„Das ist das große Problem“ Wie sich Karim Bouharrou gegen Gewalt im Fußball einsetzt

„Das ist das große Problem“: Karim Bouharrou setzt sich gegen Gewalt im Fußball ein
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Als Reaktion auf Eskalationen auf Sportplätzen hatte der Fußballkreis Recklinghausen im November 2022 ein Maßnahmenpaket beschlossen. Dazu gehört seitdem die Möglichkeit, Mannschaften oder Verantwortliche zu einer Teilnahme an einer Vereinsberatung zur Gewaltprävention zu verpflichten.

Diese führt Karim Bouharrou (50), seit vergangenem Jahr Vereinsassistent im Fußballkreis, durch. Einige Male hat er Vereine schon besucht, zum Beispiel den FC 96 Recklinghausen oder ein Junioren-Team von SW Meckinghoven.

Zuletzt wurden Fenerbahce Marl III sowie der SV Schermbeck IV und der TSV Raesfeld III dazu „verdonnert“. Die Marler, weil ein Spieler ihres Teams bei der Partie gegen den TuS Sythen II auf den Schiedsrichter losgegangen war. Die Schermbecker und Raesfelder, weil das direkte Duell der beiden Mannschaften ebenfalls eskalierte, zwei Spieler wurden mit insgesamt 82 Partien Sperre bestraft.

Viele kennen nicht alle Regeln

Die Vorfälle, die zur verpflichtenden Teilnahme an der Beratung führten, sind normalerweise aber nicht Thema dieser, verrät Karim Bouharrou. „Sonst drischt man schnell auf einen ein“, sagt er. „Wir sprechen lieber etwas allgemeiner.“ Es gehe nicht darum, den Mannschaften das zurückliegende Fehlverhalten aufzuzeigen.

Als „Vorbeugemaßnahme, um gewisse Sachen im Vorfeld im Keim zu ersticken“, bezeichnet der langjährige Schiedsrichter die Vereinsberatung. „Wie verhalten sich Spieler? Welche Ansprüche haben sie an den Schiri? Warum eskalieren Situationen und wie kann man das im Vorfeld am besten unterbinden? Darum geht es unter anderem“, erklärt er.

Als Unparteiischer, der seit 26 Jahren aktiv ist, kann Bouharrou den Teilnehmern gute Einblicke in die Arbeit und Entscheidungsfindung der Schiedsrichter geben. „Das große Problem im Fußball ist, dass die, die den Sport ausüben, die Regeln größtenteils nicht kennen“, sagt er.

Wenn er den Teilnehmern erkläre, warum ein Schiedsrichter so entscheidet, wie er es eben macht, stoße das immer auf viel Verständnis. „Im Spiel kannst du das aber nicht so in Ruhe erklären.“ Der Austausch sei bislang immer sehr gut gewesen. Als Beispiel nennt er das Treffen mit der Jugendmannschaft Meckinghovens.

„Viel Potenzial, um Gewalt und Unsportlichkeitenvorzubeugen“

Die Spieler hatten die Möglichkeit, auf Augenhöhe mit einem Schiedsrichter zu sprechen. „Hier werden die Spieler gehört und man erklärt ihnen, warum und weshalb wir Schiedsrichter so oder so handeln.“ Am Ende habe es viel Verständnis auf beiden Seiten gegeben. „Daher bin ich davon überzeugt, dass wir in Zukunft auch in diesem Bereich mehr miteinander reden müssen.“

Doch nicht nur die Regekunde ist ein wichtiges Thema. „Wir wollen die Spieler auch sensibilisieren – für sich selbst, aber auch dafür, auf Mitspieler zu achten. Dass man vielleicht mal was sagt, wenn man merkt, jemand hat einen schlechten Tag und da könnte sich was anbahnen. Das steht bei niemandem auf der Stirn, aber es gibt Anzeichen.“

Karim Bouharrou ist überzeugt von den Vereinsbesuchen im Auftrag der Spruchkammer. Die bisherige Resonanz war positiv. „Ich sehe hier noch viel Potenzial, um Gewalt und Unsportlichkeiten im Vorfeld vorzubeugen.“

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