Das 1:4 gegen die DJK Sportfreunde Datteln war das letzte Spiel des SV Bossendorf, das sich Benedict Kuss (26) und Nico Martinez (25) als Zuschauer angesehen haben, von nun an stehen sie als Trainer an der Seitenlinie. Noch am Abend nach der Partie stand fest: Die beiden A-Junioren-Trainer übernehmen die erste Seniorenmannschaft nicht erst im Sommer, sondern schon jetzt – zwei Spieltage vor dem Saisonende.
Die Situation ist prekär, aber nicht hoffnungslos. Der SVB steht in der Kreisliga B4 auf dem ersten Abstiegsplatz. Punktgleich, aber mit einem Spiel mehr als Teutonia SuS Waltrop II, dem Gegner am letzten Spieltag (29. Mai).
Lange überlegen, ob sie die Mannschaft schon jetzt übernehmen, mussten sie nicht. „Wir waren uns schnell einig, dass das vielleicht noch mal eine Chance für einen neuen Impuls ist“, sagt Benedict Kuss. „Den wollen wir nun setzen und damit haben wir am Dienstagabend angefangen.“
„Wir wollen die Mannschaft nicht überfrachten“
Da leiteten die beiden ihre erste von drei Trainingseinheiten in dieser Woche. „Als klar war, dass wir im Sommer übernehmen, haben wir schon einige Spiele beobachtet. Da sind uns einige Muster aufgefallen“, sagt Nico Martinez. Für die kommende Saison wurde bereits eine klare Spielidee festgelegt, „die wollen wir jetzt auch schon für Sonntag etablieren“.
Was aber auch ganz wichtig ist: „Wir wollen die Mannschaft nicht überfrachten.“ Auf sechs Schwerpunkte möchten sich die beiden konzentrieren, haben diese auf die drei Trainingseinheiten vor dem ersten Spiel verteilt.
Die beiden sind nun aber nicht nur als Trainer, sondern ein bisschen auch als Psychologen gefordert. „Es ist wichtig, dass die gesamte Mannschaft an den Erfolg glaubt. Die Körpersprache war zuletzt nicht top, aber das ist logisch in der Situation.“
„Wir wollen unbedingt in der Kreisliga B starten“
Es sei wichtig, den Spaß zurück ins Training zu bringen. „Durch die Niederlagen sind die Jungs in eine kleine Negativspirale gerutscht. Wir hatten jetzt den Eindruck, dass sie ein Stück weit befreit sind“, so Kuss. „Wir müssen gemeinsam daran glauben und den Eindruck hatte ich beim ersten Training auch.“
Da war die Beteiligung auch direkt wieder höher. „Wir konnten im neuen Spielsystem Elf gegen Elf spielen“, erzählt Martinez. „Die Energie war extrem gut, das hat uns sehr gefallen. Und auch die Stimmung hinterher war gut – die Jungs waren zufrieden, aber auch ausgelaugt.“
Am Sonntag war das noch anders. „Da hat man die Enttäuschung im gesamten Team gespürt“, sagt Benedict Kuss. „Auch wir waren sehr enttäuscht, wir wollen unbedingt in der Kreisliga B starten.“
Mit dem Vereinsbulli von Münster nach Bossendorf
Die erste Halbzeit in Datteln sei noch ganz gut gewesen. „In der zweiten wurden sie dann vom Gegner physisch aufgefressen“, stellt der 26-Jährige, der mit seinem Trainerkollegen in Münster in einer WG wohnt.
Von dort nach Haltern und zur Bossendorfer Anlage zu kommen, ist normalerweise kein Problem. Aktuell ist es aber eines. „Mit dem Schienenersatzverkehr ist es unmöglich, ohne Auto pünktlich zu kommen, wenn wir bis 18 Uhr Uni haben“, sagt Nico Martinez.

Dafür wurde aber schnell eine Lösung gefunden. „Der Verein war sehr kulant und hat uns direkt den Vereinsbulli zur Verfügung gestellt“, erzählt der 25-Jährige. Das unterstreiche das, was die beiden schon in den Gesprächen zuvor gespürt haben: „Die, die uns installiert haben, haben 100-prozentiges Vertrauen in uns – das tut gut.“
Frank Herrmann hatte im Zuge des vorzeitigen Wechsels verraten, dass er dennoch gerne mit Thomas Joachim und Adrian Cetera die Saison beendet hätte. Doch die beiden hatten von sich aus angeboten, als „letzte Patrone“ den Trainerwechsel vorzuziehen. „Das ist eine starke Charaktereigenschaft“, sagt Martinez.
Kontakt zwischen dem neuen und dem alten Trainer-Duo gab es auch in dieser Woche. „Das ist alles super gelaufen“, so Benedict Kuss. „Das sind tolle Typen und auch zwischen ihnen und den Spielern ist das Verhältnis weiter gut. Wir sind dankbar, dass wir so einen sauberen Einstand haben. Das ist ja auch in ihrem Sinne, es geht hier nur um den Verein.“ Und in den nächsten Tagen geht es für den SV Bossendorf einzig und allein um den Klassenerhalt.
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