
Timo Ostdorf, Trainer des TuS Haltern am See, nennt mehrere Gründe für den Oberliga-Abstieg des TuS Haltern am See. Einer steht aber über allen anderen. © Jürgen Patzke
TuS Haltern: Timo Ostdorf über die Gründe für den Abstieg und komische Selbstreflexion
Fußball: Oberliga
Der TuS Haltern steigt aus der Oberliga ab. Gründe dafür gibt es mehrere - nicht alle sind sportlicher Natur. Eines könnte in der Westfalenliga zum Vorteil werden, sagt Timo Ostdorf.
Drei Tage nach der Landesliga-Mannschaft hatte es auch das Oberliga-Team des TuS Haltern erwischt: Der Abstieg ist besiegelt. „Es war eine Frage der Zeit. Aber trotzdem fühlt es sich nicht gut an, wenn es besiegelt ist“, sagt Cheftrainer Timo Ostdorf.
„Im Endeffekt hat es an der Qualität gelegen“, so Ostdorf. „Ich hätte trotzdem gerne mal gesehen, wie es gewesen wäre, wenn wir bis zum Ende den Kader vom ersten Spieltag gehabt hätten.“ Von der damaligen Startelf war am vergangenen Spieltag nicht mehr viel übrig.
Im Laufe der Saison brachen unter anderem mehrere erfahrene Spieler wie Tobias Hötte, Kevin Lehmann und Maurice Temme weg. Anderer Spieler wie Noah Schulz oder Patrick Brinkert stießen erst spät wieder zur Mannschaft, Noah Karthaus beispielsweise konnte fast gar nicht spielen.
Timo Ostdorf: „Dann ist die Gefahr groß, dass es nicht läuft“
„Wenn die Erfahrenen wegbrechen, dann reicht die Qualität auch einfach nicht“, sagt er deutlich. „Wenn du drei Spieltage vor Schluss absteigst, dann ist das auch verdient.“ Für den Verein geht es nun in die Westfalenliga, viele Spieler werden Haltern verlassen.
Wo es sie hinzieht, ist noch längst nicht bei jedem geklärt - und Anspruch und Wirklichkeit passen da auch nicht immer zusammen. „Wenn ich höre, in welcher Liga manche spielen wollen und das mit den Leistungen vergleiche...“, sagt Timo Ostdorf. „Selbstreflexion und Selbstkritik ist schon ein Thema bei einigen jungen Leuten.“

Tobias Hötte (2.v.l.) hatte viel Pech in dieser Saison. Er ist nicht der einzige erfahrene Spieler beim TuS Haltern am See, der in dieser Spielzeit häufig fehlte. © Thomas Braucks
Dass junge Spieler nicht konstant Leistung bringen in der Oberliga, sei indes völlig normal. „Ich habe mit allen Jungs vor der Saison über ihre individuellen Ziele gesprochen. Wenn ich ihnen jetzt den Spiegel vorhalte und die mir sagen, was sie kommende Saison wollen, passt das aber nicht immer“, so der Trainer. „Die sportlichen Ziele, die erreichten Ziele und die Selbsteinschätzungen passen nicht immer zusammen.“
Abschreiben möchte er diese Spieler aber nicht deshalb. „Das ist eine Sache, die man trotzdem noch lernen kann“, erklärt Ostdorf, der sich von Anfang an der Gefahr eines Abstiegs bewusst war. „Wenn wir uns auf die Fahne schreiben, auf junge Spieler zu setzen, ist die Gefahr groß, dass es nicht läuft, wenn das Gerüst wegbricht.“
Die Mannschaft des TuS Haltern verändert sich - der Charakter auch
Für diesen Weg habe man sich aber bewusst entschieden. Und so feierten auch in dieser Spielzeit wieder zahlreiche Halterner ihr Debüt in der Oberliga - auch aufgrund der vielen Ausfälle. „Das wird es bei keinem anderen Oberligisten in dieser Form gegeben haben“, sagt er. Spielern wie beispielsweise Alexander Bilski aus der eigenen Jugend werde das, davon ist der TuS-Trainer überzeugt, in Zukunft helfen: „Die werden kommende Saison davon profitieren.“
Diese bereits gesammelte Seniorenerfahrung auf hohem Niveau und die Neuzugänge mit Westfalenliga-Erfahrung werden in der kommenden Spielzeit weiterhelfen, ist er sich sicher. „Wir werden weiterhin eine junge Truppe haben, die aber nicht unerfahren ist“, so Timo Ostdorf, der auch betont, dass der Charakter der Mannschaft zukünftig ein anderer sein wird.
Der war in dieser Spielzeit nicht immer einwandfrei. Ein Grund dafür sei der erneut große Umbruch im vergangenen Sommer gewesen. „Wenn du viele Neuzugänge und eine zusammengewürfelte Truppe hast, kann es passieren, dass es charakterlich nicht immer passt“, erklärt er.
Vorfreude auf die kommende Saison, aber Fokus aufs Hier und Jetzt
Neben den vielen Ausfällen und fehlender Qualität war das ein weiterer Faktor für den Ausgang der Saison. „Und es muss natürlich auch in die Bewertung der Saison miteinfließen, dass wir, im Vergleich zu anderen Oberligisten, mit einem niedrigen Etat durch die Saison gegangen sind.“
Der wird, das war schon in der Vergangenheit zu hören, ab dem Sommer noch mal niedriger sein. Dennoch freut sich Ostdorf bereits auf die kommende Spielzeit. „Die Vorfreude auf den Vorbereitungsstart ist groß. Ehrlich gesagt, brauche ich jetzt aber auch bald mal Urlaub.“
Erst mal gehe es aber noch darum, sich vernünftig aus der Oberliga zu verabschieden. „Wir greifen ja auch noch in den Abstiegskampf ein, da werden wir nichts abschenken“, sagt er. Als nächstes wird in der Stauseekampfbahn gegen die SG Finnentrop/Bamenohl gespielt. Das Team aus dem Sauerland hat derzeit zwei Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz.
- Anstoß: Sonntag, 22. Mai, 15 Uhr, Lippspieker, Haltern
Erst als Praktikant, dann als freier Mitarbeiter und nach dem Volontariat seit 2021 als Redakteur für Lensing Media im Einsatz. Am liebsten im Lokalsport unterwegs - denn abseits der reinen Ergebnisse hat jedes Spiel und jeder Sportler eine spannende Geschichte zu erzählen.
