
© Timo Janisch
Auf Spielersuche in Corona-Zeiten: Offene Augen und viel Hintergrund-Recherche
Fußball
Auch, wenn im Amateurfußball aktuell der Ball ruht, müssen sich die Vereine Gedanken über das kommende Jahr und die Kaderplanung machen. Doch durch die Corona-Pandemie läuft das nun ein wenig anders ab.
Normalerweise würde sich Thomas Westrup gegen Ende des Jahres mit seinen Kollegen zusammensetzen, um frühzeitig über den aktuellen Kader und die Planung für 2021 zu diskutieren. Wer bleibt? Wer geht? Wer könnte neu dazu kommen? Doch aktuell ist bei Blau-Weiß Alstedde ein wenig Ruhe eingekehrt.
Natürlich werde intern über Spieler gesprochen, aber das mache man eigentlich immer, so Co-Trainer Westrup. Durch die Corona-Pandemie und die Pause im Amateurfußball sei nun alles ein wenig abgeflacht.
Ganz untätig ist man bei BW Alstedde aber nicht. „Ich suche schon ein bisschen rum und halte meine Augen natürlich offen. Das macht denke ich jeder aus dem Metier gerade“, so Westrup.
Seine „Fühler“ nach bestimmten Spielern habe er aber nicht ausgestreckt. „Das finde ich unfair den anderen Mannschaften gegenüber und ist einfach ein No-Go für mich.“ Auch Wechsel von Spielern in der aktuellen Phase könne er nicht ganz nachvollziehen.
Viele Hintergrund-Recherchen in schwierigen Zeiten
Viel laufe aktuell über Hintergrund-Recherchen. So habe man bereits ein paar Spieler auf dem Schirm hat, wenn es wieder los geht. Das gute Netzwerk im Trainerteam und grundsätzlich im Verein spielt Westrup und seinen Kollegen dann in die Karten.
Aber nicht nur durch interne Tipps, sondern auch durch die Berichterstattung in der Zeitung könne man auf den ein oder anderen guten Spieler aufmerksam werden, so der Co-Trainer.
Wenn im Amateurfußball wieder der Ball rollt, werde man auch schauen müssen, was die Mannschaft hergibt und wo man vereinzelt verstärken muss. Westrup ist dabei vor allem ein breiter und qualitativer guter Kader wichtig.
Letzte Saison hatte man beispielsweise 30 Spieler auf dem Zettel und die habe man am Ende auch gebraucht. Denn es fallen immer wieder Fußballer durch Sperren, Verletzung, Urlaub oder anderweitige Dinge aus. „Es ist schon besser aus einem größeren Topf zu profitieren“, erklärt Westrup.
Bevor es aber neue Spieler ins Team schaffen, nimmt man beim BW Alstedde erst einmal Kontakt zu den Sportlichen Leitern der entsprechenden Vereine auf. Diese Vorgehensweise findet Westrup einfach nur fair, denn man sollte ehrlich und offen miteinander reden, falls man an Spieler interessiert ist. „Es geht hier nun mal ja nicht um Millionen.“
Suche über Lünens Grenzen hinaus
Neben den Gesprächen mit den Vereinen spielt aber auch die Beobachtung der entsprechenden Fußballer eine Rolle. Westrup fokussiert sich hierbei auf zwei bis drei Spiele und nicht zusätzlich noch auf das Training.
Im Anschluss könnte man relativ gut die Grundeinstellung einordnen. Neben der spielerischen Veranlagung achtet der Alstedder Co-Trainer auch auf die interne Kommunikation, den Umgang etwa bei Ballverlusten und die Disziplin auf dem Platz.
Bei der Suche fokussieren sich Westrup und sein Team nicht nur auf Lüner Vereine, sondern schaut auch über die Grenzen hinaus. Wo genau am Ende geguckt wird, hängt schlussendlich von der Position ab. Linksverteidiger beispielsweise seien etwas rar gesät, sodass man sich ein bisschen weiter orientieren müsse, so der Co-Trainer.
Grundsätzlich sei es aber immer schwieriger geworden, Personal zu kriegen und nach Alstedde zu locken. „Als kleiner Club ist es nicht so leicht, Argumente zu finden. Zumal andere Vereine eben auch für Neuzugänge zahlen. Wir müssen dann eben sagen: Du bekommst keine 500 Euro. Wir sind einfach ein geiler Klub“, erklärt Thomas Westrup.
Damit überzeuge man aber natürlich nicht jeden Fußballer. Der Co-Trainer betont aber auch, dass es genug Spieler gibt, die Lust auf BW Alstedde haben, sich mit dem Verein identifizieren und von dem Konzept vor Ort überzeugt sind.
Seit 2016 hat mich der Lokaljournalismus gepackt. Erst bei der NRZ und WAZ gearbeitet, dann in Hessen bei der HNA volontiert. Nun bei den Ruhr Nachrichten als Redakteurin zu Hause. Wenn ich nicht schreibe und recherchiere, bin ich in den Bergen beim Wandern und Klettern unterwegs.
