Kleine Wohnung im Obergeschoss: Profifußball-Trainer lebt in Haltern

© Daniel Winkelkotte

Kleine Wohnung im Obergeschoss: Profifußball-Trainer lebt in Haltern

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Eine Villa mit Whirlpool und Tiefgarage. So stellen sich viele die Unterkunft eines Bundesligatrainers vor. Doch der Coach, der seit einigen Wochen in Haltern wohnt, lebt eher bescheiden.

Haltern

, 24.01.2020, 15:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Zum Jahresanfang hat der Pfälzer seine Arbeit aufgenommen. Nun fährt er täglich mit seinem Dienstwagen die rund 50 Kilometer lange Strecke von seiner kleinen Wohnung zum Trainingsplatz des Traditionsvereins. „Ich wollte keine Zeit für die Wohnungssuche verschwenden und habe stattdessen ganz spontan das Angebot wahrgenommen, eine kleine möbilierte Wohnung in Haltern beziehen zu können“, erzählt er im Gespräch.

Der 47-Jährige steht in den kommenden Wochen und Monaten vor einer Mammutaufgabe. Sein neuer Job hat es in sich. Er soll sein Team aus der sportlichen Krise führen, den drohenden Abstieg verhindern. Die Mission lautet: Klassenerhalt.

Fleißig und fokussiert

Die Rede ist von Sascha Hildmann, dem neuen Mann an der Seitenlinie des Fußballdrittligisten SC Preußen Münster. Er löste im Dezember Sven Hübscher ab, der aufgrund der sportlichen Talfahrt entlassen worden war. Eine katastrophale Hinserie fand am 21. Dezember beim 0:1 gegen 1860 München ihr Ende. Nun soll der Umschwung kommen. „Ich glaube an die Jungs. Die Mannschaft ist sehr fleißig und fokussiert. Sie will alles schnell umsetzen. Die Qualität ist da, aber es wird ein langer Weg“, sagt Hildmann.

Sascha Hildmann bei der Arbeit auf dem Trainingsplatz

Sascha Hildmann bei der Arbeit auf dem Trainingsplatz © SC Preußen Münster

„Wir waren auf der Suche nach einem Trainer, der zu uns und zu unserer Philosophie passt und der absolut davon überzeugt ist, gemeinsam mit uns das Ruder rumzureißen. Diesen Eindruck hat Sascha Hildmann von Anfang an vermittelt“, hatte Malte Metzelder, Sport-Geschäftsführer bei den Preußen, damals seine Entscheidung für ein Engagement von Sascha Hildmann kommentiert.

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Hildmann stand zuletzt bei Münsters Ligakonkurrenten 1. FC Kaiserslautern unter Vertrag, davor bei der SG Sonnenhof Großaspach. Als die Anfrage vom SC Preußen Münster kam, habe er nicht lange überlegen müssen. „Ich habe das kurz mit meiner Familie besprochen und dann aus Überzeugung zugesagt. Die Aufgabe reizt mich einfach, auch weil ich von der Qualität in unserem Kader überzeugt bin. Der Verein hat eine tolle Tradition und viele Fans. Und Preußen Münster ist eine gute Adresse im deutschen Profifußball.“

Der Pfälzer investiert seitdem viel in seine neue berufliche Herausforderung. In seiner Unterkunft in Haltern sei er eigentlich nur zum Übernachten. „Ich gehe morgens im Dunkeln aus dem Haus und komme spät abends im Dunkeln wieder zurück“, so der Fußballlehrer. „Momentan liegt meine Priorität ganz klar auf Fußball und zwar darauf, mit der Mannschaft und dem Verein den Klassenerhalt zu erreichen.“

Am besten abschalten

Bislang habe er nur den Stausee, den Marktplatz und zwei Restaurants in der Innenstadt in Augenschein nehmen können. „Die Umgebung gefällt mir aber sehr gut“, sagt er und lächelt. „Das ist hier schon ein bißchen wie im Paradies.“

Besonders der Halterner Stausee hat es dem 47-Jährigen angetan. „Ein schönes Gewässer. Ich bin leidenschaftlicher Angler und genieße es, jede freie Minute am Wasser zu verbringen. Beim Angeln auf Hecht, Zander oder Wels kann ich einfach am besten abschalten. Meistens fahre ich zum Angeln an den Rhein.“

Sascha Hildmann ist seit Januar Trainer des Drittligisten Preußen Münster.

Sascha Hildmann ist seit Januar Trainer des Drittligisten Preußen Münster. © Daniel Winkelkotte

Hildmann weiß übrigens auch, dass es in Haltern mit dem TuS einen höherklassigen Fußballverein gibt. „Ich habe den sportlichen Aufstieg des TuS Haltern in den vergangenen Jahren durchaus mitbekommen und habe gelesen, dass die Halterner in der Regionalliga aktuell auch gegen den Abstieg kämpfen müssen. Es wäre doch toll, wenn wir im Sommer gemeinsam den Klassenerhalt feiern könnten.“

Die Horrorvorstellung für alle Preußen-Fans – ein Abstieg in die Regionalliga – will Sascha Hildmann jedenfalls mit aller Macht abwenden. Und für die Preußen dürfte es in dieser schwierigen Situation sicher nicht schaden, jemanden an der Seitenlinie zu haben, der die Ruhe bewahren kann. Da könnte Sascha Hildmann als begeisterter Angler also durchaus der richtige Mann sein.

Ob er auch die Fähigkeit besitzt, Preußen Münster vor dem Abstieg zu bewahren, wird sich in der Rückrunde zeigen. Am Samstag um 14 Uhr starten die Münsteraner mit einem Auswärtsspiel in Jena in die Mission Klassenerhalt - mit einem Halterner an der Seitenlinie.

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