Volker Fohrmeister hat dieses Jahr das Doppel geschafft: zwei Ultratrails direkt hintereinander.

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Schlafentzug inmitten grandioser Landschaft: Lüner läuft mehr als 800 Kilometer durchs Gebirge

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Sportlich gesehen war das Jahr für Volker Fohrmeister ziemlich erfolgreich. Denn im Sommer absolvierte er gleich zwei Ultratrails. Und bei den Events in der Schweiz hat der Lüner ziemlich viel erlebt.

Lünen

, 12.12.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wenn Volker Fohrmeister auf sein sportliches Jahr 2021 zurückblickt, stechen zwei Events ganz besonders heraus: der „Swiss-Peak“ und der „Tor des Glaciers“. Weniger als eine Woche lagen zwischen diesen beiden Ultratrail-Läufen im schweizerischen Mont-Blanc-Gebiet, die von den Teilnehmern eine extreme Leistung abverlangen. Trotz der Pandemie und gesundheitlichen Komplikationen hat sich der 36-Jährige nicht von seinem Plan abbringen lassen, dieses Doppel im Sommer zu schaffen.

360 Kilometer und 28.000 Höhenmeter sowie 450 Kilometer und 32.000 Höhenmeter hat der Lüner Non-Stop hinter sich gebracht, bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter. Pausen gab es nur für kleine Schlafeinheiten, Verpflegung und die Toilette. Begleitet wurde Fohrmeister dabei von steilen An-und Abstiegen, Geröllfeldern, Gletschern und kleinen Kletterpassagen.

Trotz Verletzung und getaptem Fuß weitergelaufen

Die Neugier hat den 36-Jährigen vor drei Jahren zu seinem ersten Trail in Slowenien gebracht, 2019 folgte der „Tor de Géants“ in Italien. Laufen auf der Straße sei für ihn immer fremd gewesen. Strecken durchs Gelände hingegen reizen Fohrmeister viel mehr. Auch im zweiten Corona-Jahr wollte er seine Saison mit den beiden Ultratrail-Läufen durchziehen. Und die Mühe hat sich gelohnt.

Beim „Tor de Glaciers“ kam er nach 173 Stunden als 13. ins Ziel. Den „Swiss Peak“ beendete er in knapp unter 125 Stunden, es hätte aber auch ein bisschen schneller gehen können, weiß der Pressewart des Lüner Radsportvereins. Zuerst hatte Fohrmeister seinen Schlafentzug ein wenig ausgereizt, dann kamen jedoch bei Kilometer 200 enorme Fußgelenk- und Schienbeinschmerzen hinzu. Nach einer vierstündigen Schlafpause in einem Verpflegungslager im Tal sowie einem zugetapten Fuß ging es aber weiter.

Zielzeit bei den Ultratrail-Läufen nicht im Fokus

Die Zeit, mit der er schlussendlich ankommt, ist dem 36-Jährigen jedoch gar nicht so wichtig. Viel wichtiger sei es, dass er den Lauf ins Ziel bringt und nicht vorher abbricht. Die Motivation, immer weiterzulaufen, bekommt er dabei auch von der Umgebung, in der diese Ultratrails stattfinden: die Berge. „Die Landschaft ist einfach der Knaller. Ich komme so hoch raus und an Ecken, wo kaum mehr Menschen sind“, schwärmt der Lüner.

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Der „Tor de Glaciers“ wirbt unter anderem damit, dass die Teilnehmer längst vergessene Wege ablaufen und hat damit nicht übertrieben. „Ich musste mit GPS navigieren, weil man einfach im Nirgendwo war.“ Für Fohrmeister sei das eine völlig anderen Welt als etwa bei Kurzdistanzen.

Der besonderen Atmosphäre steht jedoch immer noch die extrem psychische Belastung gegenüber. Denn nicht nur der Körper, sondern auch der Kopf müssen hart arbeiten. „Durch den Schlafentzug, die Energietiefs und möglichen Halluzinationen ist das eine riesige Komponenten“, so Fohrmeister. Man müsse sich bereits vorher darüber im Klaren sein und eigene mentale Techniken entwickeln.

Enorme Leistung erst nach einigen Tagen und Wochen realisiert

Fohrmeister denkt auf der Strecke meist lokal, also nur an die nächsten 100 Meter, und zerteilt das Ganze so in kleine Häppchen, die er dann abarbeitet. „Das erschlägt einen sonst, wenn man schon am Start an die vielen Kilometer und Höhenmeter denkt“, erklärt er.

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Wenn Volker Fohrmeister trotz all der Strapazen das Ziel erreicht, sei da aber gar nicht so ein großes Gefühl von Stolz. „Ich bin dann erstmal froh, dass ich es geschafft habe und eine Nacht schlafen kann“, erklärt er. Erst ein paar Tage und Wochen später realisiere er wirklich, dass er bei den Ultratrails ganz schön extreme Strecken läuft.