Los ging es mit dem Satz „Es macht für uns keinen Sinn in der Form“. Ausgesprochen von Lukas Große-Puppendahl, Trainer des TuS Haltern am See. Mit dem Westfalenligisten gewann er souverän, aber relativ glanzlos die Stadtmeisterschaft 2023. Der TuS-Coach äußerte Kritik am einwöchigen Modus und erklärte, dass dadurch zwei Wochenenden der Vorbereitung verloren gehen würden.
Die Reaktion des Stadtsportverbandes kam schnell. „Da stellt sich bei mir die Frage: Warum kommen sie dann?“, sagte der Vorsitzende Hans-Peter Klauke und fügte hinzu, dass er die Kritik am Modus und Zeitpunkt nicht ganz nachvollziehen könne, da alles mit den Vereinen abgesprochen sei. Viele Spieler fehlten bei dem Turnier aus verschiedenen Gründen.
„Meiner Meinung nach können wir vom Stadtsportverband auch verlangen, dass die Vereine ihre Spieler für die Stadtmeisterschaft ein bisschen sensibilisieren. Das ist die größte Fußballveranstaltung der Stadt und hat sich über Jahre etabliert und bewährt“, sagte er.
Stadtmeisterschaft hat anderen Stellenwert als früher
„Die Aussage, dass wir die Spieler sensibilisieren sollen, teile ich überhaupt nicht“, sagt Flaesheims Trainer Michael Onnebrink. „Das ist fernab der Realität. Ob man das hören will oder nicht: Die Zeiten haben sich geändert. Das Turnier hat nicht mehr den Stellenwert wie vor zehn Jahren.“
Das sieht auch Marco Masannek so. Der Hullerner, der bei der Stadtmeisterschaft noch als verletzter spielender Co-Trainer an der Seitenlinie zu sehen war und mittlerweile Cheftrainer des C-Ligisten ist, betont: „Vor einigen Jahren war es das Geilste, bei der Stadtmeisterschaft zu spielen. Heute ist das nicht mehr so.“
Vor allem die jüngeren Spielergenerationen würden mittlerweile ihre Prioritäten anders setzen, so Onnebrink. „Ob man das gut findet, sei dahingestellt, aber wir sind alles Kreisliga-Fußballer. Da kannst du keinem vorschreiben, er soll seine Pläne nach der Stadtmeisterschaft ausrichten.“
Zudem gebe es eben auch Spieler, die nur da Urlaub nehmen können aus verschiedensten Gründen. Auch der Concordia-Coach selbst war während des vergangenen Turniers nicht da, weil es mit der Familie eben nicht anders passte.
TuS Haltern könnte auch mit Reserve antreten
Es gab aber auch Teams, die nicht so sehr mit personellen Problemen zu kämpfen hatten. Ausrichter TuS Sythen gehörte dazu. „Bei uns waren fast alle da, aber das sind keine Profis – dass sie auch andere Interessen haben, ist normal“, stellt Dennis Schulz fest.
Die Kritik von Lukas Große-Puppendahl, die Teilnahme an dem Vorbereitungsturnier bringe seinem Team mit Blick auf den Ligaalltag überhaupt nichts, kann Schulz verstehen, sagt aber auch: „Sie haben eben auch eine zweite Mannschaft.“
Die spielte in der Vergangenheit schon einige Male statt der ersten Mannschaft, die damals in noch höheren Sphären unterwegs war, mit. Im Finale trafen zuletzt der Favorit und der Ausrichter aufeinander. Westfalenligist gegen A-Ligist. „Für uns hat so ein Spiel auch wenig Wert. Es ist mal schön, aber in der Liga werden wir anders gefordert“, so Sythens Trainer.

„Da brauchen wir uns nichts vormachen: Was willst du gegen die erreichen?“, sagt Marco Masannek, der auch mit Blick auf personelle Ausfälle feststellt: „Wenn beim TuS drei, vier, fünf Leute ausfallen, ist das was anderes als wenn bei uns so viele fehlen.“
Duelle gegen den TuS Haltern am See, stellt auch Dennis Schulz fest, „bringen beiden Teams nichts“. Ähnlich sieht es auch Benedict Kuss, für den es gemeinsam mit Nico Martinez die erste Stadtmeisterschaft der Senioren als Trainer war.
„Es muss sich was ändern“
„Man ist mitten in der Vorbereitung und dann trifft man auf Gegner, die man sich nicht aussuchen kann“, stellt er fest. Nicht optimal, aber eben auch nicht vermeidbar bei einer Stadtmeisterschaft mit allen Vereinen aus unterschiedlichen Spielklassen.
Eine Stellschraube könnte hingegen der Modus sein. „Es ist super, super schwierig, allen gerecht zu werden“, weiß Kuss, der sich aber auch eine verkürzte Version wünschen würde.
„Ich weiß nicht genau wie, aber es muss sich was ändern“, sagt Hullerns Marco Masannek. „Ich weiß nicht, ob eine ganze Woche noch sein muss.“ Bossendorfs Trainer schlägt vor, die Dauer der einzelnen Spiele (aktuell mit Ausnahme des Finales 60 Minuten) zu verkürzen, um das Turnier auf weniger Tage komprimieren zu können.
„Vielleicht könnte man eine andere Lösung finden, sodass nicht beide Wochenenden geblockt sind. Für Vereine ist das sehr auch viel Aufwand, zwei Wochenenden volle Kapelle zu haben“, so Dennis Schulz aus Sicht des Ausrichters. „Ich kann aber auch die andere Perspektive verstehen. Das hat sich ja über Jahre etabliert.“
Modus für Michael Onnebrink nicht mehr zeitgemäß
Michael Onnebrink sieht eine Änderung des Modus als unbedingt notwendig an. „Was das Sportliche angeht, sehe ich es genauso wie Lukas Große-Puppendahl. Es muss über den Modus geredet werden, der ist nicht mehr zeitgemäß. Eine Woche da rumzuturnen, ist Quatsch.“
Der Flaesheimer Trainer glaubt auch nicht, dass eine kürzere Stadtmeisterschaft zu Einbußen bei den Einnahmen des Ausrichters führen würde. „Wenn es an einem Wochenende gespielt werden würde, hättest du alle Mannschaften die ganze Zeit da“, erklärt er. Dann, so die Vermutung, würden auch die Einnahmen nicht schlechter, vielleicht sogar besser sein.

Onnebrink hat im Laufe der Jahre schon zahlreiche Halterner Stadtmeisterschaften miterlebt. Für Marco Gruszka, dem neuen Trainer des ETuS, war es dagegen die erste. „Ich fand‘s nicht so schlecht“, sagt er über den Modus. „Ich beschwere mich da nicht, man konnte ja früh damit planen.“
Reichlich Zeit haben alle Beteiligten auch noch, um über das Turnier im nächsten Jahr zu debattieren. Am 26. Dezember findet erst mal wie gewohnt die Hallenfußball-Stadtmeisterschaft statt. Und bei der gibt es wohl tatsächlich nichts zu diskutieren. Der Modus mit Spielen vom Vormittag bis zum frühen Abend des zweiten Weihnachtstages ist ein absoluter Publikumsmagnet und auch bei Spielern und Trainern ziemlich beliebt.
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