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Flaesheim-Urgestein Brockmann: „Es war immer eine Herzensangelegenheit“
Sportporträt
Gründungsmitglied Gerhard Brockmann war mehr als 50 Jahre lang als Kassierer bei Concordia Flaesheim tätig. Er erzählt von großen Summen, flüchtenden Zuschauern und einem rührenden Moment.
Langjährige Mitglieder gelten als die tragenden Stützen vieler Sportvereine. Mittlerweile sind allerdings 50-jährige Mitgliedschaften eher selten geworden. Doch der Halterner Gerhard Brockmann setzt da noch einen drauf.
Er sorgt seit mehr als 50 Jahren als Mitglied und ehrenamtlicher Kassierer für den reibungslosen wirtschaftlichen Ablauf der Vereinsgeschäfte von Concordia Flaesheim - und soll dafür bald mit dem Sportehrenabzeichen der Stadt Haltern ausgezeichnet werden.
„In all den vielen Jahren hat meine Kasse immer gestimmt“, sagt er stolz. Begonnen hat diese Erfolgsgeschichte bereits im Jahr 1969, als er von seinem damaligen Nachbarn, Bürgermeister Ludwig Deitermann, darauf angesprochen wurde.
Und so wurde er am 7. Juni 1969 mit gerade mal 23 Jahren nicht nur Gründungsmitglied, sondern übernahm auch gleich die besondere Vertrauensstellung des Kassierers mitsamt der dafür notwendigen Buchführung und der Mitgliederverwaltung.
Als Postbeamter mit einer fundierten kaufmännischen Ausbildung fühlte er sich der Aufgabe gewachsen und wurde damals von zwei Hauskassierern unterstützt. Die gingen regelmäßig im Dorf von Tür zu Tür, um die Beiträge von 50 Pfennigen für Kinder, einer Mark für Jugendliche und 1,50 Mark für Erwachsene einzusammeln.
1974 erhielt Flaesheim für damalige Verhältnisse einen „gewaltigen Betrag“
„Das war schon eine echte Aufgabe, denn oft mussten die Kassierer einen Zwischenstopp bei einem Kaltgetränk auf dem Sofa einlegen“, erzählt er mit einem Lächeln. Zu Anfang kamen so etwa 180 Mark im Monat an Hartgeld zusammen, die Brockmann gewissenhaft prüfte, zu Münzrollen rollte und danach zur Bank brachte.
Eine weitere Herausforderung waren die Heimspiele, denn in den ersten Vereinsjahren wurden auch dort die Eintrittsgelder zu den Spielen auf dem Sportplatz noch direkt in bar kassiert. Brockmann erinnert sich: „Wir sind damals immer zu zweit rumgegangen, doch es gab auch welche, die sind vor uns hergelaufen.“
Ähnlich war es auch bei den ab Mitte der 70er-Jahre beginnenden Volksläufen. Auch da wurde vor Ort alles bar kassiert, in Münzsäckchen nach Hause geschleppt und danach zuerst mühsam von Hand gezählt.
In die wichtigen Bereiche der Mitgliederverwaltung investierte Brockmann ebenfalls viel Zeit. Bis etwa 1975 listete er die Zu- und Abgänge zuerst in Heftform akribisch auf. Danach ging es mit Karteikarten und Listen weiter, bis er etwa 1990 ein erstes eigenes Verwaltungsprogramm auf dem PC nutzen konnte. Damit wurden dann auch die notwendigen Meldungen an die Verbände wesentlich erleichtert.
Brockmann, der es als Postangestellter an der Innenkasse beruflich gewohnt war, mit Geld zu arbeiten, kam dann doch einmal so richtig ins Schwitzen, als 1974 von der Gemeinde 20.000 Mark für den Sportplatzbau überwiesen wurden. „Wenn auch nur für kurze Zeit, war das damals schon ein gewaltiger Betrag auf dem Konto“, erinnert er sich.
Gerhard Brockmann arbeitete schon mit sechs Vorsitzenden zusammen
Brockmann nennt vor allem die wirtschaftlich korrekte, finanzielle Begleitung der Großprojekte im Verein als seine verantwortungsvollste Tätigkeit. Dazu gehörten unter anderem der Bau des Rasenplatzes, einer Tribüne, des Kabinengebäudes, des Tennisplatzes und die Errichtung des Schießstandes unter der Turnhalle. Dazu kamen die Aufgaben im laufenden Sportbetrieb, die fristgerechte Abgabe der Steuererklärungen und Anträge an den Landessportbund.
Besonders berührt haben ihn aber die ersten vom Verein veranstalteten Spielfeste mit Kindern der Haardklinik und der Lebenshilfe Haltern-Marl, damals noch unter dem Begriff „Behindertensportfest“ bekannt. „Die Freude und Herzlichkeit dieser Kinder berührt mich noch heute und als mir die Kinder stolz ihre beim Elfmeterschießen eingesammelten 10-Pfennigstücke brachten, musste ich vor Rührung erstmal schlucken“, erzählt er.
Brockmann, der zum 1. September 2021 ins zweite Glied zurückgetreten ist, sagt lachend: „Ich habe mittlerweile fünf verschiedene Vorsitzende erlebt, der sechste ist aktuell noch im Amt.“ Er freut sich aktuell über 800 Mitglieder und will mit seiner Erfahrung auch in Zukunft den Verein weiter unterstützen. „Die Arbeit für den Verein war für mich immer eine echte Herzensangelegenheit.“
Seit Jahren freier Mitarbeiter der Redaktion Haltern am See. Er fotografiert und berichtet über das lokale Geschehen und betreut die Serie „Das Sportporträt“. Darüber hinaus berichtet er in Wort und Bild über aktuelle sportliche Großereignisse im Outdoorbereich , wie Reitturniere, Laufveranstaltungen, Radrennen und Kartsport.
