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Wiesweg spielt mit Ahlen trotz Corona: „Was passiert, wenn ich mich anstecke?“
Fußball: Regionalliga
Von der Kreisliga bis zur Oberliga wird derzeit nicht gespielt - im Gegensatz zur Regionalliga West. Romario Wiesweg, Ex-Spieler des TuS Haltern und der SpVgg Vreden, ist hin- und hergerissen.
Der Amateurfußball ruht, die Profis spielen weiter. Und mittendrin sind die Spieler der Regionalliga West, die seit dem Lockdown als Profi-Liga gilt. „Auf dem Papier ist sie das meines Wissens nach nicht“, sagt Romario Wiesweg, Ex-Spieler des TuS Haltern am See und der SpVgg Vreden und derzeit bei RW Ahlen unter Vertrag. Der 25-Jährige ist zwiegespalten, was die Weiterführung des Spielbetriebs angeht.
„Rein aus Sportler-Sicht freut man sich natürlich“, sagt er. Immerhin könne er nun weiterhin seinem Hobby nachgehen, während viele andere pausieren müssen. Dadurch habe er auch weiterhin einen halbwegs normalen Tagesablauf, erklärt Wiesweg.
Wiesweg und ein Großteil seiner Mitspieler sind keine Profifußballer
Allerdings müsse man auch die andere Seite betrachten. Ob die Regionalliga West wirklich eine Profi-Liga ist, stellt er zumindest in Frage. Natürlich gebe es Vereine wie RW Essen, Preußen Münster oder Oberhausen, wo die Strukturen auf Profi-Niveau sind und auch ein Großteil der Spieler seinen Lebensunterhalt mit dem Fußball verdient.
Doch es gebe eben auch viele Mannschaften, die eigentlich nicht in die Kategorie Profimannschaft passen. Dazu gehört auch RW Ahlen, Wieswegs Verein. In vielen Bereichen ähneln sich sein jetziger Verein und der TuS Haltern am See. „Die Infrastruktur ist zwar nicht vergleichbar, aber die Spielerstruktur ist ähnlich“, erklärt er.
Der Großteil der Ahlener Mannschaft ist berufstätig oder studiert noch. Dementsprechend groß ist für viele auch das Risiko, sich während der Ausübung ihres Hobbys mit dem Coronavirus anzustecken und dann bei der Arbeit auszufallen.
Wer bezahlt eigentlich die Corona-Schnelltests?
„Was passiert, wenn ich mich anstecke?“, fragt er. Zudem äußert er die Sorge, dann auch noch andere – beispielsweise Arbeitskollegen – anzustecken. Einen großen Schatten auf die gesamte Angelegenheit werfe außerdem der Blick auf die anderen Regionalligen.
Derzeit wird nur in der Regionalliga West gespielt. In der werden die Mannschaften aber auch seit einigen Tagen regelmäßig auf das Coronavirus getestet. Die Schnelltests werden immer zwei bis drei Tage vor dem nächsten Spiel durchgeführt.
Bezahlt werden die Tests von den Vereinen selbst, erklärt Roland Leroi, Medienreferent des für die Regionalliga West zuständigen Westdeutschen Fußballverbandes (WDFV).
„Es ist schwierig“, sagt Romario Wiesweg. „Du liest in der Zeitung, dass es in manchen Bereichen wie der Pflege keine Schnelltests mehr gibt und die Regionalliga kriegt welche.“
Ex-Teamkollegen fragen, eine Antwort fällt Wiesweg schwer
Wahrscheinlich, so der Ex-Preuße, wäre es besser gewesen, alle Regionalligen wären eine einheitliche Linie gefahren. Dass in den ersten drei Ligen gespielt wird, könne er voll und ganz nachvollziehen. Die Regionalliga sei dann eben genau die Liga, wo es sich zwischen Profi- und Amateurfußball teilt.
„Ich kann beide Seiten verstehen“, sagt er. Er selbst ist zudem froh, dass er solch weitreichende Entscheidungen nicht treffen muss. Staffelleiter, FLVW-Funktionäre oder Politiker beneide er derzeit nicht.
Immer wieder fragen ihn aktuell auch ehemalige Mitspieler aus Vreden und Haltern mal, warum er und die anderen Spieler in der Regionalliga noch spielen dürfen. „Da ist es dann schwierig, Argumente zu finden“, gesteht er. Dass solche Fragen aufkommen, könne er aber voll und ganz verstehen.
Erst als Praktikant, dann als freier Mitarbeiter und nach dem Volontariat seit 2021 als Redakteur für Lensing Media im Einsatz. Am liebsten im Lokalsport unterwegs - denn abseits der reinen Ergebnisse hat jedes Spiel und jeder Sportler eine spannende Geschichte zu erzählen.
