
© Patrick Schröer
Kadir Kaya: „Manchmal ist es brutal hart, man schwitzt und hat ein paar graue Haare mehr“
Lüner SV
Kadir Kaya hat eine neue Funktion beim Lüner SV. Seit einer Woche bekleidet er das Amt des Co-Trainers in der Westfalenliga. Vor dem ersten Pflichtspiel gibt er Einblicke in sein Innenleben.
Schon morgens klingelt das Handy von Kadir Kaya. Der neue Co-Trainer des Fußball-Westfalenligisten Lüner SV telefoniert und schreibt mit Christian Hampel - dem neuen Cheftrainer des LSV. „Wir tauschen unsere Gedanken aus, schicken uns Skizzen von Aufstellungen und Formationen hin und her. Fußball ist an so einem Tag den ganzen Tag über im Hinterkopf“, sagt Kaya und beschreibt die Vorbereitungen der Lüner am Dienstag auf das Testspiel gegen den VfR Sölde. Das Spiel gewinnt der Lüner SV später übrigens mit 6:2 gegen den Bezirksligisten.
Die erste Woche hat Kadir Kaya in seinem neuen Amt als Co-Trainer der Westfalenligamannschaft damit fast schon unfallfrei hinter sich gebracht. Am Sonntag wartet auf das neue Trainerduo der Lüner allerdings noch die eine Aufgabe, auf die sich Hampel und Kaya die ganze Woche über vorbereitet haben: das Meisterschaftsspiel gegen den Tabellenführer SG Finnentrop/Bamenohl. Für Kaya ist dieses Spiel eine Premiere an der Seitenlinie des Westfalenligisten.
Kaya arbeitet in der Baubranche
Seit der Spielzeit 2016/2017 stand der 38-jährige Kaya, der hauptberuflich in der Baubranche tätig ist, für die Reserve der Schwansbeller als Cheftrainer an der Linie. - eine erfolgreiche Zeit. Mit dem Lüner SV II gelang dem Coach in diesem Jahr sogar der Aufstieg in die Bezirksliga. Seine ersten Schritte als Trainer machte Kaya davor beim Kreisligisten BW Alstedde. Zunächst als Spielertrainer, später nur noch als Trainer. „Ich habe gemerkt, dass die Doppelfunktion für mich nicht funktioniert. Auf dem Platz machst du dich als Trainer angreifbar“, meint Kaya.
Ab sofort trainiert Kadir Kaya zwei Klassen höher als zuletzt, macht als Co-Trainer neben Christian Hampel in der Hierarchie aber dennoch einen kleinen Schritt zurück. Ein Problem sei das für ihn aber überhaupt nicht. „Ich kommuniziere viel mit Christian Hampel. Als Einstieg in die Liga hätte es für mich nicht besser kommen können. Christian lässt mir bei der Trainingsgestaltung auch freie Hand“, sagt Kaya, der sich viele Übungen auf dem Platz mit Hampel teile und Mitspracherecht bei Aufstellung und Taktiken genieße.
Kaya sieht sich eher als Teamplayer
Ohnehin habe sich Kaya aber auch schon als Cheftrainer bei der Reserve eher als Teamplayer gesehen. „Ich habe mich immer mit meinem Bruder (Fatih Kaya, Anm. d. Red.) oder Bücky (Murat Büyükdere, Anm. d. Red.) abgesprochen“, so Kaya weiter.
Auf die Zusammenarbeit mit Christian Hampel, unter dem Kaya in der Vergangenheit beim Lüner SV auch schon gespielt hat, freut sich der 38-Jährige. Kaya glaubt auch, dass er von Hampel noch eine Menge lernen kann, vor allem was die Menschenführung angeht. „Christian ist einige Jahre im Geschäft in der Liga. Er kann sicher zeigen, wie man einen Spieler noch besser erreicht, welche Ansprache und welchen Ton man bei den verschiedenen Egos wählt“, sagt Kaya.
Fan vom BVB und von Fenerbahce
Ob er selbst auch Christian Hampel etwas beibringen könne, vermag der 38-jährige Anhänger von Borussia Dortmund und Fenerbahce Istanbul nicht genau zu sagen. „Ich komme aber aus einer anderen Generation als Christian, bin jünger. Vielleicht kann ich mich in jüngere Spieler besser hineinversetzen und somit eine Brücke zu den jungen Spielern schaffen. Ich denke, davon können wir profitieren“, so Kaya weiter.
Wie genau seine Zukunft aussehen wird, das weiß Kaya jetzt noch nicht. Zunächst einmal plant der Lüner jedoch, seine Trainer-B-Lizenz zu machen. „Ich versuche, das Vertrauen zurückzugeben. Aber der Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft. Natürlich möchte ich aber immer den nächsten Step gehen. Dafür sammelt man ja Erfahrung“, antwortet Kaya auf die Frage, ob er irgendwann einmal auch Cheftrainer bei einem Westfalenligisten werden möchte.
Belastendes Fußballgeschäft
Trotz all der Liebe und all der Begeisterung für den Sport erlebt Kadir Kaya jedoch auch Momente, in denen ihm der Fußball zu nahe geht. „Ja, es gibt Tage, da ist das Geschäft sehr belastend. Da mache ich dann auch mal das Handy aus, wenn es zu viel wird. Auf dem Platz ist das Adrenalin dann aber wieder da. Manchmal ist es brutal hart, man schwitzt und hat ein paar graue Haare mehr. Das ist ein Teufelskreis, den man aber trotzdem liebt“, beschreibt Kaya den wöchentlichen Fußball-Wahnsinn. Am kommenden Sonntag um 15 Uhr wird der 38-Jährige ihn zum ersten Mal in der Westfalenliga an der Seitenlinie erleben.
Ist bereits seit Kindesbeinen an von Ballsportarten – insbesondere Fußball – fasziniert. Stets neugierig auf der Suche nach Geschichten, auch abseits des Ballsports. Die Liebe zum Journalismus entdeckte er über sein großes Hobby: Fotografie.
