Wenig Spielpraxis, zuletzt wie abgetaucht: Die Hinrunde spielte der ehemalige Chefcoach Tim Hermes (31) nur eine Nebenrolle beim Fußball-Bezirksligisten BW Alstedde. Im Fokus stand vor allem der neue Coach Stefan Hoffmann, der die Alstedder auf Rang fünf geführt hat – und sieben Punkte mehr auf dem Konto hat als zur Winterpause im Vorjahr. Doch wie ist die Lage bei Tim Hermes?
Der Ex-Profi (173 Regionalligaspiele für RW Essen, RW Oberhausen und SC Wiedenbrück) war verletzt und beruflich stark eingespannt. „Ich war zehn Wochen lang in Monschau für einen Lehrgang“, sagte Hermes, der am Landgericht als Wachtmeister arbeitet. Damit verpasste er den Großteil der Partien, laborierte aber auch an einer Verletzung: Eine Patellasehnenentzündung im Knie sorgte für Schmerzen. Normales Training war für Tim Hermes nicht möglich.
Für Hermes, der vergangene Saison noch als Spielertrainer fungiert hatte, war daher klar, dass er sich mit Ansprüchen zurückhalten muss. „Ich habe Hoffi gesagt, dass ich nicht unbedingt in den Kader rücken muss. Das wäre gegenüber den anderen Spielern unfair“, sagte Hermes. Wer nicht trainiert, spielt auch nicht.
Tim Hermes outet sich als Fan von Stefan Hoffmann, für den es nicht einfach sein dürfte, ein Alpha-Tier wie Hermes, der dazu noch der ehemalige Trainer ist, in seinen Reihen zu haben. „Ich habe gesagt, dass wir im Sommer adäquaten Ersatz brauchen: einen Trainer, der Ahnung von Fußball hat. Und mit Hoffi haben wir wirklich das Nonplusultra bekommen. Er erreicht die Mannschaft, das sieht man auch an der Tabelle“, findet Hermes. 24 Punkte hat Alstedde in 13 Spielen – meistens ohne Tim Hermes – geholt. Und wenn man Hermes über „Hoffi“ reden hört, nimmt man ihm ab, dass beide sich gut verstehen.
Konfliktpotenzial als Ex-Trainer?
Dass es für Tim Hermes nun deutlich ruhiger geworden ist, „ist völlig in Ordnung“, wie er sagt. Offiziell fungiert er als spielender Co-Trainer, leitete in Hoffmanns Abwesenheit auch schon Einheiten in seiner neuen Funktion. Kommt es da nicht automatisch zu Konflikten? Hermes wiegelt ab: „Hoffi fragt schon manchmal, ob Spieler für die eine oder andere Position geeignet wären. Aber er hat Vorrang, ich bin Co-Trainer. Ich glaube aber, dass wir uns auch ganz gut ergänzen.“ Wobei Hermes wichtig zu betonen ist: „Ich bin kein Maskottchen, das am Seitenrand steht.“

Für die Rückrunde hat sich der 31-jährige Hermes mehr Einsätze vorgenommen. Der Lehrgang ist vorbei, Hermes wird einen Großteil der am 4. Januar beginnenden Vorbereitung mitmachen können, wenn der Körper denn will: „Zwölf Jahre Profifußball haben etwas Spuren hinterlassen.“ Zwicken hier, Zwacken da – dabei ist Hermes in Alstedde immer noch geschätzt: Sportchef Benedikt Kuhne würde Hermes gerne wieder öfter auf dem Platz sehen: „Wenn Tim nicht spielt, dann ist er auch nicht eins-zu-eins zu ersetzen.“
Tim Hermes’ Zukunft ist offen
Kaum vorstellbar daher, dass Tim Hermes einmal nicht mehr in Alstedde kicken könnte. „Alstedde ist im Grunde mein erster Ansprechpartner. Aber vielleicht will ich ja irgendwann auch wieder Cheftrainer werden. Noch juckt es nicht, ich will gerne noch spielen. Aber ich muss schauen, was ich im Sommer mache, ob ich woanders etwas Neues mache oder wir es zu zweit weitermachen“, lässt Hermes die Zukunft offen.
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