer und Flamme vor so einem Turnier, aber gerade bei der WM 2018 wurde man dann schon irgendwo enttäuscht. Und diese Vorfreude kam dann in den Vorbereitungsspielen auch nicht so richtig zurück.“

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Anders als Behlert und Rast hat der Borker dabei auch kein Interesse an der U21-EM gehabt. „Selbst das ist total an mir vorbei gegangen. Das lag aber auch daran, dass ich privat viel um die Ohren hatte. Dennoch ist es natürlich richtig cool, wenn unsere Nachwuchsspieler solche Erfolge haben. Die haben noch richtig Bock drauf, sind gierig auf Siege.“ Alle drei Trainer sind sich aber wenigstens in einer Sache einig: Der Europameister wird sehr wahrscheinlich aus Frankreich kommen.

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