„Mit so einem Konzept ist man nie ganz fertig“, sagt Benedict Kuss (26). Gemeinsam mit Nico Martinez (24) trainiert er die A-Jugend des SV Bossendorf und hat vor einiger Zeit einen neuen Plan für die Jugendarbeit des Vereins erstellt.
Wie lange sie für die Erarbeitung brauchten, können die beiden gar nicht so genau sagen. Im Frühjahr 2020 übernahmen sie die älteste Jugendmannschaft des SVB. Schnell fielen ihnen Dinge auf, die sie gerne ändern würden. „Du kannst aber nicht am zweiten Tag sagen, wir brauchen ein neues Konzept. Um sich in eine solche Richtung äußern zu können, muss man sich erst mal ein Standing im Verein aufbauen“, so Kuss.
Ins Rollen kam alles dann im vergangenen Sommer. „Da haben wir wieder neues Spielermaterial in der A-Jugend bekommen und uns ist aufgefallen, dass die Spieler jedes Jahr auf einem anderen Stand sind“, erklärt er. „Da haben wir gesagt, dass wir gerne ein Entwicklungskonzept für die Jugendabteilung schreiben würden - damit die Spieler in jedem Jahr das Gleiche lernen.“
„Auch die Trainer sollen Fortschritte machen können“
Ein Ziel des Konzepts ist es, „dass die A-Jugend Spieler bekommt, die viel mitbringen. Um sie dann in den letzten beiden Jahren so gut wie möglich auf den Herrenbereich vorbereiten zu können“, so Kuss weiter.
Die beiden Trainer wandten sich daraufhin an die Jugendleiter Pascal Wittmann, John Hess und Marvin Teng. „Die waren direkt angetan“, erzählt er. „Wir haben dann erst mal definiert, was uns für Spieler für die Senioren wichtig ist“, sagt Nico Martinez. „Wir sind sehr auf die Jugend angewiesen und wollen die Jungs so ausbilden, dass sie schon ab der Sommervorbereitung den Seniorenmannschaften weiterhelfen können.“
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Von den Jugendleitern sei es ihnen derweil sehr einfach gemacht worden, ihre Ideen umzusetzen, sagt Benedict Kuss, der vor einiger Zeit die Möglichkeit hatte, seine B-Lizenz an seiner Uni in Kooperation mit Preußen Münster zu machen. „Ich hatte großes Glück, daran teilnehmen zu können“, sagt er.
Grundsätzlich gehe es in ihrem Jugendkonzept eben auch nicht nur um die Entwicklung der Spieler. „Auch die Trainer sollen Fortschritte machen können“, betont er. Deswegen sei der Austausch zwischen den Trainerteams der ältesten Jugendmannschaften sehr wichtig.
„Ein Prozess über Wochen und Monate“
Benedict Kuss gibt ein Beispiel: „Ich gehe dann mal zum Training der B-Jugend und einer von deren Trainern, Pascal Wittmann oder John Hess, geht zu unserer Mannschaft. So sieht man auch mal andere Ansätze und jemand kann mir zu meinem Training auch mal Feedback geben. Manchmal sieht man ja Kleinigkeiten nicht mehr, die anderen aber auffallen.“
Das Thema Reflexion ist beiden sehr wichtig, sagt Nico Martinez und erklärt: „Wir sind jede Woche zusammen auf dem Platz, da sieht man die Fehler des anderen manchmal nicht. Deswegen wollen wir ‚externe‘ Leute ins Training holen, um auch mal andere Perspektiven und Verbesserungsvorschläge zu bekommen.“
Doch nicht nur Trainer wechseln zwischen den Jugendmannschaften, auch Spielern wird dies ermöglicht. „Leistungsträger einer Mannschaft nehmen frequentiert beim Training der Älteren teil. Sie lernen so schon früh, mit älteren Spielern umzugehen und sammeln Erfahrungen, die sie auf ihre Mannschaft projizieren“, so Martinez. „Damit wollen wir Führungsspieler entwickeln.“
Die grundsätzliche Entwicklung des Konzepts ging relativ schnell. „Das war aber trotzdem ein Prozess über Wochen und Monate“, sagt er. Da die beiden zusammen wohnen und auch zu Trainingseinheiten und Spielen gemeinsam fahren, „hatten wir viel Zeit, gemeinsam zu reflektieren“.
Das Konzept aufzuschreiben, habe letztendlich dann nicht mehr lange gedauert. „Den ein oder anderen Nachmittag oder Abend haben wir aber natürlich schon im Wohnzimmer verbracht und daran geschrieben“, so Martinez weiter.
B-Jugend unterstützte A-Jugend im Aufstiegskampf
Die Arbeit ist aber noch längst nicht beendet. „Wir reden viel mit den Jugendleitern, diskutieren und ändern auch mal Sachen“, erzählt er. „Erst nach zwei, drei Jahren wird sich zeigen, wie gut das Konzept funktioniert.“ Das Konzept sei auf mittel- und langfristigen Erfolg ausgelegt.
Umso größer war die Freude, als sowohl die B- als auch die A-Jugend zuletzt im Winter aufstiegen. „Damit hatten wir noch nicht gerechnet“, gesteht Benedict Kuss. „Es ist überragend, dass wir mit diesen Trainingsmethoden direkt zwei Aufstiege feiern konnten.“ Beide Teams spielen nun in der A-Liga.
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„Am Anfang der Saison hatten wir noch ziemlich große Probleme“, erzählt Kuss. „Im Laufe der Saison haben wir dann gesehen, dass wir uns verbessern und die Sachen, die wir machen, wirken. Die Jungs haben immer mehr auf sich vertraut und sind auch bei Rückständen immer wieder ruhig geblieben.“
Unterstützung erhielt die Bossendorfer A-Jugend dabei schon regelmäßig von Spielern aus der B-Jugend. Da sich viele Trainingsinhalte in beiden Jugenden wiederholen und die Spieler sich bereits durch gemeinsame Trainingseinheiten kannten, habe das direkt gut funktioniert.
Damit das neue Jugendkonzept beim SVB auch weiter Wirkung zeigen kann, wird in Zukunft mit John Hess eine Person nur für die Umsetzung des Konzeptes zuständig sein. Nach der Saison übernimmt der aktuelle Trainer der B-Jugend keine neue Mannschaft, sondern die Leitung des Konzepts. „Es ist schön, dass unsere Idee so ernstgenommen wird, dass extra eine Person dafür installiert wird“, sagt Benedict Kuss.
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