
© Grafik Martin Klose
Hier kommt „Mr. TikTok“: BV Brambauer hat einen echten Social-Media-Star im Tor
Tausende Follower
Jeden Tag schauen sich Tausende von Menschen die Videos von „mr.pool_cosplay“ auf der Plattform TikTok an. Dahinter steckt ein Fußballer des BV Brambauer, der in Lünen schon jetzt ein kleiner Star ist.
Sich verkleiden, ob an Halloween oder Karneval, in andere Rollen schlüpfen und Charaktere so originalgetreu darstellen wie möglich: All das ist für Alexander Ruscher mehr als nur ein Hobby. Seit rund einem Jahr bespielt der Lüner Fußballer die Online-Videoplattform TikTok und hat auf seinem Account „mr.pool_cosplay“ bereits 215.000 Follower.
Jedes Mal aufs Neue schlüpft der 32-Jährige in das rot-schwarze Kostüm der Comicfigur Deadpool und kann so seine Kreativität und sein Faible für Cosplay voll und ganz ausleben. An dem Charakter gefallen Ruscher besonders die Zweideutigkeit und Schlagfertigkeit, die er manchmal auch bei sich selbst entdeckt.
Mit dem Thema Deadpool habe er sich auf TikTok eine Nische gesucht, um schlussendlich einen festen Content zu kreieren und somit auch einen Wiedererkennungswert zu haben. Cosplay selbst ist laut Ruscher, der für den BV Brambauer normalerweise in der Bezirksliga im Tor steht, auf TikTok relativ groß vertreten. „Ich war mir trotzdem nicht sicher, ob meine Videos bei den Zuschauern aus Deutschland gut ankommen“, gibt er zu.
Insgesamt knapp 1,6 Millionen Likes und rund 1,49 Millionen Videoaufrufe im vergangenen Monat beweisen jedoch, dass die Grundidee des Lüners funktioniert. Sein bisher erfolgreichstes Video haben seit Mai 2020 rund vier Millionen Menschen gelikt.
Viel Kreativität ist auf TikTok gefragt
Mindestens ein Video lädt Ruscher jeden Tag auf der Plattform hoch – für ihn ein Muss, wenn man bei TikTok erfolgreich sein möchte. Um diesen festen Plan auch einzuhalten, produziert der Lüner einige Videos auf Vorlauf, damit er immer auf mehrere Optionen zurückgreifen kann. Den Followern jeden Tag neuen Content zu präsentieren, bringt jedoch eine Menge Arbeit mit sich.
Inspiration für Videos holt sich Ruscher unter anderem von TikTokern aus den USA oder dem asiatischen Raum. Manchmal schlagen ihm aber auch seine Follower in den Kommentaren bestimmte Sachen vor, die der 32-Jährige dann umsetzt, zum Beispiel ein Tanzvideo an der Nordsee und vor der Veltins-Arena in Gelsenkirchen.
Dass er nicht nur die Videos hochlädt, sondern auch seine Community pflegt, ist dem Lüner Fußballer wichtig. Auch um nicht eingebildet zu wirken. „Wenn manche Beiträge schnell viral gehen, hat man schon viele Kommentare. Ich versuche sie dann immer zu liken und auch zu kommentieren“, erklärt Ruscher.
Bevor es soweit ist, steht aber erst einmal der Dreh an. Der könne manchmal vier Stunden oder aber nur wenige Minuten dauern, so der Lüner. „Wenn ich nur kurze Videos mache und diese mit Sprachtönen hinterlege, geht das relativ schnell. Manchmal dreht man aber auch eine Sequenz bis zu zehn Mal, um beim Schneiden das Beste rauszuholen.“
Viel passiert direkt am Handy
Für den Fußballer ist TikTok von der technischen Ebene ein bisschen „learning by doing“. Denn eigentlich ist er selbstständiger Gastronom mit zwei eigenen Läden in Lünen, „Omis Deele“ und „Zum Kamin“. Im Moment macht Ruscher alles mit dem Smartphone. In Zukunft will er sich aber weiterentwickeln. Sein Equipment ist deswegen bereits um einen Hightech-Selfiestick gewachsen.

Mit seinem Deadpool-Kostüm ging es für Alexander Ruscher Ende 2020 bis an die Nordsee. © Alexander Ruscher
Grundsätzlich war es für den Lüner am Anfang durchaus mit Überwindung verbunden, in der Öffentlichkeit zu tanzen oder mehrmals die gleiche Szene zu drehen. „Das war schon bisschen peinlich, aber TikTok ist relativ bekannt in der heutigen Zeit und die meisten wissen ja auch worum es geht.“ Hinzu komme für ihn, dass man ihn in seinem Kostüm erst einmal nicht erkennt. Deswegen könne er mögliche Zuschauer um ihn herum ganz gut ausblenden.
Sein Umfeld hat auf TikTok und seine Videos relativ gut reagiert. „Die finden das alle ziemlich cool“, so Ruscher. Am Anfang konnten jedoch viele seiner Kollegen nicht viel mit der App anfangen. Ein paar Mitglieder aus seiner Fußballmannschaft waren dann aber neugierig und haben sich TikTok heruntergeladen. In der Kabine beim BV Brambauer kam es auch schon mal vor, dass Ruscher liebevoll mit „Mr. TikTok“ und „Da kommt Deadpool“ begrüßt wird.
Vor allem das direkte Feedback auf der Straße freut den Lüner besonders. Er wird dabei nicht nur in seiner Heimat, sondern auch über die Grenzen von Deutschland hinaus, wie beispielsweise in Wien, von Menschen erkannt und angesprochen.
Auch Geld spielt eine wichtige Rolle
Mit dem Titel „Größter Social-Media-Star in Lünen“, den die Redaktion Alexander Ruscher selbst gegeben hat, kann er sich gut abfinden. „Das finde ich eigentlich ganz interessant. Und ich habe auch noch nicht wirklich von jemandem gehört, der hier so erfolgreich ist oder etwas ähnliches macht.“
Seinen Erfolg auf TikTok bekommt der Lüner aber nicht nur durch Likes, Follower und Videoaufrufe zu spüren. Das Thema Geld spielt ebenfalls eine Rolle. Ruscher gibt zu, dass er mit seinem Kanal schon etwas verdient. Je mehr Klicks und Likes ein Video hat, desto mehr kommt dabei zusammen, erklärt er.
Große Ziele für die Zukunft
Zusätzlich ist Ruscher im Marketplace von TikTok vertreten – ein Tool mit dem Firmen und Unternehmen unter den Millionen von Nutzern den passenden Creator für Werbung finden können. Auch wenn die erste Intention für den Lüner das Erstellen von lustigen Videos und der Spaß an der Sache war, versuche er nun eben auch Geld zu verdienen.
Bisher gibt es noch eine klare Trennung zwischen TikTok und Ruschers Position im Tor beim BV Brambauer. Mit dem Deadpool-Kostüm ist er noch nicht auf dem Platz aufgelaufen und das Thema Fußball hat in seinen bisherigen Videos noch keine Rolle gespielt. „Der Grund für TikTok war für mich am Anfang das Cosplay“, erklärt Ruscher.
Er könne sich aber durchaus vorstellen, beide Komponenten in Zukunft zu verbinden, vielleicht auch durch einen zweiten Account. Da sei er sich aber noch nicht sicher. Eine Sache, die Ruscher bereits jetzt als großes Ziel fest im Blick hat, sind die 300.000 Follower auf der Videoplattform. Und sein größter Traum, wie für viele TikToker, sei es, die eine Million Abonnenten zu knacken.
Seit 2016 hat mich der Lokaljournalismus gepackt. Erst bei der NRZ und WAZ gearbeitet, dann in Hessen bei der HNA volontiert. Nun bei den Ruhr Nachrichten als Redakteurin zu Hause. Wenn ich nicht schreibe und recherchiere, bin ich in den Bergen beim Wandern und Klettern unterwegs.
