Ein Spiel wie nahezu jedes andere in der Kreisliga C? Ja, man hätte wahrscheinlich kaum ein Wort oder nur wenige Zeilen über das verloren, was während der Partie zwischen dem FC Leusberg II und Concordia Flaesheim II am 7. April passierte. Denn 90 Minuten lang ist die Lage auf dem Sportplatz an der Strünkedestraße im Recklinghäuser Süden ziemlich entspannt. Dann aber wird es turbulent – Polizeieinsatz inklusive.
Knapp sechs Wochen später hat nun das Kreissportgericht das Wort – und es ist im Vereinsheim des SV Titania Erkenschwick ein vergleichsweise langer Abend, der allen Beteiligten ins Haus steht. Da sind auf der einen Seite die Sportrichter Dieter Lasarz, Andreas Kozole, Thorsten Jaring und Steven Fischer und auf der anderen die Verfahrensbeteiligten aus Leusberg und Flaesheim. Die Liste der Zeugen ist lang, dazu gibt es drei schriftliche Stellungnahmen. Chronologisch in Kurzform aufgezählt heißt das: 18:30 Uhr Beginn, 21:09 Uhr Ende der Zeugenvernahme, danach Beratung der Kammer, 21:47 Uhr Urteilsverkündung.
Kaum jemand, zumindest in diesem Punkt herrscht Einigkeit bei allen Zeugenaussagen, hätte an jenen April-Sonntag damit gerechnet, dass es noch zu solchen Eskalationen kommt. Kurz vor Schluss gelingt Flaesheim beim Aufstiegsaspiranten der Ausgleichstreffer zum 3:3. Der Jubel der Gäste ist groß. Aber was nach Abpfiff dann wirklich im Detail passierte, es wird wohl nie so richtig aufzuklären sein.
Der Flaesheimer Cain Daniel jedenfalls soll demonstrativ vor der gegnerischen Bank gejubelt haben. Danach eskaliert die Situation und es kommt nach Leusberger Darstellung zu verbalen Beleidigungen der Gäste, die die Flaesheimer allerdings entschieden zurückweisen.
Spieler wehren sich gegen Rote Karten
Jedenfalls eskaliert binnen Sekunden die Situation. Längst mischen zwar nicht alle Spieler in dieser Rudelbildung mit, aber es sind viele. Schiedsrichter Stefan Naß pickt sich die beiden Kicker Julian Gold (Leusberg) und Ben Asholt (Flaesheim) heraus und zeigt ihnen die Rote Karte. Beide können das bis heute nicht nachvollziehen und argumentieren, dass sie ihre Mitspieler nur schützen wollten. Asholts Schienbeinschoner fliegen durch die Luft. „Ich war sauer, aber ganz bestimmt wollte ich nicht Richtung Schiedsrichter werfen“, so der Flaesheimer.

Viel mehr als diese Szene dürfte den Unparteiischen allerdings ein anderer Vorfall beschäftigt haben. Stefan Naß wurde von einem Zuschauer angegangen und beleidigt, spricht im Nachklang von vier Tagen Schlafproblemen und psychologischer Behandlung. Sein Kreislauf sei während der Ereignisse weggesackt, er wird noch am Platz behandelt. Der Referee ruft unmittelbar nach Spielschluss auch die Polizei – und berichtet während der Spruchkammer-Sitzung, dass der Zuschauer inzwischen ermittelt worden sei. Sportrichter Steven Fischer macht diese Geschichte in einem Wortbeitrag wütend. „Dass ein Schiedsrichter hier als Opfer sitzt, ist nur peinlich für den Fußballkreis.“
300 Euro Strafe für beide Vereine
Ein ganz neuer Aspekt kommt indes während der Zeugenbefragung auf. In den Fokus wird nun auch der Leusberger Spieler Hüseyn Sahin rücken, der ebenfalls in die Rudelbildung involviert gewesen sein soll. Gegen ihn, so der Kammer-Beschluss, wird ein gesondertes Verfahren eingeläutet. Gleiches gilt für den Halterner Cain Daniel.
Rotsünder Julian Gold hat seine Sperre inzwischen abgesessen. Ben Asholt werden insgesamt zehn Spiele aufgebrummt. Zudem müssen beide Vereine 300 Euro Strafe zahlen und haben bis zum 30. September noch einen Gewaltpräventionsseminar-Pflichttermin beim FLVW-Vereinsassistenten Karim Bouharrou.