Marc Woller hat die Zelte beim Lüner SV bekanntlich vorzeitig abgebrochen. Mittlerweile hat der Coach einen neuen Trainerjob bei einem Regionalligisten gefunden. Wir haben ihn begleitet.

Lünen

, 13.10.2019, 13:30 Uhr / Lesedauer: 4 min

Das Stadion Rote Erde, Heimspielstätte der Fußball-Regionalliga-Reserve von Borussia Dortmund, scheint sich für Marc Woller zu einem Lieblingsort zu entwickeln. Binnen zwölf Tagen hat der ehemalige Trainer des Westfalenligisten Lüner SV gleich zwei Mal das schmucke Stadion neben dem Signal-Iduna-Park besucht. Am 30. September zunächst noch als Zuschauer, privat mit seinem Kumpel Björn Mehnert und seiner Tochter Paula Woller. An dem Tag hatte die Reserve des BVB RW Oberhausen mit 2:0 bezwungen. Zwölf Tage später verlor der BVB sein Ligaspiel gegen den SV Lippstadt; und Woller war nicht privat, sondern dienstlich da - als Co-Trainer der Lippstädter. Doch wie konnte das passieren?

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„Als Felix (Felix Bechthold, Trainer SV Lippstadt, Anm. d. Red.) das mit Lünen mitbekommen hat, hat er Kontakt zu mir aufgenommen. Danach habe ich auch mit Dirk Brökelmann (Sportlicher Leiter SV Lippstadt, Anm. d. Red.) gesprochen und wir haben uns ausgetauscht“, sagt Woller. Das alles geschah noch vor dem Spiel gegen den TuS Haltern, das am 5. Oktober stattfand. Wirklich lange musste Woller wegen des Angebots aber nicht überlegen. „Die Chance, als Trainer in der Regionalliga zu arbeiten, bekommst du nicht oft“, so der neue Co-Trainer von Felix Bechthold, der selbst einmal unter Woller in der Vergangenheit trainiert hat.

Marc Woller sprach nach dem Spiel mit Sportredakteur Patrick Schröer.

Marc Woller sprach nach dem Spiel mit Sportredakteur Patrick Schröer. © Timo Janisch

Auftakt endete mit einem 0:0-Remis

Der Auftakt gegen Haltern endete übrigens zum Einstand mit einem 0:0-Remis für den 50-jährigen Woller- ein immens wichtiger Punkt im Kampf gegen den Abstieg für die Lippstädter, die aktuell Tabellen-16. sind und laut Woller „nur den Klassenerhalt“ als Ziel haben. Gegen den BVB lief es dann sogar noch besser - aber der Reihe nach.

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Kurz vor dem Anpfiff steht Woller auf dem Spielfeld der Roten Erde und peitscht seine Jungs an. Eigentlich ein normales Bild des B-Lizenz-Inhabers, das man auch schon häufiger beim Lüner SV oder beim SuS Kaiserau gesehen hatte. Doch vor dem Spiel beim BVB wirkt der Trainer noch einmal einen Tick angespannter und konzentrierter. Nervös sei er aber nicht gewesen, versichert Woller. „Gegen Haltern war ich nervöser, da kannte ich die Namen der Jungs auch noch nicht“, so der Coach. Dennoch gab Woller nach dem Spiel in der Mixed-Zone der Roten Erde zu, dass er „wie immer unter Strom“ stand. Das zeigt Woller an der Seitenlinie zunächst aber noch nicht.

Woller schlägt die Hände vor sein Gesicht

Der 50-Jährige hat es sich neben seinem Trainerkollegen Bechthold auf einem weißen Plastikstuhl bequem gemacht, scheint die Anfangsminuten erst einmal zu analysieren. Doch mehr und mehr packt ihn auch der Wille, auf das Spiel seiner Mannschaft einzuwirken. Gute Aktionen seiner Jungs beklatscht er, bei Fehlpässen muntert er seine Spieler auf. Als der BVB in der 14. Minute durch Joseph Boyamba in Führung geht, schlägt Woller die Hände vor sein Gesicht. Der Trainer ist schon wieder mittendrin mit seinen Emotionen.

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Zum ersten Mal steht Woller von seinem Stuhl auf, als Marius Kröner in der 22. Minute der Ausgleich für die Gäste gelingt. In dieser Szene reißt es den 50-Jährigen förmlich aus seinem „Sessel“, er ballt die Faust und schreit seine Freude heraus. Kurz darauf schnappt Woller sich sein Notizbuch - quasi ein ständiger Begleiter des 50-Jährigen und schreibt sich etwas auf. So kannte man den Coach auch vom LSV. „Man muss fein bis in die Details gehen und alles noch einmal gründlicher planen“, beschreibt Marc Woller seinen neuen Job.

Während des Spiels gab Marc Woller (r.) seinen Spielern immer wieder Anweisungen.

Während des Spiels gab Marc Woller (r.) seinen Spielern immer wieder Anweisungen. © Patrick Schröer

Während der gesamten 90 Minuten saßen dem ehemaligen Lüner zahlreiche Dortmunder Fans und Ultras im Nacken. Die Dortmunder, die 90 Minuten lang ihre Mannschaft mit Gesängen und Trommeln unterstützten, nahm auch Woller wahr. „Das ist in der Regionalliga noch einmal eine ganz andere Fußballwelt. Die Fanbase ist richtig cool. Natürlich ist es bei der Lautstärke schwieriger zu coachen, aber das gehört zum Fußball dazu. Man saugt es richtig auf“, so Woller, dessen Augen zu leuchten beginnen.

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In der zweiten Halbzeit hält es Marc Woller fast gar nicht mehr auf dem weißen Plastikstuhl. Er kommuniziert viel mit seinen Spielern und seinem Trainerkollegen Bechthold, gibt taktische Anweisungen und spurtet gerne auch mal neben dem Spielfeld zu seinen Einwechselspielern rüber. Während einem dieser Sprints erzielt Lippstadt durch Kevin Hoffmeier die Führung zum 2:1-Endstand, sodass sich Woller in diesem Moment gar nicht so richtig freuen kann. „Während des Spiels muss ich die Positionen zuordnen. Jeder Spieler, der reinkommt, muss wissen, wen er zu decken hat“, sagt Woller und erklärt die Sprints in Richtung seiner Schützlinge.

Akribische Arbeit

Auch ansonsten arbeitet Woller sehr akribisch für seinen neuen Fußball-Arbeitgeber. Sechs Mal in der Woche sei er für den SVL unterwegs. Ein Job, der Zeit erfordert. „Ich muss auch immer rechtzeitig Feierabend machen, damit das alles passt“, verrät Woller, der hauptberuflich als Programmierer arbeitet. Doch es scheint sich zu lohnen. Seitdem Woller in Lippstadt ist, hat der Tabellen-16. kein Spiel mehr verloren. „Vielleicht war es Glück oder wir hatten ein bisschen Beistand von oben. Gegen Haltern hätten wir aber sogar gewinnen können“, sagt Woller und grinst.

Nach dem Spiel feierte Marc Woller (l.) den Sieg seiner Mannschaft.

Nach dem Spiel feierte Marc Woller (l.) den Sieg seiner Mannschaft. © Patrick Schröer

Sein neuer Verein hat Woller mit einem anderthalbjährigen Vertrag ausgestattet. Ob der 50-Jährige diesen vollumfänglich wahrnimmt, steht jetzt noch nicht fest. Woller müsse prüfen, ob er regelmäßig diesen Aufwand (lange Fahrten etc.) leisten kann.

„Ich hätte gerne beim LSV weitergemacht“

Dass Woller über sein vorzeitiges Ende beim Lüner SV erleichtert sei, weil er jetzt beim Regionalligisten Lippstadt arbeitet, wollte Woller übrigens nicht bestätigen. „Ich hätte auch beim LSV gerne weitergemacht. Es war aber für beide Seiten besser, dass es nicht weiterging. Von daher ist es alles in Ordnung“, so Woller weiter, der in der kommenden Woche nun bei seinem zweiten Heimspiel - dieses Mal gegen Homberg - dabei sein darf.

In der kommenden Woche geht es für Marc Woller und den SV Lippstadt gegen Homberg weiter.

In der kommenden Woche geht es für Marc Woller und den SV Lippstadt gegen Homberg weiter. © Timo Janisch