Volker Fohrmeister läuft Ultratrails durch die unterschiedlichsten Gebirge.

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Enorme Belastungen: Lüner Ultratrail-Läufer muss Schwindel und Schlafentzug trotzen

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Ohne spezielles und akribisches Training mal eben 360 Kilometer und 28.000 Höhenmeter beim Ultratrail laufen, ist ein Unding. Volker Fohrmeister weiß genau, worauf es in der Vorbereitung ankommt.

Lünen

, 15.12.2021, 11:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Drei Ultratrail-Läufe in den vergangenen drei Jahren und sogar ein Doppel in diesem Sommer: Volker Fohrmeister bezeichnet sich selbst zwar erst als Anfänger in dieser Sportart, hat aber in kurzer Zeit relativ viel erreicht. Das Training für solche extremen Events gestaltet sich in seiner eher flachen Heimat jedoch schwierig. Trotzdem schaffte es der 36-Jährige, sich auf seine bisherigen Ultratrails in der Schweiz und Italien vorzubereiten. Alles lässt sich aber nicht trainieren.

Berge und extreme Steigungen sind rund um Lünen eher Mangelware. Daher muss Fohrmeister bei seinem Training ein wenig improvisieren. Bei seinem ersten Trail hatte er noch ziemlich „gelitten“, da Höhenmeter kaum eine Beachtung in seinem Training fanden. „Noch während des Rennens habe ich mir aber gesagt: Sowas passiert mir nie wieder“, erklärt er. Seitdem stehen solche Einheiten mit auf dem Plan.

Ständig rauf und runter: Die absolvierten Höhenmeter bei den Ultratrails, die Volker Fohrmeister gelaufen ist, sind enorm.

Ständig rauf und runter: Die absolvierten Höhenmeter bei den Ultratrails, die Volker Fohrmeister gelaufen ist, sind enorm. © privat

Der Lüner läuft beispielsweise die Halde in Bergkamen immer wieder rauf und runter, um so genügend Höhenmeter zu kriegen. Oder er stellt sich im Fitnessstudio zwei bis drei Stunden der Endlostreppe, die er mit der Zeit „hassen gelernt“ hat. „Aber das ist genau die Dynamik vom Bergaufgehen, die ich brauche“, weiß der Lüner. Teilweise fährt Fohrmeister auch extra in das etwas bergigere Sauerland zum „Laufwandern“.

Für die wirklich schwierigen Passagen in den Bergen hat der Lüner jedoch noch nicht das richtige Trainingsterrain gefunden. Diese Tatsache und seine wenige Bergerfahrung habe ihn bei seinen bisherigen Trails stark aus der Reserve geholt. „Da war ich wirklich hart am Limit, was ich mir als Flachländer so zutraue.“

Verschiedene Trainingseinheiten aufgrund einer Verletzung

Grundsätzlich setzt Fohrmeister aber verschiedene Reize in seinem Training. Durch seine Achillessehnenprobleme, die besonders bei flachem und hartem Untergrund auftreten, steigt er oft aufs Rad. Das sei zwar wenig spezifisch, trainiere aber sein Energiesystem und die Grundausdauer. „Einfach Laufschuhe anziehen und loslaufen, mache ich relativ wenig. In der Woche komme ich über die Marathondistanz kaum hinaus.“

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Da die Ultratrails für Fohrmeister immer auch eine Kopfsache sind, baut er die psychische Belastung in seine wöchentlichen Einheiten direkt mit ein. „Ich mache immer so ein paar mentale Spielereien und gucke beispielsweise wie Musik auf mich wirkt, ob sie mich aus einem Loch holen oder beruhigen kann.“ Manchmal lenke er sich im Training aber auch von der Anstrengung ab oder konzentriere sich nur auf eine bestimmte Bewegung.

Nicht alle Dinge lassen sich vor einem Ultratrail trainieren

Es gibt aber auch Dinge, auf die sich Volker Fohrmeister vor seinen Ultratrails nicht vorbereiten kann – die Höhenluft beispielsweise. Die höchste Stelle erreichte er dieses Jahr auf 3300 Metern, eine enorme Belastung für den Körper. Der Puls geht hoch und der Lüner Läufer weiß, dass er langsamer machen muss. Ab einer bestimmten Höhe kann zudem Schwindel auftreten, der auch für Fohrmeister auf Teilen der Strecken ein ständiger Begleiter war. Der Schlafentzug ist für den 36-Jährigen ebenfalls nicht physiologisch trainierbar. „Das ist dann eher eine Erfahrungssache“, erklärt er.

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Ein bedeutender Punkt beim Training für Ultratrail-Läufe ist die Erholungszeit nach den Events. Und die hat sich bei Fohrmeister bisher relativ lang gestaltet. „Ich habe gut zwei Monate gebraucht, um von der Fitness wieder dort anzukommen, wo ich vorher war“, erklärt er. Er habe zudem oft unter Sekundenschlaf sowie starker Müdigkeit gelitten und „unfassbare Mengen“ an Nahrung verschwinden lassen. Von solchen Nachwirkungen höre der 36-Jährige auch von anderen Teilnehmer, die sich wie er den extremen Ultratrails stellen.