Martin Wanata (l.) ist entsetzt vom Verlust seiner Mannschaft.

Martin Wanata (l.) ist entsetzt vom Verlust seiner Mannschaft. © Günther Goldstein

Ärger zwischen VfB Lünen und SG Gahmen: Trainer wechselt und nimmt ganzes Team mit

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Der VfB Lünen ist außer sich. Eine ganze Mannschaft wechselt mit dem Trainer zur SG Gahmen. Der Fußball-A-Ligist sieht Fehler im System und behauptet, die SG habe ein unmoralisches Angebot gemacht.

Lünen, Gahmen

, 01.07.2022, 18:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Beim VfB Lünen versteht man die Welt nicht mehr. Anfang der Woche war man sich noch sicher, im kommenden Jahr eine C-Jugend zu stellen. Jetzt ist nicht nur der Trainer weg, sondern auch die komplette Mannschaft. VfB Lünens C-Jugend wird nächstes Jahr für die SG Gahmen spielen. Beim VfB fühlt man sich betrogen.

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Alles fing am Dienstag an mit einem Bericht in dieser Zeitung. Dort verkündete Gahmens Jugendleiter Hüseyin Tekin, dass die SG kommende Saison auch Jugendteams stellen werde. Darunter war auch eine C-Jugend, welche von Tuncay Tiyaki trainiert werden soll. Tiryaki war eigentlich Jugendtrainer beim VfB Lünen. Geschockt von dieser Nachricht meldete sich der VfB-Vorstand bei Tiryaki.

Tuncay Tiryaki nahm seine komplette C-Jugend mit zur SG Gahmen.

Tuncay Tiryaki nahm seine komplette C-Jugend mit zur SG Gahmen.

„Nachdem wir den Artikel gesehen haben, haben wir den Trainer angerufen. Er hat uns aber glaubhaft versichert, dass er bleibt“, erzählt Sascha Kusserow, der Fördervereinsvorsitzender beim VfB Lünen ist. Doch diese Zusage hielt nicht sehr lange.

Schon am folgenden Morgen erreichte den VfB-Vorstand eine Textnachricht, dass Tiryaki zur SG Gahmen wechselt und seine Mannschaft mitnimmt. „Er hat uns versprochen, dass er bleibt. Bei einem Treffen mit höheren Lüner Geschäftsleuten hat er die Hand drauf gegeben. Da brauche ich nichts mehr zu zu sagen“, sagt Fußballvorsitzender Martin Wanata.

Martin Wanata glaubt an „unmoralisches Angebot“ der SG Gahmen

Tiryaki sei nach seiner Nachricht am Mittwochmorgen für Wanata nicht mehr zu erreichen gewesen. Die Gründe für den Wechsel sieht er in einem „unmoralischen Angebot“ von der SG Gahmen an Tiryaki: „Das ist eine Frechheit, wie das Aufkaufen von Mannschaften. Wir haben uns das in der Jugend alles selbst aufgebaut und jetzt gehen die alle nach Gahmen. Es geht nur noch um Geld, Geld, Geld. Vereinstreue gibt es nicht mehr. Das macht mich traurig.“

Besonders ärgert den VfB, wie Tekin in besagtem Bericht die Einführung der Jugendmannschaften in Gahmen bezeichnet. „Da sagt der: Wir holen die Kinder von der Straße. Das ist doch Hohn und Spott. In Gahmen ist eben der finanzielle Aspekt gegeben. Das nutzen die aus - auf Kosten anderer Vereine“, schimpft Kusserow.

Neben dem Verlust der C-Jugend bringt der Wechsel nach Angaben Wanatas auch einen erheblichen finanziellen Schaden für den VfB mit: „Wir haben gerade für alle Jugendmannschaften Trainingsanzüge, Bälle und Taschen gekauft - natürlich auch für die C-Jugend. Jetzt haben wir natürlich zu viel geholt. Das sind ein paar Tausend Euro.“

Ein weiterer Aspekt sei, dass VfB Lünen von der SG Gahmen keine Ausbildungsentschädigung bekomme. Das sagt Fußball-Vorsitzender Friedhelm Hoffmann. „Wenn die komplette Mannschaft geht, kann man nicht mal eine Ausbildungsentschädigung fordern, weil man die Mannschaft nicht mehr hat. Das ist eine finanzielle Belastung für die Vereine, die sich da Mühe gegeben haben. Andere Vereine sind dann der Meinung, mit Geld und ohne jedwede Arbeit anderen Vereinen alles wegkaufen zu können. Da muss der Verband auch nachbessern“, erklärt Hoffmann.

SG Gahmen und Tiryaki weisen Vorwürfe zurück

Wanata ist sich sicher, dass das System das Problem ist: „Es kann nicht sein, dass Geld alles bestimmt und lenkt und dabei die eigentliche Arbeit umgangen werden kann. Der Verband muss solchen Klamotten einen Riegel vorschieben.“

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In Gahmen weist man indes alle Vorwürfe zurück. „Tiryaki ist vor zwei Wochen an mich herangetreten und hat sich mir angeboten. Da sage ich natürlich nicht nein. Tiryaki hat kein Geld von uns bekommen und das wird er auch nicht. Das bekommt kein Jugendtrainer bei uns“, erklärt Tekin. Tiryaki selbst hat auch einen anderen Blick auf die Thematik.

Er sieht die Schuld für seinen Abgang beim VfB, da die Verantwortlichen dort sich nicht an Versprechungen gehalten hätten. „Wenn die komplett ehrlich zu sich sind, wissen die auch, dass die selbst schuldig sind. Die haben die Jugend komplett vernachlässigt. Die müssen sich mal an ihre eigene Nase packen“, sagt Tiryaki.

Das letzte Kapitel in diesem Streit scheint noch nicht gesprochen worden zu sein. Eine baldige Versöhnung scheint jedenfalls unrealistisch.