Der Lockdown lässt (fast) den ganzen Sport derzeit ruhen. Im Beer Pong geht der Spielbetrieb der Bundesliga trotz Corona weiter. Mittendrin ist mit Rico Robert auch ein Halterner.

Haltern

, 18.11.2020, 17:45 Uhr / Lesedauer: 4 min

Als Torhüter des HSC Haltern-Sythen ist Rico Robert (26) normalerweise dafür zuständig, alle Bälle abzuwehren. Doch der Halterner hat noch ein zweites Hobby: Beer Pong. Da muss er die Bälle versenken statt parieren. Zu dem ungewöhnlichen Sport kam er wegen einer einzelnen Frage - eineinhalb Jahre später spielt er in der Bundesliga und misst sich mit einigen der besten Spieler der Welt.

„Ich habe in meinem letzten Job mit einem zusammengearbeitet, der ein Shirt anhatte, auf dem ‚ESOBP‘ stand“, erzählt Rico Robert. Aus Neugier habe er ihn gefragt, was die Buchstaben zu bedeuten haben. „ESOBP“ steht für

„European Series of Beer Pong“, die Europameisterschaft im Beer Pong.

„Er hatte erzählt, dass er das schon länger macht und mich dann einfach mal zu einem Turnier mitgenommen“, erzählt der 26-Jährige. „Ich fand das super geil und bin dabei geblieben.“ Seitdem ist über ein Jahr vergangenen und Robert spielt mittlerweile in der Beer Pong-Bundesliga.

Rico Roberts hat 22 Mitspieler in seiner Mannschaft

Die wurde erst in diesem Jahr gegründet. Die Saison läuft noch. Derzeit stehen Robert und die „Mighty Ducks Pottsquad“ auf platz fünf von zwölf. Sechs Mal konnte das Team aus Dortmund bislang gewinnen, zudem gab es noch ein Unentschieden und zwei Niederlagen.

Die Mighty Ducks Pottsquad sind eines von zwei Teams aus Nordrhein-Westfalen. Auch aus Österreich und der Schweiz nehmen Mannschaften an der Bundesliga teil. Beide NRW-Teams entstanden aus der gleichen Gruppierung. Die Teams bildeten sich erst dann, als die Idee einer Bundesliga-Gründung aufkam.

Rico Robert spielt in der Beer Pong-Bundesliga für die Mighty Ducks Pottsquad.

Rico Robert spielt in der Beer Pong-Bundesliga für die Mighty Ducks Pottsquad. © Privat

23 Spieler gehören zur Mannschaft von Rico Robert. „Wir wussten nicht, was da auf uns zukommt“, erklärt er. Daher hätten er und seine Kollegen vor der Saison viele potenzielle Spieler gefragt, ob sie nicht bei ihnen mitspielen wollen.

Allerdings dürfen pro Spieltag nur acht Personen - zwei Frauen und sechs Männer - antreten. „Alle haben richtig Bock darauf“, sagt er. Daher wird es wohl in der kommenden Spielzeit mindestens noch eine weitere Mannschaft aus NRW geben.

23 Spieler gehören zur Mannschaft der Mighty Ducks Pottsquad

Ein Spieltag findet immer über einen Zeitraum von zwei Wochen ab. Das liege vor allem an der Corona-Pandemie, da alle ausreichend Zeit bekommen sollten, um Termine für ihre Partien zu finden. Die finden nämlich nur online statt. Meist werde sich über „Zoom“ verabredet und dann gegeneinander gespielt.

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Dabei gilt: Der an Position eins stehende Spieler von Team A trifft auf den an Position eins stehenden Spieler von Team B. Bei den Mighty Ducks Pottsquad steht Rico Robert im internen Ranking an Position eins. Dementsprechend stark sind auch seine Gegner.

Beim Duell mit einem der Schweizer Teams habe er beispielsweise gegen den amtierenden Weltmeister im Beer Pong, Elias Ulrich, antreten müssen. „Da hab ich kein Land gesehen“, erzählt er. Zuletzt musste er beim NRW-Duell mit „NRW’s Most Wanted“ gegen Marcel Hasler, einen der besten Spieler der Welt antreten. „Wenn es für ihn schlecht läuft, braucht er zwölf Würfe“, erklärt Rico Robert.

Zehn Würfe, zehn Treffer ergeben ein „Perfect“

Zwölf Würfe, um den Ball in zehn Bechern zu versenken. Schafft ein Spieler es in zehn Würfen, erreicht er ein sogenanntes „Perfect“. Das wird auch in der Statistik auf der Internetseite der Beer Pong Bundesliga mit einem Stern vermerkt. Eine solche perfekte Runde hat Robert bereits einmal in dieser Spielzeit geschafft. Bei Hasler wird der Platz für die Sterne schon enger, er hat schon zehn.

Gespielt wird im Einzel im „Best-of-Seven-Format“. Wer also vier Mal zuerst die zehn Becher trifft, gewinnt. Im Doppel gibt es nur fünf Runden. Auch diese Doppel können online gespielt werden, erzählt der Halterner. Sofern es möglich war, wurde sich zuletzt aber auch getroffen, um dann nebeneinander gemeinsam spielen zu können.

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Die grundsätzlichen Regeln für das Spiel, welches auf vielen Partys schon seit langer Zeit Tradition hat, sind einfach. Zehn Becher werden auf einem Beer Pong-Tisch in einem zur Spitze zeigenden Dreieck aufgestellt. Die Becher werden dann ein wenig gefüllt.

Rico Robert war direkt von dem neuen Sport begeistert

Abwechselnd hat jedes Team zwei Würfe, um einen der Tischtennisbälle in einem der Becher unterzubringen. Gewonnen hat die Mannschaft, die zuerst alle Becher getroffen hat.

Bevor er vor eineinhalb Jahren anfing, Beer Pong regelmäßig zu spielen, kannte Rico Robert den Sport nur von Partys, erzählt er. Da sind die Becher eigentlich immer mit Bier gefüllt. Doch bei Turnieren wie der Beer Pong-Bundesliga oder noch größeren Events ist das anders.

„Da ist nur Wasser im Becher“, sagt Robert. Es gebe auch zahlreiche Spieler, die gar keinen Alkohol trinken. „Die machen das nur aus Spaß an der Freude.“ Er selbst trinke gerne auch mal ein Bier beim Spielen. Früher hatte er schon ein, zwei Mal auf Partys das beliebte Trinkspiel mitgespielt. Aber die Dimension, in der Beer Pong auch als Sport betrieben wird, „war mir neu, vor allem in der Art und Weise wie das aufgezogen wird“.

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Als er erstmals live bei einem Turnier dabei war, sei er sofort angefixt gewesen. Seitdem spielt er regelmäßig. Auch seine Freundin gehört bereits zum Mighty Ducks Pottsquad. Feste Trainingszeiten gibt es derweil nicht. „Jeder trainiert wie er kann“, sagt der HSC-Torhüter.

„Ich ärgere sie auch ganz schön gerne, wenn ich gewinne“

Er selbst spiele aber am liebsten so viel wie möglich. Der Tisch zum Spielen stehe allzeit in einem seiner Zimmer bereit. „Ich werfe auch gerne einfach ein paar Mal, wenn ich dran vorbeilaufe“, so Robert. Auch mit seinen Freunden spiele er gerne. Die musste er allerdings erst mal davon überzeugen, eine Regeln zu ändern.

Denn viele spielen Beer Pong mit der Regel, dass beim Werfen der Ellbogen nicht über die Tischkante ragen darf. Diese Regel gibt es bei großen Turnieren jedoch nicht. „Das hat am Anfang ein bisschen Überzeugungskraft gebraucht“, sagt Rico Robert über die Diskussionen mit seinen Freunden.

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Mittlerweile haben die sich aber an die angepasste Regel gewöhnt „und bereits ein solides Niveau“. Das liege mit Sicherheit aber auch an seinen Sticheleien und dem Ehrgeiz seiner Freunde, erklärt er. „Ich ärgere sie auch ganz schön gerne, wenn ich gewinne.“ In der Bundesliga hat er in dieser Saison bislang 43,9 Prozent seiner Spiele gewonnen.

Social-Distancing-Turniere für den guten Zweck

  • So lange der Lockdown noch bestehen bleibt, gibt es jeden Samstag sogenannte „Social-Distancing-Turniere“, die über über das Online-Portal „Twitch“ übertragen werden.
  • Zuletzt haben über 100 Teams mitgemacht.
  • Eine feste Startgebühr gibt es nicht. Jeder kann zahlen, was er für angemessen hält. Der Erlös geht an Gastronomen, die unter der derzeitigen Situation leiden.
  • Bei den Turnieren wird zwischen Amateuren und Profis differenziert. Beide Gruppen werden voneinander getrennt, um fairere und ausgeglichenere Partien zu ermöglichen.
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