Virginia statt Kalifornien Jan Marpe wechselt die Uni und hat Plan A und B für die Zukunft

Von der West- an die Ostküste der USA
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„Man muss sich immer neu einleben, aber das ging jetzt relativ schnell“, erzählt Jan Marpe (20). Im August 2021 war er mit einem Stipendium in die USA gezogen, um in San Francisco (Kalifornien) zu studieren und Fußball zu spielen, lehnte dafür auch ein Angebot von Regionalligist Rot-Weiß Oberhausen ab. Mittlerweile hat er das Saint Mary‘s College aber wieder verlassen, um an die Old Dominion University in Norfolk, Virginia zu wechseln.

„Ich war sportlich einfach nicht mehr zufrieden“, erklärt der Halterner seinen Wechsel von der West- an die Ostküste der USA. „Ich hatte beispielsweise nicht mehr das Gefühl, dass ich mit der Mannschaft die Conference gewinnen könnte.“ Die sogenannte „Conference“ ist die Liga, in der er spielt. Davon gibt es einige in den USA, die Sieger qualifizieren sich dann für einen weiteren Wettbewerb.

Was ihn auch an seiner alten Uni störte: „Unser Trainer hatte seine Lieblinge.“ Es habe mehrere Spieler gegeben, die eigentlich die bessere Wahl für einen Stammplatz gewesen wären, aber meist nur auf der Bank saßen. „Das war unfair“, sagt der Linksverteidiger, der anfangs ebenfalls nicht zum Einsatz kam, dann aber aufgrund einer Erkältung seines Teamkollegen spielte, die Chance nutzte und später ins „Freshman Team of the Year“ gewählt wurde.

Jan Marpe hatte auch Angebote aus Wisconsin und New York

Diese besondere Auszeichnung war auch einer der Gründe, warum er sich keine Sorgen machte, eine andere Universität zu finden. Die Entscheidung, das Saint Mary‘s College zu verlassen, fiel schnell. Was folgte war die Anmeldung in einem Transfer-Portal, auf das alle Trainer des Landes Zugriff haben und über das sie sich dann bei für sie interessanten Spielern melden können.

Der weitere Prozess sei quasi der gleiche gewesen wie schon bei seinem Wechsel von Deutschland in die USA. „Ich habe dann mit vielen Unis Kontakt gehabt, beispielsweise auch mit welchen aus Wisconsin und New York“, erzählt Jan Marpe. Die Old Dominion University machte letztendlich das beste Angebot, sodass er sich für einen Wechsel nach Virginia entschied.

Jan Marpe im neuen Dress: Der 20-jährige Halterner studiert seit August 2022 an der Old Dominion University, wo er auch Fußball spielt.
Jan Marpe im neuen Dress: Der 20-jährige Halterner studiert seit August 2022 an der Old Dominion University, wo er auch Fußball spielt. © Privat

Damit wechselte er nicht nur von einem Ende des Landes ans andere, sondern auch in eine deutlich stärkere Liga. „Das ist die zweit- oder drittbeste Conference in den USA“, sagt er. Mit seiner Mannschaft landete er auf dem sechsten von neun Plätzen. „Das ist verbesserungswürdig, aber wir hatten auch ein relativ neu zusammengestelltes Team“, erklärt Jan Marpe, der mit einigen Kommilitonen ein Haus in der Nähe des Campus gemietet hat.

Deutlich vor dem Saint Mary‘s College

Ausgezahlt hat sich der Wechsel dennoch. Im landesweiten Ranking aller Uni-Teams landete er mit seiner Mannschaft auf Platz 89 von circa 215 Universitäten. „Saint Mary‘s steht irgendwo rund um Platz 130. In der Saison davor, als ich da war, waren wir auf Platz 65“, verrät er. Seine Entscheidung, zu wechseln, kam also zur richtigen Zeit. Die Einschätzung, dass es in San Francisco eher schlechter als besser werden würde, erwies sich als korrekt.

Aktuell wird wieder nicht gespielt, die neue Saison beginnt erst im Spätsommer. Somit hat Jan Marpe auch etwas mehr Zeit für andere Dinge - und um sich auf sein Studium zu konzentrieren. Akademisch läuft es gut bei dem 20-Jährigen. „Im ersten Semester hatte ich einen 4,0er-Durschschnitt, das entspricht einer 1,0 in Deutschland“, erklärt er.

Vier Kurse belegt er derzeit, fünf waren es im Semester davor. „Wenn man die Uni wechselt, können nicht immer alle gesammelten Credits mitgenommen werden“, so der Psychologie-Student. Deswegen hatte er im ersten Semester an der neuen Universität direkt einen Kurs mehr belegt.

Bundeswehr und Medizinstudium?

„Es gibt hier aber auch ein Programm, bei dem man zentrale Klausuren schreiben kann, die Kurse ersetzen - zwei habe ich mir so schon erspart.“ Anfang Mai endet das Semester. Wenn weiterhin alles gut läuft, kann er dann schon ein Jahr später seinen Abschluss feiern.

Zeit für Sightseeing hat Jan Marpe zwischen Studium und Fußballspielen auch noch ab und an. Hier steht er vor der Freiheitsstatue in New York.
Zeit für Sightseeing hat Jan Marpe zwischen Studium und Fußballspielen auch noch ab und an. Hier steht er vor der Freiheitsstatue in New York. © Privat

Wie es danach weitergeht, hängt auch stark von seinen sportlichen Leistungen ab. „Wenn ich in der nächsten Saison nicht gedraftet werde, geht‘s zurück nach Deutschland“, sagt Marpe. Beim „Draft“ sichern sich US-amerikanische Profivereine Nachwuchsspieler, die das College abgeschlossen haben.

Sollte er nach Deutschland zurückkehren, „muss ich gucken, wie es fußballerisch weitergeht“. Für den Rest hat er aber bereits einen Plan: „Ich habe schon überlegt, dass ich dann wahrscheinlich noch Medizin studieren möchte - vielleicht bei der Bundeswehr.“ Erst mal hat er aber noch über ein Jahr in den USA vor sich.

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