Fußball-Westfalenligist Lüner SV befindet sich in einer schwierigen Phase. Derzeit steht das Team auf dem vierten Platz, hat bereits 19 Punkte Rückstand auf Tabellenführer SC Peckeloh. Im Pokal verlor das Team von Trainer Axel Schmeing mit 1:7 beim TuS Bövinghausen. Das jüngste Liga-Heimspiel verlor der LSV überraschend mit 1:2 gegen den SV Rödinghausen II. Da tat es vielleicht ganz gut, dass am vergangenen Wochenende spielfrei war.
Zu den zahlreichen Ausfällen gegen Rödinghausen II zählte auch Marcel Reichwein. Der 37-Jährige saß seine zehnte Gelbe Karte ab. Was ihn nicht davon abhielt, die Partie klar zu analysieren: „Das Spiel wirft uns natürlich zurück. So wie die Partie gelaufen ist, war es am Ende zu wenig.“ Beim zweiten Gegentor habe das Team nicht „sauber verteidigt“. In der zweiten Halbzeit habe er nie das Gefühl gehabt, „dass wir nochmal zurückkommen“.
Am Ende war die Niederlage auch sinnbildlich für die bisherige Saison des LSV: „Wir haben einfach zu viele Gegentore kassiert, um wirklich oben anzugreifen.“ Wenn man für einen Sieg immer drei Tore schießen müsse, dann sei das „einfach zu viel“: „Da nehme ich alle mit rein, mich natürlich auch. Als Mannschaft müssen wir einfach konzentrierter zu Werke gehen“. Die LSV-Elf müsse den unbedingten Willen haben, das Tor konsequenter zu verteidigen. „Die Fehler, die wir bei den Gegentoren machen, dürfen uns einfach nicht in der Häufigkeit unterlaufen“, findet Reichwein.
Reichwein spricht viel mit Kollegen
Trainer Axel Schmeing sprach von fehlender Qualität. Komplett widersprechen möchte Reichwein nicht: „Wenn sich das über eine gesamte Saison zieht, ist es vielleicht irgendwann eine Qualitätsfrage. Das müssen wir uns als Team gefallen lassen.“ Seine Meinung ist im Klub und in der Mannschaft besonders gefragt. Schließlich kann er auf einen Erfahrungsschatz von über 200 Profispielen zurückschauen. Daher führt er viele Gespräche mit seinen Kollegen: „Natürlich sprechen wir über diese Sachen. Manchmal ist es so, dass es bei dem einen ankommt und bei dem anderen etwas weniger.“
Allerdings sieht er sich nicht als Oberlehrer: „Wenn den Jungs individuelle Fehler passieren, dann wissen die das selber. Was soll ich einem Andre Witt sagen, der aus Versehen einen Elfmeter verursacht?“
Manche Dinge könne man einfach nicht beeinflussen.“ Wie zum Beispiel auch die Verletztensituation. „Es ist doch klar, dass uns ein Spieler wie Nico Berghorst fehlt. Da müssen wir nicht drum herum reden“, stellt Reichwein klar. Berghorst fällt mit einem Kreuzbandriss für den Rest der Saison aus, wechselt dann zur Spvgg. Erkenschwick.
Eine andere Geschichte ist, dass Reichwein gegen Rödinghausen bereits zum wiederholten Male wegen einer Gelbsperre fehlte. Der Offensivmann ist sich der Problematik bewusst: „Ich bin natürlich nicht der liebste Spieler. Zudem habe ich in der Hinrunde auf einer Position gespielt, die einen noch mehr in Zweikämpfe verwickelt als wenn man vorne spielt.“ Es ginge aber auch darum, „mal ein Zeichen zu setzen und sich zu wehren“. Denn: „Eine harte Gangart finde ich schon wichtig.“
„Lüner SV hat gutes Gerüst“
Alles Faktoren, die in der kommenden Saison besser laufen sollen. Für die Zukunft sieht er das Team gut aufgestellt: „Ich glaube, dass wir ein sehr gutes Gerüst haben. Sicherlich benötigen wir die eine oder andere Verstärkung, da uns wichtige Spieler verlassen.“
Von der grundsätzlichen Qualität der Mannschaft ist er aber weiterhin überzeugt. „Der Punktestand sagt natürlich etwas anderes“, analysiert Reichwein, „aber wir waren in diesem Jahr gar nicht so weit weg“. Er erinnert daran, dass der LSV nach den ersten Spielen noch oben dran war. Im weiteren Saisonverlauf hätten die „Löwen“ dann aber in Spielen Punkte abgegeben, „die wir hätten gewinnen müssen“.
Doch zunächst gehe es darum, die Saison ordentlich zu Ende zu bringen. Keinesfalls gehe es nur noch um die berühmte Ananas. „Ich habe bereits zu der Mannschaft gesagt: ‚Stellt euch vor, eine Mannschaft bekommt die Lizenz nicht. Dann beißen wir uns in den Hintern‘“. Daher lässt er keinen Zweifel daran, dass er mit seinen Teamkollegen im Spiel am Ostermontag beim SV Borussia Emsdetten (15 Uhr) alles in die Waagschale werfen wird: „Vom Grundsatz her bin ich bin so gepolt, dass ich jedes Spiel gewinnen will.“
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