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Folge des Lockdowns: Verlorenes Jahr ist eine Katastrophe für den Jugendfußball
Meinung
Der fehlende Sport stellt viele Kinder und Jugendliche vor enorme soziale Probleme. Dabei ist es aufgrund der zurückliegenden Monate gerade in diesem Bereich fünf vor zwölf, meint unser Gastautor.
Arkin Ekici ist A-Jugend-Trainer bei Westfalia Wethmar und macht sich angesichts des monatelangen Sportverzichts große Sorgen um die Zukunft der Kinder und Jugendlichen. Auch die Tatsache, dass zumindest Kinder bis 14 Jahre mittlerweile wieder trainieren dürfen, könne laut Ekici die Langzeitfolgen, die die Corona-Pandemie verursacht habe, nicht mehr auffangen. Er befürchtet sogar noch Schlimmeres. Ein Gastkommentar:
„Im Jugendfußball stehen die Uhren wirklich auf fünf vor zwölf. Ich spreche regelmäßig mit Eltern, die mir davon berichten, welche Auswirkungen es hat, dass ihre Kinder seit Monaten keinen Sport machen können. Stattdessen sitzen viele von ihnen vor den Computern und Konsolen und entfernen sich jeden Tag mehr vom Fußball.

Arkin Ekici trainiert bei Westfalia Wethmar mittlerweile die A-Jugend. © Privat
Das ist zwar ein generelles Problem, wurde durch die anhaltenden Corona-Maßnahmen aber deutlich verschärft. Die Jugendlichen haben jetzt ein ganzes Jahr in ihrer Entwicklung verloren und einige von ihnen merken jetzt, dass es letztlich auch ohne den Fußball gehen kann.
Das Jahr wird man nicht mehr aufholen können
Dass sich viele der Kinder deshalb vom Sport abwenden, weil sie sich an die dazugewonnene Freizeit gewöhnt haben, ist allerdings nur eine der Schwierigkeiten, die durch den dauerhaften Lockdown entstanden sind. Auch die Spieler, die weiterhin Bock haben und – wie im Falle der A-Junioren – jetzt eigentlich vor dem Sprung in den Seniorenbereich stehen, werden große Probleme bekommen.
Wie sollen diese Spieler denn im Herrenbereich Fuß fassen können, wenn die Trainer die Talente gar nicht auf dem Platz sehen und sie deshalb kaum vernünftig beurteilen können? An diesen Punkten werden wir noch eine lange Zeit zu knabbern haben. Dieses verlorene Jahr wird man letztlich nicht wieder aufholen können.
Hinzu kommt, dass es auch für die Jugendmannschaften kaum möglich ist, Spieler zu sichten, die möglicherweise in Zukunft den eigenen Kader verstärken können. Man hat demzufolge gar keinen Einfluss mehr darauf, wie die Mannschaften schlussendlich zusammengestellt werden. Man muss stattdessen darauf hoffen, dass aus den unteren Jugendteams genug Spieler weitermachen und hochgezogen werden können.
Politik muss sensibler agieren
Doch damit nicht genug: Der Nachwuchs ist bei den Fußballvereinen in Lünen ohnehin ein großes Problem und aufgrund der zurückliegenden Monate wird dieses Problem jetzt noch schwerwiegender. Ich hätte mir deshalb gewünscht, dass man sich von Seiten der Politik deutlich früher mit diesem Thema beschäftigt und an Lösungen gearbeitet hätte, denn wir werden jetzt in ein riesen Loch fallen und bekommen zukünftig große Baustellen.
Letztlich ist das vor allem schade für die Kinder und Jugendlichen, die weiterhin Spaß am Fußball haben und dadurch jetzt in ihrer Entwicklung enorm eingeschränkt werden. Deshalb muss hier schnellstens sensibler agiert und mehr Aufmerksamkeit geschaffen werden.“