Im bayrischen Obergessertshausen musste die Halternerin Emma Blömeke oft von ihrem Rad absteigen, um im Matsch überhaupt vorwärts zu kommen.

© Merlin Muth

Turbulente Saison mit Rennabsagen und einem Nasenbeinbruch endet versöhnlich

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Für die Halterner Mountainbikerin Emma Blömeke ist eine turbulente Saison zu Ende gegangen. Zwischenzeitlich sah sie nach einem Unfall aus „wie Klitschko in der zehnten Runde“.

Haltern

, 07.11.2020, 16:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die 20-jährige Halterner Mountainbikerin Emma Blömeke blickt auf eine ungewöhnliche Weltcup-Saison zurück, die sie nach Rennabsagen, alternativen Starts und einem Trainingsunfall doch noch mit einem sportlichen Highlight bei der deutschen Meisterschaft beenden konnte.

Blömeke, die seit 2018 für das im sächsischen Thalheim beheimate Team „Conway Factory Racing“ startet, wollte sich in diesem Jahr unbedingt für die Heim-WM in Alpstadt qualifizieren.

Ein Trainingslager auf Mallorca zum Jahresbeginn war dafür der erste Baustein in ihrem Trainingsprogramm, das sie zusammen mit ihrem Trainer Roman Nowak erstellt hatte.

Die ersten Punkte der Saison

Danach fühlte sie sich gut gerüstet für eine spannende Saison, die jedoch wegen der Corona-Pandemie ganz anders als geplant verlief. Blömeke überbrückte zunächst die Rennabsagen mit intensivem Training und mehreren Lehrgängen im NRW-Kader.

Am 4. Juli traf sich dann endlich die internationale Cross-Country-Szene im tschechischen Mesto Touskov zum ersten echten Wettbewerb der Saison. Auf der für sie völlig neuen Strecke kam Blömeke überraschend gut zurecht und erkämpfte sich in dem stark besetzten Elitefeld der Damen mit Platz 14 auch ihre ersten beiden Punkte in der UCI-Rangliste.

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Kaum wieder zu Hause musste sie allerdings einen herben Rückschlag verkraften. Beim Training hatte sie einen Sprung übersehen, war unglücklich gestürzt und brach sich dabei die Nase. „Nachdem die Platzwunden versorgt waren, sah ich aus wie Klitschko in der zehnten Runde“, erzählt sie.

Ende August wollte sich Blömeke, die 2017 als Halterns Sportlerin des Jahres geehrt wurde, bei einem Start in Belgien die nötige Rennhärte holen. Der Kurs auf einer alten Kohlenhalde mit Steinfeldern und einem Naturtrail im Wald passte vom Profil sehr gut und sie konnte sich nach einem guten Start im Mittelfeld stetig nach vorne arbeiten.

Ein Sturz verhinderte eine bessere Platzierung der Halternerin

Dabei machte sie besonders auf den matschigen Abfahrten richtig Boden gut. Auf Platz neun liegend dachte sie bei der Zieldurchfahrt „endlich, du kannst ja doch noch Rad fahren“ und freute sich über zwölf weitere UCI-Punkte.

Zwei Wochen später lief es beim „3-Nationen-Cup“ in den Niederlanden sogar noch besser. Zu ihrem Traumstart, bei dem sie sich an die Spitze des Feldes katapultierte, sagt sie rückblickend: „Das war echt cool, doch in der Euphorie der Führung bin ich zu schnell gefahren und musste dafür Tribut zahlen.“ Ein Plattfuß warf sie später noch weiter zurück, doch mit Wut im Bauch kämpfte sie sich erneut in die Top Ten.

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Anfang Oktober startete dann die verspätete Weltcupsaison mit einem „Doppelheader“ in Nové Město, Tschechien. Durch die strengen Coronaverordnungen musste sie alleine, ohne ihren Vater und ständigen Betreuer, die 900 Kilometer lange Anreise antreten.

In dem vollen Starterfeld der U23–Klasse verlief ihr erster Start mit Platz 43 enttäuschend. Hoch motiviert wollte sie im zweiten Lauf erneut angreifen, doch ein Sturz verhinderte auch hier eine bessere Platzierung. „Das war reine Kopfsache und eine einzige Katastrophe“, sagt sie über ihr schwaches Rennwochenende.

Emma Blömeke nutzt die Schlammpassagen clever

So blieb ihr als letztes Saisonziel am Ende nur noch die Konzentration auf die U23- Klasse der Cross Country XCO DM Ende Oktober im bayrischen Obergessertshausen.

Vor Ort konnte sie die Strecke mit steilen Anstiegen, engen Kurven, und technisch schwierigen Abfahrten noch im trockenen Zustand erkunden, bevor am Renntag Starkregen den Untergrund so stark aufweichte, dass eine Hälfte nur noch im Laufen bewältigt werden konnte.

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Nach einem gelungen Start lag die Halternerin zunächst auf Platz drei, steckte aber wegen dem sehr hohen Anfangstempo eine Position zurück. Die matschigen Anstiege zwangen schon bald zum Laufen und genau diese schwierigen Verhältnisse nutzte sie strategisch clever in Runde zwei zum entscheidenden Überholmanöver.

In einer der Schlammpassagen setzte sie sich exakt beim Umstieg vom Fahren ins Laufen neben ihre Konkurrentin und zog vorbei. Danach fuhr Blömeke mit viel Power einen Vorsprung heraus, den sie auch in den schwierigen Passagen halten konnte.

Ein Podiumsplatz ist das Ziel - „Die Farbe lass ich mal noch offen“

Auf dem letzten Streckenteil freute sie sich über die Anfeuerung durch ihren Vater und fuhr hinter Nina Benz und Lia Schrievers auf den Bronzerang ins Ziel. „Da bewegten sich die Pedale wie von selbst“, sagt Emma Blömeke. Einer der ersten Gratulanten vor Ort war Stefan Kaiser. „Siehst du, dein Einsatz hat sich doch gelohnt“, sagte ihr der NRW-Landestrainer.

Auch Teamchef Thomas Schröder war sehr zufrieden und freute sich, dass sie nun doch noch eine Medaille für ihr Team holen konnte.

In Obergessertshausen sicherte sich Emma Blömeke einen Platz auf dem Podium.

In Obergessertshausen sicherte sich Emma Blömeke einen Platz auf dem Podium. © Privat

Blömeke die nach ihrem studienbedingten Umzug jetzt in Osnabrück wohnt, will weiter trainieren - mit dem Ziel, sich im Weltcup in den Top 20 zu etablieren. Bei der nächsten Deutschen Meisterschaft strebt sie erneut einen Podiumsplatz an. „Die Farbe lass ich mal noch offen“, sagt sie.

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