Der Halterner Fabio Zadrozny absolvierte im Spätsommer seinen ersten Ironman.

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Platz 8: Zadrozny trotzt allen Widrigkeiten und Problemen bei seinem ersten Ironman

rnJahresrückblick

Wir präsentieren die Top-Ten des Halterner Sportjahres. Auf Platz 8: Die Geschichte von Fabio Zadrozny, der seinen ersten Ironman absolviert hat - was er danach erst mal realisieren musste.

Haltern

, 24.12.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Fabio Zadrozny (19) hatte das ganze Jahr trainiert, um einen Ironman zu absolvieren und Ende August war es endlich soweit. Mit dem Ziel, den Mega-Triathlon zu schaffen, ging er in Hamburg an den Start. Am Ende schaffte er noch weitaus mehr, obwohl er zwischenzeitlich mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen hatte. Nach dem Triathlon überraschte den jungen Athleten vor allem eines.

„Es war echt ein geiles Gefühl, gar nicht beschreibbar“, sagt der Halterner über seine Emotionen beim Zieleinlauf. „Es war auch ein erleichterndes Gefühl“, sagt er, „das Training hat sich ausgezahlt“. 12 Stunden hatte er sich als zweites Ziel nach dem grundsätzlichen „Finishen“ gesetzt. Am Ende kam er nach 11 Stunden, 46 Minuten und 6 Sekunden an.

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„Ich hatte mich dann erst mal auf eine Bank gesetzt, an meiner Apfelschorle genuckelt und mit der Rettungsdecke überm Kopf versucht, das zu realisieren“, erzählt Zadrozny.

„Den letzten Kilometer bin ich gefühlt gerannt“

Die Schmerzen in seinen Beinen machten es ihm aber einfach, zu merken, dass er nicht träumt. Nach 3,862 Kilometern im Wasser, 180,246 Kilometern auf dem Rad und etwa der Hälfte der Marathondistanz setzten die ersten Krämpfe in seinen Waden ein.

„Ich konnte von da an nur noch maximal einen Kilometer laufen, musste dann immer 100 bis 200 Meter gehen, um die Krämpfe wegzubekommen“, so der 19-Jährige. „Was die Energie angeht, war es echt in Ordnung, aber die Krämpfe haben mich da etwas geplagt.“

Fabio Zadrozny war am Ende zufrieden mit seiner Zeit.

Fabio Zadrozny war am Ende zufrieden mit seiner Zeit. © Privat

Auf den letzten Metern waren aber auch die Schmerzen in den Beinen wieder vergessen. „Ich hatte so viel Adrenalin, dass ich das für den letzten Kilometer abgeschaltet habe“, erzählt er. „Es war ein total geniales Gefühl, den letzten Kilometer bin ich gefühlt gerannt.“

Zuvor hatte er aber auch noch mit anderen Widrigkeiten zu kämpfen. Nachdem er beim Schwimmen seine anvisierte Zeit von 80 Minuten um rund 16 Minuten übertroffen hatte, musste er in der Wechselzone - in der alles für die nächste Etappe vorbereitet wird - „erst mal meine Beine wieder finden“. Durch das kalte Wasser seien die ziemlich taub gewesen. „Die ersten Meter waren dann schwer“, so der Halterner.

Rückblickend, sagt er, hätte er beim Schwimmen sogar noch schneller sein können. „Aber man will es ja nicht bei der ersten Disziplin direkt übertreiben.“ Das tat er dann aber anfangs auf dem Rad. „Nach einem anfänglichen Adrenalinschub, durch den ich zu schnell war, habe ich mich gezügelt“, erklärt Fabio Zadrozny.

„Die ersten ein, zwei Kilometer taten ganz gut weh“

Angepeilt war eigentlich „nur“ ein Schnitt von 30 Kilometern pro Stunde. Am Ende war er einen halben Km/h schneller. 5 Stunden und 52 Minuten hatte er letztendlich für die 112 Meilen mit dem Fahrrad gebraucht.

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Probleme bereitete ihm während der Fahrt das Essen. „Ich hatte anfangs etwas zu wenig gegessen“, erzählt er. Dadurch habe er zwischenzeitlich einen Hungerast bekommen, ehe er die Kalorienzufuhr erhöhte. Damit konnte er seinen angepeilten Schnitt dann locker herunterfahren.

Als er danach mit der letzten der drei Disziplinen startete, waren es - wie schon nach dem Schwimmen und später mitten im Marathon - wieder die Beine, die ihm Probleme bereiteten. „Die ersten ein, zwei Kilometer taten ganz gut weh, die Beine waren noch ans Rad gewöhnt.“

Schmerzen hatte er Stunden nach seinem Zieleinlauf auch wieder, als er schlafen wollte. „Meine Beine taten so weh, ich wusste gar nicht, wie ich mich hinlegen soll“, erzählt Zadrozny. Letztendlich konnte er gerade mal dreieinhalb Stunden schlafen.

Viele Nachrichten vor und nach dem Ironman

„Ich war dementsprechend morgens echt fertig“, sagt er. Das hätten ihm auch viele, mit denen er nach dem Ironman gesprochen hatte, gesagt. „Der Tag danach war, was die Schmerzen angeht, übrigens noch schlimmer.“

Nach kurzer Pause war er aber schnell schon wieder schwimmen und auch im Fitnessstudio war der Halterner schon wieder zu sehen. Besonders gefreut haben ihn derweil die zahlreichen Reaktionen, die er von verschiedensten Leuten bekommen hat.

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„Am Sonntag (als er am Ironman teilnahm, Anm. d. Red.) habe ich auf allen Kanälen von bestimmt 250 Leuten Nachrichten bekommen“, erzählt er, „das hat mich besonders beeindruckt“.

Auch vorab hätten ihm schon viele geschrieben, Freunde hätten ihm unter anderem minutenlange Sprachnachrichten geschickt, um ihn zu motivieren. „Das hat mich noch mal enorm gestärkt“, sagt Fabio Zadrozny. Auch vor Ort hatte er einige Unterstützer.

Beim nächsten Mal will Fabio Zadrozny weniger Hinterräder sehen

Sowohl seine Großeltern als auch seine Eltern und seine Schwester waren vor Ort und feuerten den Halterner an. Zudem habe er sich auch unter den vielen anderen Teilnehmern sehr wohlgefühlt. „In dieser Ironman-Familie, so kann man das schon nennen, konnte man gut mit allen ins Gespräch kommen“.

Nur nicht beim Frühstück einen Tag vor dem Wettkampf. Denn da saß Zadrozny mit seiner Familie komplett alleine. „Ich hatte eine Woche vorher angefangen, meinen Schlafrhythmus umzustellen“, erzählt er. Denn da der Ironman in Hamburg für ihn gegen 7 Uhr begann, wollte er vorbereitet sein. „Ich bin dann meistens um 5 Uhr aufgestanden.“

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Damit eine Woche vorher anzufangen habe gut gepasst. All die Mühen haben sich letztendlich gelohnt, der 19-Jährige hat seine Ziele alle erreicht. Wird es der erste und letzte Ironman für den Halterner gewesen sein?

„Auf der Langdistanz möchte ich noch schneller werden und es schaffen, dass ich nicht nochmal Krämpfe kriege und beim Radfahren nicht mehr so viele Hinterräder sehe.“ Das Kapitel Ironman ist für Fabio Zadrozny - so scheint es aktuell zumindest - also noch längst nicht abgeschlossen.